Hamburg. Ingrid Vieth brach Mitte November auf dem Jungfernstieg zusammen – und suchte mit Abendblatt-Aufruf nach Lebensrettern.

Die Woche begann für Ingrid Vieth mit guten Nachrichten: Die 78-Jährige, die am 14. November auf dem Jungfernstieg mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen war, wird nach einem Aufruf im Abendblatt schon bald ihre Lebensretter treffen können. Innerhalb kürzester Zeit haben mehr als 13.000 Menschen den Artikel gelesen, darunter Julia Masih, die sich an die dramatische Rettung der Rentnerin erinnern konnte.

Julia Masih sah an jenem 14. November, dass Ingrid Vieth am Boden lag und bereits von einer jüngeren Dame in die stabile Seitenlage gebracht wurde. Masih, die mit ihrem Mann in der Hamburger Innenstadt unterwegs war, packte mit an und überprüfte umgehend Atmung und Puls der zusammengebrochenen Frau. Doch beide Vitalwerte konnte sie nicht feststellen. Akute Lebensgefahr! Parallel rief Passant Karl Grund, der sich ebenfalls wegen des Artikels beim Abendblatt gemeldet hat, den Notruf.

Jungfernstieg: nach Herzinfarkt – Ersthelfer von Ingrid Vieth melden sich beim Abendblatt

Eine weitere Frau kam den beiden Ersthelferinnen zu Hilfe und begann im strömenden Regen umgehend mit der Reanimation, bis der Notarzt eintraf.

Als der Krankenwagen wenig später mit der kollabierten Ahrensburgerin ins Krankenhaus fuhr, blieb bei den Helfern das Gefühl der Ungewissheit. „Ich habe mich noch lange gefragt, ob Sie es geschafft haben, und freue mich riesig für Sie, dass es gut ausgegangen ist“, schrieb Masih in ihrer Mail ans Abendblatt.

Ingrid Vieth macht nach Herzinfarkt Fortschritte bei der Genesung

In der Tat hatte Vieth Glück im Unglück. Die Rentnerin macht bei der Genesung große Fortschritte. Bereits an diesem Donnerstag darf die 78-Jährige das AK Wandsbek – hier macht sie aktuell ihre Reha – wieder verlassen.

„Die Ärzte sind sehr zufrieden, wie sich Ingrid Vieth entwickelt hat, wie sie über den Flur des Krankenhauses läuft. Es bestehen gute Chancen, dass sie Weihnachten zu Hause verbringen kann“, sagt Schwägerin Heidi Schäfer. Spätestens im neuen Jahr – so hofft es Ingrid Vieth – kann sie sich auch bei ihren ganz persönlichen Ersthelfer-Helden bedanken.

Initiative Herzretter e. V. lobt Eingreifen der Ersthelfer bei Ingrid Vieth

Der Abendblatt-Aufruf wurde derweil auch von der Initiative Herzretter e. V. gelesen. Initiator Martin Buchholz hat bereits Kontakt zur Familie von Ingrid Vieth aufgenommen. Der Verein beschäftigt sich damit zu lehren, wie man sich im Falle einer akuten Herz-Kreislauf-Erkrankung richtig verhält.

Die Initiative arbeitet mit Schulen, Behörden und Unternehmen in Hamburg zusammen. Allein 50.000 Schüler haben in diesem Zusammenhang bereits einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Zuletzt nutzte der gemeinnützige Verein eine Zusammenarbeit mit dem Hamburger Männerchor Die Hamburger Goldkehlchen – um Aufmerksamkeit für das wichtige Thema zu generieren.

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Buchholz schreibt in seiner Mail an Ingrid Vieth zum Thema Lebensretter: „Es würde mich sehr freuen, wenn Sie diese Menschen kennenlernen und das Hamburger Abendblatt darüber berichten kann. Denn das ist die beste Motivation für andere Menschen, die Maßnahmen der Wiederbelebung zu trainieren.“

Schwägerin Heidi Schäfer hat sich über die Kontaktaufnahme der Initiaive „Herzretter“ gefreut. Auch sie selbst überlegt, ob sie einen Ersthelfer-Kurs belegen soll. „Ich werde bald 85 Jahre alt. Ich habe meinen Führerschein 1963 gemacht. Damals musste ich keinen Erste-Hilfe-Kurs machen. Wir haben großes Glück gehabt, dass bei Ingrid Leute eingegriffen haben, die wussten, was sie taten. Es war wirklich sehr knapp. Umso glücklicher sind wir, dass es alles so gut ausgegangen ist“, sagt Schäfer.