Hamburg. Caro und Daniel sind im März dreifache Eltern geworden. Jetzt verfolgen Tausende das verrückte Leben der Hamburger auf Instagram.
Da war er, dieser Moment, den sie nie vergessen werden. Der Moment beim zweiten Ultraschall im vergangenen September. Die schwangere Caro und ihr Mann Daniel schauen gespannt auf den Monitor. Zu diesem Zeitpunkt glaubt das Paar aus Hamburg-Eimsbüttel, dass sie zwei Babys erwarten.
Sie freuen sich, die Zwillinge heute auf dem Bildschirm zu sehen. Daniel macht die Handykamera an und will das Ereignis mitfilmen. Nach einer Weile hält die Ärztin inne und sagt dann: „Bitte stellen Sie die Kamera aus.“ Im nächsten Satz dann die Nachricht, die alles verändert: „Wir haben hier noch einen Herzschlag.“
Baby hoch drei: Familie aus Eimsbüttel im Windel-Wahnsinn
Drillinge? Während Daniel ruhig bleibt, reißt die Nachricht Caro den Boden unter den Füßen weg. Tausend Gedanken gleichzeitig. „Zwei Arme, zwei Brüste, drei Kinder. Wie soll das gehen?“, erinnert sich die 40-Jährige an Fragen, die ihr spontan durch den Kopf gingen.
Nach einer ersten Ungewissheit, ob mit dem „Neuzugang“ im Bauch alles okay sein würde, blieben den werdenden Eltern nun noch einige Monate, um sich darauf einzustellen – soweit das überhaupt möglich ist. Denn Caro sagt: „Man kann es sich im Grunde nicht vorstellen. Die Schwangerschaft war gerade am Anfang auch mit vielen Ängsten und negativen Gefühlen verbunden. Ich sah eine Mutti aus einer dieser Realityshows vor mir, die einen XXL-Kinderwagen schiebt. Es hat sich so absurd angefühlt.“
Drillinge in Hamburg-Eimsbüttel – 16.000 Menschen verfolgen sie auf Instagram
Das Gefühl, das Caro mit einem wuchtigen „Baaam“ beschreibt, blieb noch eine ganze Weile bestehen. Und genau so nannte Caro ihren Instagram-Account, den sie im vergangenen November startete. Auf ihrem Kanal „Baaam_itsagang_triplets“ (frei übersetzt: Baaam, wir sind eine Drillings-Gang) nimmt sie seitdem die Instagram-Gemeinde mit auf ihre aufregende Reise in ein neues Leben.
Dass ihr inzwischen rund 16.000 Menschen folgen, ist für Caro und Daniel, die ihren Nachnamen für sich behalten möchten, immer noch unfassbar. „Damit hätte ich nie gerechnet.“
Kinderwunsch trotz Endometriose: Der schwere Weg zum eigenen Baby
Ihre Aufmerksamkeit bei Instagram nutzt Caro auch, um den schwierigen Weg zum eigenen Kind zu thematisieren. Caro litt unter einer ausgeprägten Endometriose – eine krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut –, die eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg fast unmöglich machte.
Sie erzählt eindrücklich davon, wie es ist, wenn man sich plötzlich mit dem Thema Kinderwunschklinik beschäftigen muss, wie anstrengend die Behandlung und wie nervenaufreibend die Warterei ist. „Von Endometriose sind so viele Frauen betroffen. Es ist mir wichtig, darüber aufzuklären und zu zeigen, dass man auf sein Bauchgefühl hören sollte. Bei mir hat es bis zur Diagnose viel zu lange gedauert, weil man meine Beschwerden nicht ernst genommen hat.“
Verrückter Alltag mit Drillingen – ohne Humor geht es nicht
Kurz nachdem Caro und Daniel von der „Dreier-WG“ im Bauch erfahren haben, beschließen sie, kurzerhand zu Caros Tante und Onkel nach Schweden zu fahren, um den Kopf frei zu bekommen. Dort lernen sie eines der wichtigsten Dinge im Umgang mit der neuen Situation: „Humor“.
„Meine Tante hat selbst sechs Kinder, und sie und ihr Mann waren nicht geschockt, sondern haben sich gefreut und uns mit Witzchen aufgeheitert.“ Zurück in Hamburg vertraut sich Caro einer Freundin an, und die sagt: „Weißt du, die wollen halt alle zu euch, und ich kann es verstehen.“ Ein Satz, der Caro viel Kraft gab und gibt.
Die Schwangerschaft verläuft dann verhältnismäßig unkompliziert, auch wenn Caro betont: „Ein Spaziergang war das natürlich nicht.“ Bis zur 35. Schwangerschaftswoche bleiben die Babys – drei Jungs, wie sie inzwischen erfahren haben – in ihrem Bauch. Zwei eineiige Zwillinge und einen „Einling“, denen sie schon im Bauch ihre Namen geben.
Geburt in Hamburg: 20 Menschen sind im UKE im OP dabei
Ende März ist es dann so weit. Per Kaiserschnitt sollen die Babys geholt werden. Rund 20 Menschen sind im OP im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) dabei: Ärzte, Hebammen, Krankenschwestern. Und dann läuft tatsächlich alles gut: Hugo, Otto und Oskar kommen gesund auf die Welt. Es ist das ganz große Glück.
