Hamburg. Das 65-Meter-Gebäude nähert sich der Fertigstellung – wird jedoch teurer als geplant. So viele Eigentumswohnungen sind noch frei.

Die Laune von Fabian von Köppen passte perfekt zum Bilderbuch-Winterwetter in der HafenCity. Der Geschäftsführer der Garbe Immobilien-Projekte GmbH gewährte jetzt mit seinem Team im Rahmen der Fachkonferenz „Urban Timber“ einen Einblick in das Innere von Deutschlands höchstem HolzhochhausRoots (auf Deutsch: Wurzeln), das in der Nähe der Elbbrücken entsteht.

„Ich bin total stolz“, sagte von Köppen bei einem Vor-Ort-Termin. „Es ist ein Ausnahmeprojekt und war bisher eine der größten Herausforderungen, die ich in meinem beruflichen Leben meistern musste. Jetzt sind wir fast fertig. Das fühlt sich großartig an.“

HafenCity: Roots – Hochhaus aus Holz ist „eines der spannendsten Bauprojekte“

Derzeit wird auf der Baustelle mit Hochdruck an der Fertigstellung gearbeitet. Im Inneren werden Wände eingezogen, Leitungen verlegt, und die Bodendämmung wird installiert. Für die bundesweite Initiative „Koalition für Holzbau“, die sich für nachhaltiges Bauen mit Holz beschäftigt, ist das Roots ein Meilenstein.

Fabian von Köppen von Garbe Immobilien-Projekte ist stolz auf Deutschlands höchstes Holzhochhaus.
Fabian von Köppen von Garbe Immobilien-Projekte ist stolz auf Deutschlands höchstes Holzhochhaus. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

„Es ist eines der spannendsten Holz-Bauprojekte der vergangenen Jahre, das vor der Vollendung steht“, erklärte Immobilen-Projektentwickler und Sprecher der Initiative „Koalition für Holzbau“, Lorenz Nagel. „Holz ist der professionellste Baustoff, wenn wir die Bau-Wende ernst nehmen wollen. Ich bin Hamburger und zu sehen, dass ein Leuchtturmprojekt hier entsteht, freut mich besonders. Hamburg kann ein Boden für Innovation sein.“

HafenCity: Holzhochhaus Roots – Bau war riesige Herausforderung

Viel Lob, das für die Mühen der vergangenen acht Jahre entschädigen dürfte. Hinter dem Hamburger Unternehmer liegen intensive und nach eigenen Aussagen durchaus schmerzhafte Jahre. 2016 bewarb sich die Firma Garbe Immobilien-Projekte um das Filet-Grundstück in der Nähe des Elbtowers – der geplante Wolkenkratzer, zu dem kürzlich bizarre Pläne vorgestellt wurden. Eine Herausforderung jagte die nächste, weil es mit einem Holzgebäude dieser Größenordnung in Sachen Normen und Standards schlicht keine Erfahrungswerte gab.

In einem Modell wurden Themen wie Statik, Brandschutz und Schalldämmung getestet. „Es ist eben etwas anderes, ob man ein Einfamilienhaus aus Holz plant und umsetzt, oder ob man in über 60 Metern Höhe Fassadenteile aus Holz montiert“, so von Köppen. 2021 konnte letztlich mit dem Bau begonnen werden.

HafenCity: Holzhochhaus Roots wird später fertig und teurer

Ursprünglich sollte der 65 Meter hohe Bau bereits Ende 2023 komplett fertiggestellt sein. Doch zwei Überschwemmungen der Baugrube sorgten für eine Verzögerung. „Wir sind jetzt knapp drei Monate im Verzug. Im März soll das Gebäude fertig sein, im Mai werden die ersten Eigentumswohnungen übergeben“, sagte von Köppen.

„Alle Wohneinheiten an die Eigentümer zu übergeben, dauert rund drei Monate. Wir schaffen vier Wohnungen pro Tag. Jeder Käufer will schließlich genau schauen, ob die Fußleisten passen, ob die Steckdosen am richtigen Ort sind oder ob es irgendwelche Macken gibt.“

Das vom Architekturbüro „Störmer Murphy and Partners“  entworfene Holzhochhaus Roots ist 65 Meter hoch und befindet sich ganz in der Nähe des Elbtowers.
Das vom Architekturbüro „Störmer Murphy and Partners“  entworfene Holzhochhaus Roots ist 65 Meter hoch und befindet sich ganz in der Nähe des Elbtowers. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Roots in der HafenCity: 16 Eigentumswohnungen noch nicht verkauft

Ein Teil des Gebäudes ist derweil bereits in Betrieb. Der Gebäudetrakt, in dem sich die 56 öffentlich geförderten Wohnungen (zwei bis fünf Zimmer, 6,80 Euro pro Quadratmeter) befinden, wurden zum 1. Januar bezogen. „Wir haben in Hamburg zu wenig geförderte Wohnungen. Daher tat es uns bei jedem einzelnen Fall, in dem wir jemandem sagen mussten, dass es nicht klappt, extrem weh“, sagte von Köppen.

