Hamburg. 5000 Hamburger im Sperrradius – wie man so etwas organisiert. Und warum sich das Ganze am kommenden Sonnabend wiederholen könnte.
- Am Montag wurde im Schanzenviertel eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden
- Etwa 5000 Menschen mussten während der Entschärfung ihre Wohnungen verlassen
- Am kommenden Sonnabend könnte eine weitere Räumung drohen
Wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft plötzlich eine Bombe gefunden wird und entschärft werden muss, bedeutet das für die Anwohner nach dem ersten Schrecken auch weiteres Ungemach. So erging es am Montag den Menschen im Schanzenviertel.Erst am Dienstagmorgen um 4.24 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden.
Für die Betroffenen des Bombenfunds war die Berufliche Schule St. Pauli an der Budapester Straße als Notunterkunft eingerichtet worden. Von den etwa 5000 Menschen, die im Sperrradius leben und daher ihr Zuhause verlassen mussten, nutzten nach Angaben von Mike Schlink, Sprecher des Bezirks Hamburg-Altona, in der Spitze bis zu 350 Personen die Notunterkunft.
Bombe in der Sternschanze: Wie die Evakuierung im Detail verlief
Weil viele Menschen in der Eile keine Gelegenheit mehr hatten, sich selbst etwas zu essen zu organisieren, wurde für sie gesorgt: „Die Verpflegung der Menschen vor Ort wurde durch das Deutsche Rote Kreuz übernommen. Es wurden Getränke, Snacks und auch Mahlzeiten bereitgestellt“, so der Sprecher.
In der Sporthalle der Beruflichen Schule, die als Notunterkunft diente, gab es Sitzgelegenheiten, zu späterer Stunde wurden nach Angaben des Bezirkssprechers auch Feldbetten für die Übernachtung bereitgestellt, denn die Entschärfung zog sich in die Länge. Die letzten Personen haben die Notunterkunft erst Dienstagmorgen gegen 6 Uhr verlassen.
Grund für die Sondierungen – der Neubau der Sternbrücke
Zum Hintergrund des Bombenfunds: Im Zuge der Erneuerung der Eisenbahnüberführung Sternbrücke hat die Deutsche Bahn eine Kampfmittelsondierung durchgeführt. In diesem Rahmen wurden der Gleisbereich um das Bauwerk umfangreich nach Hinterlassenschaften aus den Weltkriegen untersucht. Dabei wurden mehrere Verdachtspunkte im Boden gefunden.
Ob es sich tatsächlich um Kampfmittel handelt, war jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht feststellbar. Weitere Sondierungsarbeiten finden seit dem 14. Juli bis zum 28. Juli statt, um festzustellen, was genau sich an den Verdachtspunkten im Untergrund befindet.
Weitere Bombenentschärfung möglicherweise am 22. Juli
„Ein Kampfmittelfund am gestrigen Montag war insofern ein wenig überraschend, jedoch nicht gänzlich unerwartet“, so Schlink. Grundsätzlich gelte: Sollte im Zuge der Öffnung des Bodens tatsächlich ein Kampfmittel gefunden werden, dann liege die Entscheidung über das weitere Vorgehen und das Ausmaß möglicher Schutzmaßnahmen bei den Behörden der Stadt Hamburg.
Eine weitere Öffnung des Bodens ist laut Schlink für Sonnabend, 22. Juli 2023, vorgesehen. „Es kann dann sein, dass es erneut zu umfangreichen Einschränkungen im Straßen- und Bahnverkehr kommt. Außerdem sind Evakuierungsmaßnahmen durch die Behörden möglich. Entscheidungen hierzu treffen die Behörden nach der Offenlegung der Verdachtspunkte.“
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Da Evakuierungsmaßnahmen insbesondere für Krankenhäuser und Pflege- sowie Wohneinrichtungen eine logistische Herausforderung sind, seien diese bereits frühzeitig in den vergangenen Tagen über einen möglichen Kampfmittelfund informiert worden, sodass diese sich auf eine mögliche Evakuierung vorbereiten konnten. Anwohner seien in den vergangenen Tagen mit einer Anliegerinformation über den aktuellen Sachstand informiert worden.
Bombe Sternschanze: Evakuierung ist logistische Herausforderung
Die Evakuierungsmaßnahmen werden laut Schlink von der Polizei begleitet beziehungsweise durchgeführt. Die Aufgabe des Bezirksamtes sei die Unterbringung und Versorgung der betroffenen Personen. „Hierzu wurde innerhalb von zwei Stunden gemeinsam mit den Hilfsorganisationen die Notunterkunft in der Budapester Straße eröffnet“, erklärt der Bezirkssprecher.
Das Bezirksamt organisierte außerdem gemeinsam mit dem HVV Shuttle-Busse, die die Menschen aus der Evakuierungszone zur Notunterkunft gebracht haben. Krankentransporte von gesundheitlich beeinträchtigten Personen wurden durch die Hamburger Feuerwehr organisiert.