Die ersten Tage helfen die Hebammen auf der Station bei der Versorgung. „Das war das Rund-um-sorglos-Programm“, erinnert sich Caro. Kurz vor der Entlassung nach Hause zieht die ganze Familie dann für zwei Nächte in ein Familienzimmer ein, um zu testen, ob es auch ohne Hilfe geht. „Wir hätten jederzeit nach Hilfe klingeln können, aber wir wollten sehen, ob wir es allein schaffen.“
Windeln wechseln im Akkord – Babys müssen alle vier Stunden versorgt werden
Und die zwei Nächte haben es dann tatsächlich in sich. Alle vier Stunden drei Babys versorgen, stillen, abpumpen, Fläschchen geben, ausziehen, wickeln, anziehen. „Erst da wurde uns so richtig klar, was nun auf uns zukommt.“
Dreieinhalb Monate ist das nun her. Dreieinhalb Monate Schlafentzug, stillen, abpumpen und Windeln wechseln im Akkord. Daniel, der als Freelancer arbeitet, pausiert seit der Geburt. „Uns war wichtig, dass wir das wirklich so gut es geht 50:50 aufteilen. Sonst schafft man das nicht.“
Eimsbütteler Drillings-Eltern bekommen viel Unterstützung von Freunden
Überwältigt sind die beiden ganz besonders von der großen Unterstützung, die sie aus dem Freundeskreis erfahren. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet und dort immer reingeschrieben, wenn wir Hilfe brauchen. Jeder Gang, jede Erledigung, die einem abgenommen werden kann, ist Gold wert“, sagen sie.
„Einige haben uns so überrascht mit ihrem Engagement und ihrer Liebe zu den Kindern. Da sind Freunde, die einfach jede Woche kommen und uns helfen. Das ist etwas ganz Besonderes, und wir sind unendlich dankbar.“
Zusätzlich kommen Caros Eltern einen Tag in der Woche und eine Haushaltshilfe, die im Alltag unterstützt. Was die größte Herausforderung ist? Caro muss nicht überlegen: „Ganz klar der Schlafentzug. Mir war vorher nicht annähernd klar, was das mit einem macht. Die Versorgungsabstände von vier Stunden sind geblieben. Und wenn man mit allen dreien fertig ist, geht es schon fast wieder von vorne los.“
Drillings-Eltern drehen noch spätabends ihre Runden am Isebekkanal
Die Phasen dazwischen nutzt die Familie derzeit oft, um mit dem Dreier-Kinderwagen durchs Viertel zu schieben. „Es ist wichtig, dass man mal aus der Wohnung raus und auf andere Gedanken kommt.“ Wer die beiden beobachtet, wie sie in Jogginghose auch spätabends noch ihre Runden am Isebekkanal drehen, der sieht ein müdes, aber glückliches Pärchen, das den Humor und die Leichtigkeit, die es aus dem Schwedenurlaub mitgenommen hat, nicht verloren hat.
- UKE- Hitze in Hamburg führt zu deutlich mehr Frühgeburten
- Hypnobirthing- Lässt sich die schmerzlose Geburt trainieren?
- Paar bekommt Drillinge – doch ihr Zuhause steht noch nicht
„Wir sind wirklich ein gutes Team“, sagen sie stolz. „Wir ergänzen uns gut. Wenn sich einer aufregt, bleibt der andere ruhig. Zusammen schaffen wir das.“
Ihr große Stärke: „Wir versuchen einfach, nicht alles so ernst zu nehmen, und vom Perfektionismus haben wir uns ohnehin verabschiedet.“ Und: Caro und Daniel haben festgestellt, dass es ihnen guttut, gemeinsam unterwegs zu sein. Freunde besuchen, an die Ostsee fahren, einfach ein Tapetenwechsel hier und da. „Wir machen es einfach. Was soll denn passieren? Wenn es nicht klappt, dann drehen wir halt wieder um.“
Baby mal drei: Familie aus Eimsbüttel braucht im Monat 500 bis 600 Windeln
Für ihre Unternehmungen – ob groß oder klein – bräuchten sie absehbar eigentlich dringend ein Gefährt, das die kleine „Gang“ sicher und komfortabel transportieren kann. Einen Mini-Van oder einen Kleinbus. „Genau wie beim Kinderwagen gilt halt, dass die Normalgröße für uns nicht passt“, sagt Daniel.
Finanziell sei das alles sehr herausfordernd. Denn, was viele nicht wissen: „Zwar gibt es einen Mehrlingszuschlag, aber ansonsten bekommen wir einfach das normale Kindergeld. Allein bei 500 bis 600 Windeln, die wir im Monat brauchen, kann man sich denken, dass das Geld für große Anschaffungen gerade nicht so locker sitzt.“
Baby-Gang aus Hamburg-Eimsbüttel: Drillinge – noch immer kaum zu glauben
Aufmunternde Worte und fast ausschließlich nette Kommentare kommen aus der inzwischen eingeschworenen Instagram-Gemeinde. „Ich hätte es nie gedacht, dass sich so viele Menschen für den Alltag mit Drillingen interessieren“, sagt Caro.
Und wenn sie mit Daniel ihre Runden mit dem Kinderwagen dreht und ihre drei kleinen Babys schlummern sieht, dann sagt sie, dass sie es manchmal immer noch nicht glauben kann. Und dann ist es wieder da, das Gefühl: „Baaam, wir sind jetzt halt ‘ne Gang.“