Hamburg. Eigentlich sollte das an Fassaden und auf dem Dach begrünte Gebäude Moringa 2024 fertig sein. Aber daraus wird nichts. Die Gründe.
Die HafenCity ist Hamburgs wichtigstes Stadtentwicklungsprojekt. Der jüngste Stadtteil der Hansestadt wächst und wächst. Doch dann kam der Baustopp beim Elbtower. Die Lupp Gruppe als Rohbauer hat die Arbeiten seit fast zwei Wochen eingestellt, weil noch Zahlungen vom finanziell schwer angeschlagenen Immobilienunternehmen Signa ausstehen.
Noch steht nicht fest, wann es mit dem Wolkenkratzer, der mal 245 Meter hoch werden soll, weitergeht. Und auch bei einem anderen spektakulären Bauvorhaben in der HafenCity kommt es nach Abendblatt-Informationen zu Verzögerungen.
HafenCity: Das Öko-Hochhaus sollte 2024 fertiggestellt sein. Daraus wird aber nichts
Die Rede ist von Moringa. Im Oktober 2020 wurde das Projekt auf einer Pressekonferenz im Kesselhaus in der HafenCity vorgestellt. Das Öko-Hochhaus mit 13 Etagen samt begrünter Fassade sollte bis Frühsommer 2024 auf dem Baufeld 105 im Quartier Elbbrücken an der Lucy-Borchardt-Straße gebaut werden. 140 Wohnungen und 139 voll möblierte Zimmer in Wohngemeinschaften sind dort geplant.
Das Grundstück liegt zwischen Deutschlands höchstem Holzhochhaus Roots,. das im August Richtfest gefeiert hat, und dem Bürogebäude Edge HafenCity. Doch bislang ist von dem Moringa-Gebäude noch nichts zu sehen: Auf dem Areal wurden bis heute nur die Baugrube ausgehoben und rund 200 Pfähle zur Gründung in das Erdreich eingelassen. Das Projekt befindet sich rund zwei Jahre im Verzug.
Das bestätigte Vanja Schneider aus der Geschäftsführung der Moringa GmbH, die eine Tochter der Landmarken AG mit Sitz in Aachen ist. „Es haben verschiedene Faktoren eine Rolle gespielt. Die Planungen für diese komplexe Projektentwicklung haben sich länger hingezogen. Auch die Baugenehmigung haben wir erst 2022 erhalten. Zudem sind die Baukosten und die Kreditzinsen deutlich gestiegen, und bis vor einigen Monaten war es aufgrund der vollen Auftragsbücher schwierig, überhaupt eine Firma für den Rohbau zu finden“, sagt Schneider.
Immobilien Hamburg: Die Fertigstellung von Moringa ist für 2026 geplant
Aber Schneider zeigt sich zuversichtlich: „Wir sind in sehr fortgeschrittenen Vergabegesprächen mit Baufirmen für den Rohbau und gehen davon aus, dass Anfang kommenden Jahres mit dem Bau begonnen wird.“ Die Fertigstellung sei dann für Frühjahr 2026 geplant.
An den vor drei Jahren vorgestellten Planungen hat sich nichts geändert: So sollen 80 Wohnungen öffentlich gefördert sein. Das heißt, die Kaltmieten beginnen bei 6,80 Euro pro Quadratmeter. Für die nicht subventionierten 60 Wohnungen werden Mieten um die 20 Euro kalt pro Quadratmeter verlangt werden. Die 139 voll möblierten Zimmer sollen sich auf insgesamt 53 Wohngemeinschaften aufteilen.
HafenCity: Das Öko-Hochhaus soll besonders nachhaltig gebaut werden
In dem Haus, das Architekt Gerhard Wittfeld vom Büro kadawittfeldarchitektur in Aachen als „grüne Oase“ angepriesen hatte, sollen auch Aufenthaltsräume, ein Bereich zum Arbeiten und Terrassen entstehen, die von den Mietern gemeinsam genutzt werden. Außerdem sollen die Dachgärten und der Innenhof – dort können Obst und Gemüse angebaut werden – auch allen Bewohnern zur Verfügung stehen.
„Insgesamt entsteht horizontal und vertikal mehr Grünfläche, als überbaut wird“, so Wittfeld. „Die Fassade wirkt als grüne Lunge des Quartiers, indem sie kühlende und luftreinigende Funktionen übernimmt und Sauerstoff erzeugt“, sagt Architekt Wittfeld.
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Besonders ist auch die Bauweise der drei Gebäudeteile. Es ist laut Vanja Schneider das erste Hochhaus in Deutschland, das nach dem sogenannten Cradle-to-Cradle-Prinzip (wörtlich: Wiege zu Wiege, also eine konsequente Kreislaufwirtschaft) entsteht.
Diesem Prinzip folgend, so hatte Schneider bereits auf einer Pressekonferenz im Oktober 2020 erläutert „werden überall, wo es möglich ist, recycelbare und gesunde Materialien sortenrein trennbar, rückbaubar und wiederverwertbar zueinandergefügt. Das Bauwesen entwickelt sich dadurch langfristig zu einer Kreislaufwirtschaft, die Gebäude auch als eine Art Materiallager versteht.“