Hamburg. Auch Mieterverein kritisiert städtisches Unternehmen in Sachen Tausch: Es sei „kein Fall bekannt, in dem das geklappt hätte“.
So schwierig hätte sich ein 39-Jähriger aus Wilhelmsburg die Suche nach einer Wohnung niemals vorgestellt. Drei Jahre versucht er jetzt schon, eine neue Bleibe in Hamburg zu finden. Vergeblich.
Dabei sei er alles andere als anspruchsvoll. „Ich wünsche mir eine Ein-Zimmer-Wohnung“, sagt der Hamburger. Die Lage sei fast egal, vielleicht nicht so weit im Norden der Stadt, aber auch weniger beliebte Viertel kämen infrage.
Wohnung mieten Hamburg: Bisherige Bleibe in Wilhelmsburg ist Mieter zu groß
Bisher bewohnt der alleinstehende Mann, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte, eine zweieinhalb Zimmer umfassende Sozialwohnung. Doch diese sei ihm nun, nachdem seine beiden bisher auch dort lebenden Eltern gestorben sind, zu groß. Und zu teuer.
„Ich brauche einfach nicht so viel Platz, und alles hier erinnert mich an ihren Tod“, sagt er über seine bisherige Bleibe in Wilhelmsburg, die etwa 600 Euro (warm) koste. Für die neue Unterkunft will der Mieter möglichst nicht mehr als 470 Euro bezahlen. Er beginne jetzt noch einmal eine Berufsausbildung, nachdem er bisher eher in ungelernten Tätigkeiten gearbeitet habe.
Suche nach einer Wohnung: Objekt zum Tausch in Jenfeld gefunden
Die Wohnung, die er jetzt seit 2006 nutzt, gehört der kommunalen Saga-Unternehmensgruppe, und hier beginnen laut dem Mieter die Probleme. Er hätte bereits an etlichen Wohnungen Interesse bekundet, sei dabei aber nie zum Zuge gekommen. Immerhin haben sich auf den Saga-Portalen gut 70.000 Menschen registriert, die dringend eine Wohnung in Hamburg suchen.
Um die Sache zu beschleunigen, habe er dann aber ein Objekt zum Tausch gefunden: Die Nutzer der Bleibe in Jenfeld, ebenfalls eine Immobilie der Saga, suchten ein größeres Domizil – und wollten mit dem Wilhelmsburger tauschen.
Hamburger Saga zum Tausch: Gleichzeitige Umzüge seien schwer zu koordinieren
Doch dies habe die Saga nicht ermöglichen wollen, beklagt der Hamburger, der inzwischen mit dem städtischen Wohnungsunternehmen über Kreuz liegt und deshalb anonym bleiben möchte. „Ich verstehe dieses Verbot eines Tauschs nicht“, sagt der entnervte Mieter. „Und ich habe darüber schon mehrfach mit Saga-Mitarbeitern gesprochen.“
Bei der Saga heißt es dazu auf Anfrage des Abendblatts: „Ein direkter Tausch zwischen zwei Mietparteien – wie in dem Beispiel geschildert – ist insbesondere aus organisatorischen Gründen nicht möglich“, sagte ein Sprecher der Gesellschaft, die in Hamburg mehr als 130.000 Wohnungen vermietet. Solche gleichzeitigen Umzüge seien schwer zu koordinieren. Denn erforderliche E-Checks, bei denen Steckdosen und Kabel geprüft werden, und nötige Renovierungen beanspruchten eine gewisse Zeit.
Suche nach Wohnungen in Hamburg: Saga verlangt spezielle Vorgehensweise
Der von der Saga gewünschte Weg ist stattdessen folgender: Saga-Mieterinnen und -Mieter müssen ihre Umzugswünsche direkt an die Saga adressieren und sich auf dem üblichen Bewerbungsweg auf Wohnungen bewerben. Diese seien auf der Saga-Website und beim Internetportal Immomio inseriert.
Der Wohnungstausch werde durchaus von der Saga befördert, ergänzte der Sprecher. Aber dieser könne eben nur über die Saga-Website auf der Unterseite „Wohnungswechsel“ angegangen werden. In diesem Fall wird aber ebenfalls eine Registrierung bei Immomio erwartet.
Mieter: „Soll aus unerklärlichen Gründen ein Profil bei Immomio eröffnen“
Auf diesem Portal müssen sich die Suchenden um eine Wohnung bewerben. Die ausschließlich professionellen Vermieter, die dort aktiv sind, melden sich dann mit Angeboten. „Erstellen Sie Ihr Suchprofil und erhalten Sie passende Wohnungsangebote direkt von Vermietern“, heißt es zu dem Prozedere im Netz.
„Man ist Mieter bei der Saga, aber man soll aus unerklärlichen Gründen ein Profil bei der Seite Immomio eröffnen und so eine Wohnung suchen“, beklagt der Mann aus Wilhelmsburg den Prozess. Schon zweimal habe die Saga in seinem Fall einen Wohnungstausch abgelehnt, „obwohl beide Seiten mit dem Tausch einverstanden waren“.
Mieterverein zu Hamburg: Wohnungstausch bei der Saga klappt nicht
Mit seiner Kritik ist er nicht allein. Auch Rolf Bosse vom Mieterverein zu Hamburg beklagt die Praxis bei der Saga: „Beratungen von Mietern bei uns haben gezeigt, dass der Wohnungstausch bei der Saga oftmals scheitert“, sagt der Vorstand des Vereins. „Ich kenne keinen Fall, in dem das geklappt hätte.“
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Wohnung tauschen in Hamburg: Karen Pein sieht darin „großes Potenzial“
Ein signifikanter Beitrag zur Entspannung des Marktes ergebe sich dadurch nicht, ergänzt Bosse. „Daher bleibt es bei unseren Forderungen, durch Bemühungen um Wohnungstausch die jeweiligen Belegungen zu optimieren“.
Dieses Ziel habe schließlich auch die Stadtentwicklungssenatorin geäußert. Karen Pein (SPD) sieht laut ihren eigenen Aussagen im Tausch von Wohnungen ein „großes Potenzial“, um die Probleme am Hamburger Wohnungsmarkt zu mildern.