Hamburg. Möglicherweise müssen sie Schwangere schon bald abweisen. Vergleichbare Alternativen in Hamburg gibt es kaum. Die Hintergründe.
Gerade mal eineinhalb Jahre nach der Eröffnung des Geburtshauses im Hammer Park bangen die Hebammen dort nun um die Zukunft des Standortes. Der Grund: Die Nutzung des Gebäudes ist nur noch bis Herbst kommenden Jahres möglich.
Das Geburtshaus befindet sich aktuell in einem ehemaligen Bauhof im Hammer Park. Der Bezirk Hamburg-Mitte und die Sozialbehörde hatten dem Hebammen-Team die Fläche zu günstigen Konditionen angeboten. Dass es sich nur um eine Interimslösung handelt, war von Anfang an klar.
Denn: Die gesamte Fläche im Hammer Park wird umstrukturiert. Das benachbarte Haus der Jugend soll abgerissen und an selber Stelle ein Neubau mit vielfältiger Nutzung für alle Generationen entstehen. Der ehemalige Bauhof soll ebenfalls weichen – stattdessen ist eine Sportfläche geplant.
Geburtshaus in Hamburg-Hamm: Geeignete Immobilie bisher nicht gefunden
Mit den Behörden war allerdings eine Anschlusslösung vereinbart worden. In der Pressemitteilung der Sozialbehörde zur Eröffnung des Geburtshauses hieß es: „Die Nutzung des Gebäudes ist auf zwei Jahre befristet. Eine Anschlusslösung, die optimal auf die Geburtshausbedürfnisse ausgerichtet ist, wurde bereits vereinbart.“
Doch das Wort „Anschlusslösung“ will nicht mehr so recht passen. Güneş Brown, organisatorische Leitung des Geburtshauses, erklärt: „Das Bezirksamt hat uns die Nutzung einer Immobilie ab Mitte 2027 angeboten. Das wissen wir zu schätzen, aber zwischen Herbst 2024 und 2027 liegen rund drei Jahre.“
Die Hebammen, die das Geburtshaus in eigener Initiative gegründet und aufgebaut haben, suchen seit Monaten nach Räumlichkeiten, um die Zeit zu überbrücken. Aber: „Bisher haben wir nichts Passendes gefunden. Zum einen gibt es bauliche Kriterien, die passen müssen, zum anderen muss eine Klinik in der Nähe sein – für den Fall, dass verlegt werden muss oder dass es bei der Geburt zu Komplikationen kommt.“
Geburtshaus Hamburg: Hebammen in Hamm stehen unter Druck
Bezirksamts-Sprecherin Josefina Kordys betont, dass man die Hebammen weiter aktiv bei der Prüfung einer Übergangslösung unterstützen werde. Was ab 2027 geplant ist: „Im Rahmen der integrierten Stadtteilentwicklung in Blohms Park entwickelt das Bezirksamt ein innovatives Haus mit verschiedenen Gesundheitsangeboten. Hier wird das Haus der Geburt und Gesundheit Räumlichkeiten nach ihren spezifischen Bedürfnissen zu sehr günstigen Konditionen erhalten. Der Bezug dieses Hauses ist für 2027 vorgesehen“, so Kordys weiter.
Für den Moment aber ist diese Lösung noch nicht in Sicht. Laut Güneş Brown stehe man nun unter großem Druck, zeitnah eine Immobilie zu finden. Denn: „Die schwangeren Frauen wenden sich bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft an uns. Wer jetzt frisch schwanger ist, der wird im April oder Mai gebären.“
So könne man sich ausrechnen, dass man schon in wenigen Wochen Absagen machen müsse: „Wir können schlicht nicht versprechen, dass wir im Herbst noch einen Standort haben werden.“
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Entbinden im Geburtshaus: Wartelisten sind meist lang
Klar ist: Wer in Hamburg nicht in einer Klinik, sondern in einem Geburtshaus gebären möchte, hat ohnehin keine großen Auswahlmöglichkeiten. Denn es gibt neben dem Geburtshaus in Hamm nur zwei weitere: eines in Altona und eines in Harburg. „Die Nachfrage ist groß. Schon jetzt sind die Wartelisten oftmals lang“, so Brown.
Das Besondere an einem Geburtshaus: Ein Team aus Hebammen begleitet die Frauen vor, während und nach der Geburt. Die Geburt selbst findet dann hebammengeleitet im Geburtshaus selbst statt.
Geburtshaus Hamburg – Entbinden außerhalb des Kliniktrubels
„Der Unterschied zu einer klinischen Geburt ist, dass wir eine Eins-zu-eins-Betreuung ermöglichen können und den Frauen eine selbstbestimmte Geburt außerhalb des trubeligen Klinikalltags und ohne Störungen von außen gewährleisten“, erklärt Hebamme Brown.
„Die Frauen können in ruhiger Atmosphäre so gebären, wie sie es sich wünschen: ganz allein, mit dem Partner oder der Partnerin oder im Beisein der Geschwisterkinder.“
Wichtig: Nicht für alle Frauen kommt eine hebammengeleitete Geburt im Geburtshaus infrage. „Es gibt klare Ausschlusskriterien, bei denen eine Geburt im Geburtshaus nicht möglich ist – hierzu zählt beispielsweise die Steißlage des Babys.“