Hamburg. Bahn reagiert auf Vorwürfe der Fahrgäste – in Hamburg herrscht Bearbeitungsstau. Die Gründe für das „Chaos“ in der Fundstelle.
Bahnkunden müssen sich derzeit auf ein ziemliches „Chaos“ im Fundbüro des Hamburger Hauptbahnhofs einstellen. So beschrieb es jetzt ein Leser des Abendblatts. „Wer derzeit in einem DB-Zug, der in Hamburg endet, einen Rucksack vergisst, kann kaum damit rechnen, ihn wiederzubekommen“, berichtet der Ratzeburger, der selber gerade eine solche Erfahrung gemacht hat.
Seine Schilderung der Umstände verdeutlicht die derzeitige Situation in der zentralen Fundstelle im Hauptbahnhof, der auch als Kriminalitätsschwerpunkt immer wieder in die Schlagzeilen gerät: „Am 1. Juli hatten wir in einem ICE München Hamburg (1. Klasse) beim Aussteigen einen Rucksack vergessen,“ sagt der Bahnkunde über die Rückreise aus den Bergen. Der Rentner und seine Frau reagierten sofort auf das Fehlen des Gepäckstücks.
Fundbüro der Bahn – Mitarbeiter im Hamburger Hauptbahnhof überlastet
„Auf unsere sofort online aufgegebene präzise Verlustmeldung bekamen wir, jeweils nach einigen Tagen, zweimal die Meldung, man habe den Rucksack nicht gefunden, suche aber weiter. Daraufhin gingen wir direkt zur Fundstelle im Hamburger Hauptbahnhof und erfuhren von den dort Zuständigen, man ,ertrinke’ geradezu in Fundstücken“.
Es habe bei der Fundstelle weiter geheißen, es fehlten Mitarbeiter, um die täglich wachsenden Berge, vor allem von Rucksäcken, zu durchsuchen.
„Wir hatten durchaus den Eindruck“, so der Abendblatt-Leser, „man habe angesichts dieser aussichtslosen Situation gar nicht erst mit der Suche angefangen.“ Auf die Frage, wie man sich die Lösung des Problems – wachsende Fundstück-Berge, aber fehlende Sucher – für die nächsten Wochen, in denen aufgrund der Sommerferien viele Urlauber mit der Bahn unterwegs sein werden, vorstelle, hätten die Fundstellen-Mitarbeiter „hilflos und bedauernd“ mit den Schultern gezuckt.
Bahn begründet Situation in der Fundstelle in Hamburg mit Urlaub und Krankheit
So weit das Erlebnis des Reisenden mit den Bahn-Angestellten, die auch den Ansturm durch das 49-Euro-Ticket als Grund für die Situation nannten.
Die Bahn (DB) äußert sich auf Abendblatt-Anfrage zu dem Fall: „Wie viele Unternehmen in Deutschland ist auch die DB von kurzfristigen Krankheitsfällen und Urlaubsabwicklung betroffen, was sich regional auswirken kann“, sagte eine Sprecherin.
Das betreffe auch die Fundstelle in Hamburg, die am Beginn der Wandelhalle neben dem Reisezentrum zu finden ist. „Wir versuchen immer, Ersatz für die erkrankten Mitarbeitenden zu finden, um unseren Kundinnen und Kunden schnellstmöglich ihre Fundsachen zurückzugeben“, versicherte die Bahnsprecherin. Doch in der Urlaubszeit sei dies besonders anspruchsvoll.
Bahn: Im Fundbüro in Hamburg herrscht derzeit ein Bearbeitungsstau
Das wirke sich auf die Fundstelle aus: „Auf Grund der personellen Einschränkungen gibt es in Hamburg leider einen Bearbeitungsstau“, hieß es von der Bahn weiter. „Wir setzen alles daran, dass unsere Reisenden ihre Verluststücke zurückbekommen. Wir bitten dafür um Entschuldigung und noch um etwas Geduld.“ Einen Zusammenhang mit dem 49-Euro-Ticket sieht die Bahn derweil nicht.
Fakt sei: Alle in der Fundstelle Hamburg abgegebenen Fundsachen würden registriert und aufbewahrt.
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Die Bahn gibt Tipps zum Vorgehen, wenn Gepäck verloren geht. Um den Verlust eines Gegenstandes zu melden, gebe es verschiedene Wege: Online, unter www.bahn.de/fundservice, stehe eine Benutzeroberfläche mit detailliertem Auswahlmenü und Referenzbildern zur Verfügung.
Bahn gibt Tipps für Kunden, die auf der Fahrt etwas verloren haben
Außerdem gebe es eine aktuelle Datenbank, die passende, bereits gefundene Gegenstände anzeige. Dadurch werde die Rückführung der Fundstücke beschleunigt. Zudem bestehe die Möglichkeit, den Verlust schriftlich per Post zu melden. An Bahnhöfen könnten Reisende einen Verlustantrag – auf Deutsch, Englisch oder Französisch – an der DB Information oder bei der Fundstelle in der Wandelhalle, die derzeit umgestaltet wird, erhalten und abgeben.
Für Hamburg gelten hier allerdings eingeschränkte Servicezeiten: Die Fundstelle am Hauptbahnhof hat an Wochenenden laut Bahn nicht geöffnet.
Fundbüro im Hamburger Hauptbahnhof – Bahn macht Kunden wenig Hoffnung
Der betroffene Fahrgast, der sich an das Abendblatt gewandt hatte, muss sich jedenfalls weiter gedulden. Bisher ist der Rucksack nicht wieder aufgetaucht. Und die Bahn macht dem 84-Jährigen auch keine Hoffnung, dass er das Gepäck noch zurückerhält. Das Ende des Urlaubs in Südtirol ist und bleibt unerfreulich.