Hamburg. Digitale Technik soll das Anfahren, Rollen und Halten steuern. Die S-Bahn setzt die neuen Züge vorerst nur auf einer Strecke ein.
Die S-Bahn Hamburg nutzt in Zukunft digitale Technologie, um ihren Stromverbrauch zu senken. Dabei setzt sie weiter auf die heute bereits zwischen Berliner Tor und Bergedorf fahrenden „Geisterzüge“. Diese experimentellen S-Bahnen werden „automatisch“ betrieben, es fährt aber noch ein Lokführer als „Aufpasser“ mit. Die Bahnen können digital gesteuert anfahren und beschleunigen, bremsen und halten. In Zukunft sollen genau diese tausendfach täglich ablaufenden Prozesse für das Netz der Hamburger S-Bahn so optimiert werden, dass bis zu 30 Prozent Strom gespart wird.
Wie die S-Bahn am Dienstag mitteilte, habe die Deutsche Bahn als Mutterkonzern mit der Stadt Hamburg und Siemens Mobility einen Vertrag geschlossen, der ein digitales Leitsystem vorsieht. Sollten tatsächlich 30 Prozent des bislang verbrauchten Stroms eingespart werden, sei das so viel wie 10.000 Haushalte im Jahr benötigen, sagte Kristian Weiland, der bei der Bahn die „Entwicklung Digitale Schiene Deutschland“ verantwortet. Das Hamburger Projekt soll bundesweit auf die Schiene gesetzt werden.
S-Bahn Hamburg: Autonomes Fahren nach Bergedorf
Es funktioniert so, dass die „Geisterzüge“ im gesamten Netz nicht alle gleichzeitig anfahren. Denn das führt laut S-Bahn zu „Lastspitzen beim Stromverbrauch“. Dazu muss man die Positionen aller Züge auf allen Strecken kennen. Rollphasen sollen besser ausgenutzt, Strom zurückgewonnen werden. Die Zahl von heute vier digitalen Zügen wird in Zukunft auf 64 erhöht. „Bis Ende des Jahrzehnts“, so die Planung, sei der „Citybereich der S-Bahn Hamburg“ mit digitaler Technik ausgerüstet.
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S-Bahn-Geschäftsführer Kay Arnecke nannte die Pilotstrecke nach Bergedorf „erfolgreich“. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sagte: „Die Automatisierung und Digitalisierung der Züge ist auch Teil unserer gemeinsamen Vereinbarung mit dem Bund, Hamburg als Modellregion der Mobilität deutschlandweit zu etablieren.“
Der Vorstandschef von Siemens Mobility, Michael Peter, sagte: Hamburg habe gezeigt, dass es möglich sei, einen automatisierten Schienenverkehr „im offenen Bahnsystem“ zu betreiben. Fahrerlose Systeme gibt es zum Beispiel an Flughäfen und bei Bahnen, die nicht an die öffentlichen Netze angeschlossen sind.