Ein wenig schmerzt den Garbe-Geschäftsführer auch die Tatsache, dass in dem Holzhochhaus an der Elbe noch nicht alle Eigentumswohnungen, die im Schnitt 10.000 Euro pro Quadratmeter kosten, verkauft sind. Von den 136 Wohnungen – 48 bis 112 Quadratmeter – sind noch 16 verfügbar. „In den vergangenen Monaten war die Nachfrage geringer, aber sie zieht gerade wieder an“, so von Köppen. „Durch das jetzt geringere Zinsniveau kommen wieder mehr Kunden auf uns zu.“

HafenCity: Roots – besonderes Gastronomiekonzept geplant

Zugeschlagen hatte auch die Deutsche Wildtier-Stiftung, die im Roots auf 2200 Quadratmetern mit einer multimedialen Dauerausstellung zu Natur- und Artenschutz, einem Naturfilmkino und einer Lernwerkstatt einzieht. „Die Übergabe hat bereits stattgefunden“, so von Köppen.

Weit fortgeschritten sind auch die Planungen für den 540 Quadratmeter großen Gastronomiebereich. Was genau dort geplant ist, dazu schweigt Garbe Immobilien-Projekte noch. Von Köppen: „So viel sei aber gesagt: Die Stiftung verfügt über ein eigenes Gut, auf dem Wildfleisch hergestellt wird. Es wird ein ungewöhnliches Restaurant mit Bezug zu Gut Klepelshagen werden. Das wird super lecker.“

Das spektakuläre Gebäude in Hamburg machte auch vielen Experten in der Immobilienbranche Appetit. So haben sich nationale und ausländische Investorengruppen vor Ort über das Roots informiert. Das Problem: Vielen Interessenten war der Bau in Hamburg schlicht zu niedrig. „Es war durchaus unsere Hoffnung, international für Aufsehen zu sorgen“, so von Köppen. „Aber unser Gebäude ist mit 65 Metern Höhe im internationalen Vergleich gefühlt nicht mal ein Hochhaus. Das Feedback war: Es ist ja ganz nett, und es ist aus Holz, aber geht es nicht auch in doppelter oder dreifacher Höhe?“

HafenCity: Holzhochhaus wird bis zu 15 Prozent teurer als geplant

Die klare Antwort: nein. Mehr als 65 Meter Höhe wäre wirtschaftliches Harakiri. „Alles über 65 Meter ist aus Holz praktisch nicht machbar. Es würden dann Brandschutznormen greifen, die schlicht unbezahlbar sind. Und glauben Sie mir: Wir haben schon beim Roots die Materialien bis an die äußersten Grenzen belastet“, gestand von Köppen offen ein.

Das gilt im Übrigen auch für das Budget. Das ursprünglich für 140 Millionen Euro geplante Gebäude wird teurer als geplant. „Wir gehen derzeit davon aus, dass das Roots zwölf bis 15 Prozent teurer wird. Das hat teilweise mit der Holzbauweise zu tun, viel aber auch mit generellen Preissteigerungen“, so von Köppen.

Aus Schallschutzgründen und um die Holzfassade vor Umwelteinflüssen zu schützen, wurde eine äußere Glasfassade im Roots-Hochhaus installiert.
Aus Schallschutzgründen und um die Holzfassade vor Umwelteinflüssen zu schützen, wurde eine äußere Glasfassade im Roots-Hochhaus installiert. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Auch wenn es keinen Holz-Wolkenkratzer in London, Paris oder New York geben wird, soll es in Hamburg mittelfristig einen kleinen Ableger des Roots geben. Ein Mehrfamilienhaus mit dem Projektnamen „Response“ (auf Deutsch: Antwort) könnte bereits im kommenden Jahr gebaut werden.

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„Der Name passt gut, weil wir Antworten auf die Wohnungsnot in Hamburg liefern wollen“, sagte von Köppen. „Wir planen den Bau südlich der Elbe in Harburg. Wir haben bereits einen Prototypen entworfen und wollen zeigen, dass wir mit Holz günstig und klimaneutral Wohnraum schaffen können.“

Noch fehlen aber die Genehmigungen. „Das ist leider das Nadelöhr gerade. Der Politik sei gesagt, dass wir das beschleunigen müssen. Es darf nicht so langsam sein wie bisher“, so die Forderung vom Garbe-Geschäftsführer. Das Projekt in Harburg ist jedoch noch Zukunftsmusik. Garbe Immobilien-Projekte legt den Fokus zunächst auf die Fertigstellung vom Roots.