Hamburg. Experten hatten nahe dem Krankenhaus Groß-Sand einen Blindgänger befürchtet. Evakuierung wurde vorbereitet, Patientenbesuch verboten.

Es war durchaus das Schlimmste befürchtet worden, doch am Ende war alles halb so wild: Nachdem bei Sondierungsarbeiten im Bereich Rotenhäuser Straße in Wilhelmsburg unweit des Krankenhauses Groß-Sand eine Bodenanomalie festgestellt wurde, hat die Feuerwehr Hamburg am Dienstagnachmittag Entwarnung gegeben.

Es handle sich nicht um einen verschütteten Blindgänger, sondern um zwei Metallbohlen alter Spundwände, von denen keine Gefährung ausgehe. Zuvor hatte eine Bergungsfirma die in der Rotenhäuser Straße gefundenen „Verdachtspunkt“ geöffnet und kontrolliert. Der Kampfmittelräumdienst musste demnach nicht eingreifen.

Eine Bergungsfirma stellte fest, dass es sich bei dem Fund nicht um eine gefährliche Bombe handelt, sondern um einfache Metallplatten.
Eine Bergungsfirma stellte fest, dass es sich bei dem Fund nicht um eine gefährliche Bombe handelt, sondern um einfache Metallplatten. © André Lenthe | André Lenthe

Entwarnung: Krankenhaus Groß-Sand fährt Maßnahmen zurück

Am Montag hatten sich Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen in Wilhelmsburg noch auf mögliche Evakuierungen und Sperrungen vorbereitet. Im Krankenhaus Groß-Sand hatte das Personal derweil bereits vor einer Woche präventiv damit begonnen, Patienten in andere Gebäudeteile zu verlegen.

Am Mittwoch soll nun die Rückverlegung gestartet werden. „Das Elektivprogramm findet ebenfalls wieder ab dem 31. Januar nach regulären Bedingungen statt“, teilte Groß-Sand mit. An der Notversorgung, die ebenfalls präventiv ausgesetzt worden war, nahm die Klinik indes schon ab Dienstag um 14.15 Uhr wieder teil. Auch Patientenbesuche waren seither wieder zulässig.

Feuerwehr war in Einsatzbereitschaft für Bodenanomalie

Nach Abendblatt-Informationen hatten Kampfmittelräumer zuvor befürchtet, dass es sich um mindestens einen Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. Mit weiteren Maßnahmen wollten die Einsatzkräfte aber noch abwarten, bis man die Anomalie in Augenschein nehmen konnte, hieß es von der Feuerwehr.

Das Klinikpersonal vom Krankenhaus Groß-Sand in Hamburg-Wilhelmsburg hatte mit der präventiven Patientenverlegung begonnen. Grund dafür ist die Untersuchung einer Bodenanomalie. (Archivfoto)
Das Klinikpersonal vom Krankenhaus Groß-Sand in Hamburg-Wilhelmsburg hatte mit der präventiven Patientenverlegung begonnen. Grund dafür ist die Untersuchung einer Bodenanomalie. (Archivfoto) © Hamburger Abendblatt | Michael Rauhe

Hätte es sich tatsächlich um gefährlichen Kampfstoff gehandelt, wäre ein Sperrradius von 300 Metern eingerichtet worden. Für das weitere Vorgehen wäre die Art des Zünders entscheidend gewesen.

Klinik Groß-Sand verlegte präventiv Patienten

Um im Ernstfall schnell handeln zu können, brauche es eine gewisse Vorlaufzeit, sagte Natalie Hebeler, Sprecherin des Krankenhauses Groß-Sand, dem Abendblatt am vorigen Dienstag. Daher habe man bereits eine Woche vor dem Termin mit der Verlegung von Patienten aus höher gelegenen in tiefere Stockwerke begonnen.

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Aufgrund weiterer Präventivmaßnahmen wurden am Montag und Dienstag außerdem keine Besucher im Krankenhaus empfangen, hieß es in einer Mitteilung der Klinik. Zudem nahm das Haus am Dienstag nicht an der Notfallversorgung teil. Diese Maßnahmen wurden am Dienstagnachmittag wieder aufgehoben.

Polizei Hamburg wäre bei Bombenentschärfung in Wilhelmsburg selbst betroffen gewesen

Auch die Polizei selbst wäre von einem möglichen Bombenfund betroffen gewesen. Die Wache 44 an der Georg-Wilhelm-Straße hätte im Notfall evakuiert werden und die Einsatzkräfte in die Räumlichkeit der Wasserschutzpolizei ausweichen müssen. Außerdem hätten auch zahlreiche Anwohner ihre Wohnungen verlassen müssen. Dies bleib nun aus.

Anfang Juli 2023 hatte ein Bombenfund in Wilhelmsburg große Auswirkungen: Es dauerte mehrere Stunden, bis der britische Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft war. Das führte zu massiven Beeinträchtigungen im Bahn- und Autoverkehr. Als ein paar Tage später Kampfmittel an der Sternschanze gefunden wurden, mussten etwa 5.000 Menschen das betroffene Gebiet verlassen.