Hamburg. Zu wenig Personal, zu viel verlorenes Gepäck: Obgleich die Fundstelle im Hauptbahnhof überlastet ist, wird sie geschlossen.
Auch wenn sich Bahnkunden bereits über ein ziemliches „Chaos“ im Fundbüro des Hamburger Hauptbahnhofs beschweren, droht künftig eine weitere Einschränkung dieses Services der Deutschen Bahn.
Fahrgäste, die an den Gleisen oder im Zug etwas verloren haben, können bald nicht mehr auf Hilfe im Hauptbahnhof hoffen: Die Fundstelle, die im größten Hamburger Bahnhof bisher neben dem Reisezentrum zu finden war, wird geschlossen.
Die Deutsche Bahn bestätigt diese Pläne auf Anfrage des Abendblatts – und spricht von einer Verlagerung: Die Fundstelle ziehe um, in Räumlichkeiten direkt neben dem Reisezentrum im Bahnhof Altona. „Da Altona Ziel- und Endbahnhof zahlreicher Züge ist, bietet sich hier eine schnellere und bequemere Übergabe der Fundstücke an“, teilte eine Bahnsprecherin mit.
Hamburger Hauptbahnhof: Dieser Service der Bahn fällt künftig weg
Der Umzug ist für Mitte September vorgesehen. Dann steht am Hauptbahnhof das Aus an für das bisherige Fundbüro am Eingang der Wandelhalle, die derzeit umgestaltet wird.
In der neuen Fundstelle in Altona sollen pro Schicht zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz sein. Die Öffnungszeiten werden noch zeitnah bekanntgegeben, heißt es von der Bahn.
Dabei kommt die Schließung der Fundstelle in St. Georg zu einem ungünstigen Zeitpunkt: In den vergangenen Wochen waren so viele Dinge bei dem bisherigen Büro im Hauptbahnhof abgegeben und gesucht worden, dass die Mitarbeiter überlastet waren.
Hamburger Hauptbahnhof: Fundstelle war zuletzt überlastet
Die Gründe seien vielfältig, teilte die Bahn zu den Problemen mit: „Wie viele Unternehmen in Deutschland ist auch die DB von kurzfristigen Krankheitsfällen und Urlaubsabwicklung betroffen, was sich regional auswirken kann“, sagte eine Sprecherin, die von einem „Bearbeitungsstau“ in Hamburg sprach. Reisende mussten damit rechnen, ihre Gegenstände nicht zurück zu bekommen.
Grundsätzlich läuft das Prozedere bei verlorenen Dingen immer gleich ab: In Hamburg abgegebene Fundstücke werden rund eine Woche aufbewahrt. Die Mitarbeiter suchten nach Hinweisen, um die Besitzer ausfindig zu machen und zu kontaktieren, informiert die Bahn. Werde der Inhaber oder die Inhaberin ermittelt, könne das Fundstück innerhalb von drei Wochen abgeholt oder entgeltlich an eine Wunschadresse versendet werden.
Die Bahn sendet verlorenes Gepäck an das zentrale Fundbüro
Im anderen Fall, wenn der Eigentümer des Fundstücks nicht innerhalb von sieben Tagen gefunden werde, würden die Bahnmitarbeiter das Gepäck an das zentrale Fundbüro in Wuppertal schicken. Ausnahmen hierbei seien Fundsachen, die auf Grund ihrer Größe oder ihres Gewichts für einen Versand nicht oder nur als Sperrgut zugelassen sind, etwa Fahrräder, Ski oder Kinderwagen.
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Grundsätzlich gibt es für Reisende, die Gepäck verloren haben, verschiedene Optionen, nach ihren Habseligkeiten zu suchen, informiert die Bahn: So können Kunden den Verlust eines Gegenstandes auch im Internet melden. Unter www.bahn.de/fundservice, stehe eine Benutzeroberfläche mit detailliertem Auswahlmenü und Referenzbildern zur Verfügung.
Bahn gibt Tipps für Kunden, die auf der Fahrt etwas verloren haben
Außerdem gebe es eine aktuelle Datenbank, die passende, bereits gefundene Gegenstände anzeige. Dadurch werde die Rückführung der Fundstücke beschleunigt. Zudem bestehe die Möglichkeit, den Verlust schriftlich per Post zu melden. Auch direkt an Bahnhöfen könnten Reisende einen Verlustantrag stellen – auf Deutsch, Englisch oder Französisch – an der DB Information oder direkt bei der jeweiligen Fundstelle.
Vergessene Taschen oder Koffer in den Zügen sind derweil keine Einzelfälle: Deutschlandweit verlieren Reisende jährlich rund 250.000 Gegenstände in Bahnhöfen und Zügen der Deutschen Bahn. Das sind knapp 700 vergessene Dinge pro Tag.
Zurückgelassen werden sowohl alltägliche Gegenstände, beispielsweise Mobiltelefone, aber auch Kuriositäten, wie Gebisse, Brautkleider oder Richterroben. Doch durchschnittlich 60 Prozent der Gegenstände könnten an ihre Besitzer zurückgegeben werden, teilte die Bahn mit, über die aktuell auch ein humorvolles Buch mit (zum Teil grotesken) Reiseerlebnissen erscheint.