Hamburg. Es liegt immer noch kein Zeitplan vor, auch der Bauantrag für die Sanierung wurde noch nicht gestellt. Was die Politik dazu sagt.

Eigentlich sollte der Fernsehturm in einem Jahr wiedereröffnet werden. Das Bauwerk ist seit mehr als 20 Jahren nicht mehr für Hamburger und Touristen zugänglich. Doch ein Comeback für die Sehenswürdigkeit Ende 2023 ist ausgeschlossen. Denn es steht noch nicht einmal fest, wann die komplexe Sanierung des Fernsehturms überhaupt startet.

Nach Abendblatt-Informationen wurde bislang von der DFMG – die Deutsche Funkturm GmbH ist Eigentümerin des Fernsehturms – noch kein Bauantrag beim zuständigen Bezirksamt Hamburg-Mitte eingereicht. Allein die Prüfung eines solchen Antrags dürfte mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.

Fernsehturm Hamburg: Bauantrag noch nicht eingereicht

Aus der Antwort der DFMG auf eine Abendblatt-Anfrage wird deutlich, dass man sich noch in der Planungsphase befindet. „Wir arbeiten gemeinsam mit den zukünftigen Betreibern des Hamburger Fernsehturms und der Stadt Hamburg auf eine schnellstmögliche Eröffnung für Besucher hin. Dabei planen wir von Meilenstein zu Meilenstein“, sagte Sprecher Benedikt Albers. „Wir haben eine Bauvoranfrage eingereicht. In Abhängigkeit der Dauer und des Verlaufs des Baugenehmigungsverfahrens gehen wir dann mit allen beteiligten Akteuren die nächsten Schritte an.“ Dazu zählten auch die Beauftragung und die Durchführung der Bauarbeiten, die nicht vor der Erteilung der Baugenehmigung starten könnten, so Albers weiter.

Das heißt im Klartext: Wenn im neuen Jahr tatsächlich ein Bauantrag eingereicht wird – im Juli hatte die DFMG diesen Schritt noch bis Ende dieses Jahres angekündigt – und dann vielleicht bis Ende 2023 eine Baugenehmigung vorliegen würde, könnte erst danach mit der zeitaufwendigen Ausschreibung für die Vergabe der einzelnen Gewerke begonnen werden.

Im Sommer 2020 wurden die künftigen Betreiber des Fernsehturms vorgestellt

Dazu kommt, dass bei dem 1968 eröffneten Heinrich-Hertz-Turm, so die offizielle Bezeichnung, im Zuge der Revitalisierung zahlreiche Denkmalschutzauflagen berücksichtigt werden müssen. Insider gehen inzwischen davon aus, dass eine Wiedereröffnung des Fernsehturms nicht vor 2025 realistisch ist. Die DFMG, eine Telekom-Tochter, legt sich nicht fest. Details zum Zeitplan möchte Sprecher Albers nicht „kommunizieren“. Es gibt offensichtlich keinen.

Rückblende: Im Juni 2020 war ein großer Tag für den Fernsehturm. Denn damals hatte die Deutsche Funkturm zu einer Pressekonferenz vor Ort eingeladen. Es wurde Großes verkündet: DFMG-Chef Bruno Jacobfeuerborn präsentierte die drei künftigen Betreiber des Fernsehturms, die einen Pachtvertrag über 20 Jahre unterschrieben hatten: Die stadteigene Hamburg Messe und Con­gress GmbH (HMC) mit ihrem Chef Bernd Aufderheide, Philipp Westermeyer, Gründer des Digitalfestivals OMR und Geschäftsführer der Ramp106 GmbH, sowie Tomislav Kara­jica, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Home United GmbH.

Wiedereröffnung für Ende 2023 angekündigt

Auf diesem Termin wurde auch die Wiedereröffnung für Ende 2023 angekündigt. Von da an sollte der Fernsehturm mit einer Aussichtsplattform in rund 120 Meter Höhe wieder 365 Tage im Jahr den Hamburgern und Touristen zur Verfügung stehen. Eine Gastronomie ist geplant, das ehemalige Drehrestaurant sollte für Events und Veranstaltungen genutzt werden. Zudem soll am Fuße des Gebäudes ein Empfangsgebäudes errichtet werden – immerhin für dieses Bauwerk gibt es einen finalen Entwurf des bekannten Düsseldorfer Büros Ingenhoven Architects.

Bevor die Sanierung nicht abgeschlossen ist, können die drei Partner nicht die Flächen in luftiger Höhe ausbauen. Und auch sie wissen nichts Genaues. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte ein Sprecher der Betreiber. „Es gibt aufgrund der hohen Komplexität noch keinen finalen Zeitplan für die Sanierung des Fernsehturms.“

„Klar ist, dass der Fernsehturm wiedereröffnet"

Die Betreiber-Gruppe befinde sich aber regelmäßig in einem sehr kon­struktiven und partnerschaftlichen Austausch mit der DFMG, um weitere Schritte zu verabreden und umzusetzen. Und zumindest soll – wann auch immer – wieder Leben auf dem Fernsehturm einziehen. Der Sprecher betonte. „Klar ist, dass der Fernsehturm wiedereröffnet und den Hamburgerinnen und Hamburgern zugänglich gemacht werden wird.“

Unterdessen kommt Kritik von David Erkalp. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Zukunft des Fernsehturms. „Selbst wir als Abgeordnete erhalten von der DFMG keine Informationen über den Zeitablauf. Wenn wir Anfragen an den Senat dazu stellen, gibt es nichtssagende Antworten, oder es wird auf alte Anfragen verwiesen. Es ist ein Trauerspiel. Inzwischen dürften auch die Kosten für die Sanierung explodiert sein und die bereits zur Verfügung gestellten Mittel von Bund und Land nicht mehr ausreichen.“

Markus Schreiber setzte sich für Wiedereröffnung ein

Bereits im November 2016 – das ist inzwischen mehr als sechs Jahre her – hatte der Haushaltausschuss des Bundestages einen Zuschuss in Höhe von 18,5 Millionen Euro für die Sanierung des Bauwerks zur Verfügung gestellt. Die Stadt gibt weitere 18,5 Millionen Euro dazu. Erkalp, der auch tourismuspolitischer Sprecher seiner Fraktion ist, fordert nun: „Der Senat als Geldgeber muss dringend Druck auf die DFMG ausüben.“

Schon in seiner Zeit als Bezirksamtsleiter von Mitte, die 2012 endete, hat sich Markus Schreiber für eine Wiedereröffnung des Fernsehturms eingesetzt. Auch jetzt als SPD-Bürgerschaftsabgeordneter liegt ihm viel daran, dass die Revitalisierung startet.

Fernsehturm Hamburg: Schreiber will Gespräch mit der DFMG suchen

„Die DFMG scheint es nicht eilig zu haben. Dabei wollen wir doch, dass der Fernsehturm der Öffentlichkeit endlich wieder zur Verfügung steht. Es wäre wünschenswert, dass die DFMG nun endlich mal einen konkreten Zeitplan in der Öffentlichkeit präsentiert und dafür sorgt, dass die Sanierung endlich beginnen kann“, sagte Schreiber und kündigte an, er wolle auch das Gespräch mit der DFMG suchen.

Die trifft sich nach Abendblatt-Informationen im Januar mit Oberbaudirektor Franz-Josef Höing. Dabei geht es dann aber nicht um die Sanierung des Turms, sondern um das Empfangsgebäude.