Hamburg. Die Firma Robert Vogel schafft in mehreren Stadtteilen neuen Wohnraum. Wie sie das schafft und welche Projekte geplant sind.
Winterhude, Rotherbaum, Uhlenhorst, Alsterdorf, Othmarschen und Wilhelmsburg – jeder dieser Stadtteile steht für sich, doch sie haben eines gemeinsam: Das Hamburger Familienunternehmen Robert Vogel ist hier Vermieter, insgesamt gehören in der Hansestadt mehr als 1900 Wohnungen zum Portfolio, zudem etwa 100.000 Quadratmeter Büro- und Gewerbeflächen.
Damit gehört das Unternehmen zu den größten privaten Wohnungsvermietern in Hamburg. Eigentlich agiert man hier hanseatisch zurückhaltend. Doch für das Abendblatt macht der geschäftsführende Gesellschafter John Patrick Leyba, der das seit 1883 bestehende Unternehmen in der fünften Generation führt, eine Ausnahme. Denn es gibt viel zu berichten.
Immobilien Hamburg: Vermieter Robert Vogel setzt trotz gestiegener Baukosten auf Neubauten
„Die Immobilienbranche steht vor Herausforderungen in Zeiten von gestiegenen Zinsen und Baukosten. Deshalb ist eine Zurückhaltung vor allem bei Neubauprojekten zu verzeichnen. Aber wir schaffen trotzdem Wohnraum an mehreren Standorten in der Hansestadt und wollen damit ein positives Zeichen setzen“, sagt Leyba beim exklusiven Interview im „Affenfelsen“ an der Außenalster.
Das futuristische Gebäude neben dem inzwischen ausgezogenen US-Generalkonsulat gehört übrigens auch zum Portfolio, ebenso wie das Dockland-Bürogebäude an der Elbe. Mit am Tisch im lichtdurchfluteten Besprechungsraum sitzt Iris Hahn. Die Immobilienexpertin, die zuvor in München und Düsseldorf tätig war, hat seit Kurzem als Geschäftsführerin bei Robert Vogel angeheuert und kümmert sich auch um die Projektentwicklung.
„Die Nachfrage nach Wohnraum steigt weiter, und das ist natürlich für uns eine große Herausforderung. Wir haben im Bestand wenig Fluktuation und eine steigende Zahl von Mietinteressenten, die wir nur schwer bedienen können“, sagt Hahn. Deshalb wolle man nun das Portfolio erweitern.
Doch wie schafft man das in diesen Zeiten? Das Unternehmen setzt derzeit vor allem auf Nachverdichtung auf eigenen Grundstücken, auf Aufstockungen von Gebäuden und Neubau auf Arealen, die Robert Vogel bereits länger gehören.
Wohnen in Hamburg: In Barmbek-Süd sind 75 neue Mietwohnungen geplant
John Patrick Leyba spricht über zwei aktuelle Projekte: „Wir schaffen in Barmbek-Süd auf einem bisher nur als Grünfläche genutzten Grundstück 75 Mietwohnungen, davon werden 30 Prozent öffentlich gefördert sein.“
Die Wohnungen sollen ein bis dreieinhalb Zimmer haben und sowohl Familien als auch Paare und Singles ansprechen. Die bauvorbereitenden Maßnahmen auf dem Areal an der Lohkoppelstraße/Reesestraße laufen seit diesem Jahr, die Fertigstellung ist für 2026 geplant
Ein weiteres Projekt ist bereits im Bau, der Bezug ist für Sommer 2024 vorgesehen. Dabei handelt es sich um eine Nachverdichtung auf einem Grundstück an der Bebelallee in Alsterdorf. „Wir haben dort bereits ein Wohngebäude. Und daneben, wo bislang Garagen standen, werden wir ein weiteres Gebäude mit zehn zwei- und drei Zimmerwohnungen errichten“, sagt Leyba.
Immobilien Hamburg: Ein weiteres Bauvorhaben ist an der Eimsbütteler Chaussee geplant
Ein wenig kommt man sich bei dem Gespräch vor wie auf einer Stadtrundfahrt. Denn auch in Eimsbüttel verfügt das Unternehmen über Bestand. An der Eimsbütteler Chaussee/Ecke Doormannsweg befinden sich 39 Wohnungen, und es sollen 15 weitere Wohnungen entstehen.
„Wir planen dort eine Aufstockung der bestehenden Gebäude. Das prüfen wir auch für zahlreiche weitere Standorte in Hamburg, an denen wir bereits Wohnraum haben“, kündigt Hahn an.
Zudem soll die Immobilie in Eimsbüttel „unser Vorzeigeprojekt in Bezug auf die energetische Sanierung werden. Auch da stehen wir in den kommenden Jahren vor Herausforderungen“, sagt Hahn.
In Winterhude gab es Widerstand gegen ein Bauvorhaben – jetzt soll sich etwas tun
Zum Schluss setzen wir unsere Reise durch die Stadt nach Winterhude fort. Denn hier sorgte das Immobilienunternehmen 2017 mit einem spektakulären Angebot für Schlagzeilen. Der Plan: An der Dorotheenstraße, auf einem Grundstück, auf dem bereits drei Hochhäuser aus den 60er-Jahren stehen, sollten durch eine Nachverdichtung 120 Mietwohnungen mit Blick auf den Mühlenkampkanal gebaut werden, die für eine Nettokaltmiete von unter neun Euro angeboten werden sollten.
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Und zwar nicht mit staatlicher Förderung, sondern frei finanziert. Aber dagegen formierte sich vor allen Dingen aus der Nachbarschaft Protest. Die Initiative SOS-Mühlenkamp trieb diesen an, und schließlich kam es im Dezember 2018 zu einem Bürgerentscheid. Eine deutliche Mehrheit befürwortete das Projekt nicht. Das Bauvorhaben scheiterte. „Das war damals ein Schlag ins Gesicht“, sagt Leyba im Abendblatt-Gespräch.
Nun, fünf Jahre später, hat sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärft. Steht das Angebot noch? „Nicht in dieser Form. Denn aufgrund der gestiegenen Kosten wäre eine Kaltmiete unter neun Euro nicht mehr wirtschaftlich abbildbar“, sagt Leyba.
Immobilien Hamburg: Das Unternehmen hat weiterhin Interesse an Wohnungsbau in Winterhude
Aber an einer Nachverdichtung ist das Familienunternehmen auf dem Areal an der Dorotheenstraße weiter interessiert. John Patrick Leyba sagt: „Wir würden aber weniger als die damals vorgesehenen 120 Wohnungen bauen. Gemäß den gesetzlichen Anforderungen wären dann 30 Prozent öffentlich gefördert. Den Rest würden wir zur ortsüblichen Miete anbieten.“
Und die liegt fernab von neun Euro: Auf der Internetseite des renommierten Maklers Engel & Völkers wird unter „Mietspiegel 2023“ für Winterhude in Bezug auf die durchschnittlichen Angebotspreise auf Immobilienportalen ein Preis von mehr als 20 Euro pro Quadratmeter angezeigt.