Hamburg. Komplikationen nach Fund einer britischen Weltkriegsbombe. Feuerwehr tadelt Bahnreisende wegen verzögerter Evakuierung.
Auf einer Baustelle an der alten Wilhelmsburger Reichsstraße in Wilhelmsburg ist am Mittwochnachmittag eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg ausgegraben und am späten Abend schließlich erfolgreich entschärft worden.
Ein Bagger war bei Sondierungsarbeiten in Höhe des Wilhelm-Carstens-Wegs auf den britischen Sprengkörper gestoßen. Der Kampfmittelräumdienst legte um die Fundstelle einen Sperrradius von 500 Metern fest. Menschen, die in diesem Bereich wohnen, mussten ihre Wohnungen verlassen und sich aus der Gefahrenzone bewegen. In einem Warnradius zwischen 500 und 1000 Metern wurde derweil „luftschutzmäßiges Verhalten“ angeordnet.
„Ignoranten“ stören Bombenentschärfung in Wilhelmsburg
Um 21.33 Uhr war die Evakuierung mit den letzten Krankentransporten dann abgeschlossen, sodass mit der Entschärfung begonnen werden konnte. Die Vorbereitungen waren allerdings zuvor durch mehrere Personen, die sich trotz Verbots in den Sperrradius begraben, wiederholt in die Länge gezogen worden.
Vor allem Bahnreisende hätten sich laut Feuerwehrsprecher Jan-Ole Unger als „unkooperativ“ erwiesen: Einige missachteten im Bereich des S-Bahnhofs Wilhelmsburg die Durchsagen und Absperrungen von der Polizei und dem Bezirksamt Hamburg-Mitte.
Und die von Feuerwehrsprecher Unger als „Ignoranten“ bezeichneten Störer erschwerten schließlich auch die Entschärfung selbst. Auch via Twitter wurde die Feuerwehr deshalb deutlich und schrieb dort: „Leute, unser Kampfmittelräumdienst kann nicht weiter arbeiten, wenn ihr in den Gefahrenbereich reinlauft oder mit Fahrrad reinfahrt. Lasst das sein!“
Bombe in Wilhelmsburg: S-Bahn-Verkehr beeinträchtigt
Mit Beginn der Entschärfung wurde auch der Fern- und S-Bahnverkehr zwischen Hauptbahnhof und Harburg eingestellt. Um zu verhindern, dass Fahrgäste aussteigen und in den Gefahrenbereich laufen, hielt die S-Bahn auch zuvor schon nicht in Wilhelmsburg, teilte die Polizei parallel auf Twitter mit.
Feuerwehr und Polizei hielten die Bevölkerung über Twitter auf dem Laufenden – auch, wenn mit dem Kurznachrichtendienst selbst nicht alles rund läuft, wie dieser Tweet der Feuerwehr zeigte:
Bombenfund Hamburg: 239 Anwohner in Notunterkunft
In einem Umkreis von 1.000 Metern um die Baustelle wurde eine Warnzone festgelegt. In diesem Bereich sollten sich die Anwohner „luftschutzmäßig“ verhalten. Das bedeutete:
- Häuser nicht verlassen
- Fenster und Türen geschlossen halten
- sich im Gebäude auf der Seite aufhalten, die nicht in Richtung Fliegerbombe liegt
In der Stadtteilschule im Stübenhofer Weg richtete das Bezirksamt Mitte unterdessen eine Notunterkunft für die betroffenen Anwohner ein. Diese wurde von 239 Menschen genutzt.
Insgesamt mussten 30 Personen mit eingeschränkter Mobilität mit Notfall-Krankentransportwagen und Mehrzweckfahrzeugen der Hilfsorganisationen aus ihren Wohnungen transportiert werden.
Sturm beeinträchtigt Arbeit des Kampfmittelräumdienstes
Nach Abendblatt-Informationen lag die Bombe mit dem Aufschlagzünder nach unten, was die Bergung erschwerte. Auch das stürmische Wetter war laut Sprengmeister nicht förderlich, weil der Sand umherwehte.
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Für die Sprengung musste dann der Zünder der Sprengbombe ausgebaut und vom Detonator getrennt werden. Da die Bombe verkehrt herum im Boden steckte, war auch dies für die Entschärfer eine aufwendige Arbeit.
Bombe in Wilhelmsburg mit lautem Knall entschärft
Um 22.25 Uhr konnte der Detonator schließlich kontrolliert gesprengt werden – ein lauter Knall war in Wilhelmsburg zu hören, die Bombe war entschärft. Alle Absperrungen wurden anschließend aufgehoben.
Insgesamt waren 104 Kräfte des Kampfmittelräumdienstes, der Berufsfeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg, des Bezirksamtes Hamburg-Mitte, der Hilfsorganisationen sowie der Rettungshundestaffel Hamburg und Harburg e.V. im EInsatz. Die Polizei hatte zusätzlich 197 Beamte nach Wilhelmsburg geschickt.