Hamburg. Immer wieder hat sich der Zeitplan verzögert – doch nun geht es voran: Das Brandschutzkonzept steht. Was die Besucher erwartet.
Die Aussicht ist atemberaubend. Hamburg liegt einem von hier oben zu Füßen. Ob die Alster oder die Elbphilharmonie, die Tanzenden Türme oder die Grindelhochhäuser – hier in 204 Meter Höhe hat man die gesamte Hansestadt im Blick.
Willkommen auf der offenen Plattform des Hamburger Fernsehturms am Messegelände. Durch eine Luke – wie auf einem U-Boot – gelangt Peer Kollecker auf diesen höchsten Punkt des für die Öffentlichkeit seit mehr als 20 Jahren geschlossenen Wahrzeichens, den man ganz ohne besondere Kletterausrüstung betreten kann.
Fernsehturm: Die Hamburger Sehenswürdigkeit ist seit mehr als 20 Jahren geschlossen
Darüber ist nur noch ein Funkmast mit verschiedenen Antennen, die bis auf 279,2 Meter Höhe reichen. Peer Kollecker ist bei der DFMG (Deutsche Funkturm GmbH) Leiter Großstandorte und damit zum Beispiel auch für den Berliner Fernsehturm verantwortlich.
Damit wären wir beim Thema: Während in der Bundeshauptstadt der Fernsehturm am Alexanderplatz ein Besuchermagnet ist, warten die Hamburger seit Jahrzehnten auf das „Comeback“ des Heinrich-Hertz-Turms (so die offizielle Bezeichnung).
Eigentlich war die Wiedereröffnung für Ende dieses Jahres geplant. Doch daraus wird nichts, darüber hat das Abendblatt bereits mehrfach berichtet. Aber beim jetzigen Ortstermin führt Peer Kollecker nicht nur hoch hinaus, sondern hat gute Nachrichten parat.
Bauantrag für Hamburgs Wahrzeichen soll Anfang 2024 eingereicht werden
„Wir haben einen Meilenstein erreicht. Das für die Wiedereröffnung des Fernsehturms erforderliche Brandschutzkonzept haben wir nun in enger Abstimmung mit der Stadt fertiggestellt – und das ist die Grundlage für den Bauantrag, den wir für die Sanierung stellen.“
Nach Abendblatt-Informationen soll der Bauantrag Anfang 2024 beim zuständigen Bezirksamt Mitte eingereicht werden, zusammen mit einem weiteren Bauantrag für das Empfangsgebäude mit Gastronomie und Verkaufsflächen. Für dieses hatte das Bezirksamt bereits eine Bauvoranfrage bewilligt.
„Für das geplante Empfangsgebäude warten wir nur noch auf ein Gutachten, in dem untersucht wird, ob die Gründung des Turms auch dem entspricht, wie es den Bauunterlagen aus den 1960er-Jahren zu entnehmen ist. Da geht es um Fragen der Statik, denn das Empfangsgebäude wird freischwebend sein und auf Stelzen um den Fernsehturm gebaut“, sagt Kollecker.
Aussichtsplattform auf dem Fernsehturm in 120 Meter Höhe geplant
Doch warum hat es nun so lange gedauert, das Brandschutzkonzept für eine Sanierung des Fernsehturms zu erstellen? „Wir haben es hier mit einem 1968 eröffneten Bauwerk zu tun, das unter Denkmalschutz steht. Das allein birgt immer wieder neue Herausforderungen“, erläutert Kollecker. „Zudem wird mit der Wiedereröffnung des Fernsehturms in rund 120 Meter Höhe eine sogenannte Versammlungsstätte für bis zu 400 Personen entstehen. Und in einem Brandfall müssen alle Besucher sicher aus dem Gebäude geleitet werden.“
Auf zwei Ebenen soll der Fernsehturm wie früher wieder bespielt werden. Peer Kollecker steht nun auf der Fläche der ehemaligen und auch künftigen Aussichtsplattform in rund 120 Meter Höhe. Hier gibt es ein Podest, das neu gemacht und bis zu den Fenstern verlängert werden soll.
Die Fenster werden in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt ausgewechselt. Übrigens müssen die Fliesen in einer der Toiletten aus den 60er-Jahren erhalten bleiben. Auf dieser Ebene sollen die Gäste nicht nur die Aussicht genießen, sondern auch etwas essen und trinken können.
Fernsehturm: Das ehemalige Drehrestaurant wird zur Veranstaltungsfläche
Eine Etage höher – auch diesen Bereich durfte das Abendblatt besuchen – war das ehemalige Drehrestaurant. Die mechanische Vorrichtung ist derzeit noch zu bewundern, wird aber im Zuge der Sanierung ausgebaut. Diese Fläche soll für Veranstaltungen genutzt werden.
„Wir bauen hier auf beiden offenen Ebenen eine Hochdrucknebellöschanlage ein“, erläutert DFMG-Großstandorte-Leiter Kollecker die Brandschutzmaßnahme. „Auch die Stahlträger der Kanzelkonstruktion werden neu verkleidet, mit einer feuerfesten Beschichtung.“
Der Brandschutz ist eine besondere Herausforderung für die Planer
Im Brandfall sollen die Besucher über die zwei Fahrstühle, die ebenfalls erneuert werden, und das enge Treppenhaus in Sicherheit gebracht werden. Hier wartet schon die nächste Herausforderung: Durch das Treppenhaus führen auch die Kabel zu den Funkantennen, die unter anderem für die Radio- und Fernsehübertragung sowie das Mobilfunknetz benötigt werden.
„Die Kabel müssen im gesamten Treppenhaus durch eine Verkleidung geschützt werden, die bei Feuer 90 Minuten standhalten kann“, erzählt Kollecker, der die geplante Wiedereröffnung des Fernsehturms sozusagen seit der ersten Stunde betreut – also seit November 2016.
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Für die Sanierung des Fernsehturms stehen 37 Millionen Euro zur Verfügung
Damals hatte der Haushaltausschuss des Bundestages eine Summe in Höhe von 18,5 Millionen Euro für die Sanierung des Bauwerks zur Verfügung gestellt. Die Stadt gibt weitere 18,5 Millionen Euro dazu. Kollecker ist optimistisch: „Wir werden den Kostenrahmen für den Turm nach aktuellem Stand einhalten können. Die Kosten für das Eingangsgebäude liegen uns noch nicht vor.“
Die künftigen Betreiber des Fernsehturms wurden bereits im Juni 2020 vorgestellt. Das sind die stadteigene Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) sowie Philipp Westermeyer, Gründer des Digitalfestivals OMR und Geschäftsführer der Ramp106 GmbH, sowie Tomislav Karajica, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Home United GmbH.
Die für die Hamburger aber wohl wichtigste Frage bleibt offen: Wann wird der Fernsehturm denn nun wieder eröffnet? „Diese Frage können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten“, sagt Kollecker.
Fernsehturm Hamburg: Die Wiedereröffnung wird nicht vor 2026 sein
Zunächst müsse der Bauantrag eingereicht und dann durch den Bezirk Mitte genehmigt werden. Das dürfte – auch wenn bereits vorab alles mit der Stadt abgestimmt ist – mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.
„Erst danach können wir die Bauleistungen ausschreiben. Wenn wir diese dann vergeben haben, können wir auch einen konkreten Zeitplan präsentieren“, so Kollecker. Somit wird es wohl noch bis 2026 dauern, bis die Hamburger wieder auf ihren Fernsehturm fahren können.