Hamburg. Die historische Straße ist seit Monaten kaum erreichbar. Etliche Parkplätze in der Umgebung sind gesperrt. Was die Wirte ärgert.

Die Deichstraße in der Altstadt gehört zu den bekanntesten Orten in Hamburg. Die historischen Gebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert beherbergen heute in erster Linie Gastronomie, an den Seiten der Fußgängerzone mit ihrem Kopfsteinpflaster haben die Restaurants ihre Terrassen. Seit jeher ist diese Flaniermeile ein Anlaufpunkt für Touristen, und auch Hamburger sind hier gerne zu Gast.

Doch es gibt ein Problem, das den ortsansässigen Gastronomen – ganz abgesehen vom schlechten Wetter – große Sorge bereitet: Die Kunden gelangen nicht mehr zu ihnen. „Wir sind umgeben von Baustellen und fühlen uns hier manchmal wie auf einer Insel, weil man die Deichstraße nur noch schwer erreichen kann“, sagt André Stolle. Der Spitzenkoch führt seit gut zwei Jahren das Lokal The Lisbeth am Eingang zur Deichstraße.

Restaurant Hamburg: Deichstraße von Baustellen umzingelt – Gastronomen sauer

Seit bereits 25 Jahren sind hier auch Betty Kleemiß und Hervé Kerourédan mit ihrem Ti Breizh zu finden. Die bretonische Crêperie ist eine Institution und eigentlich immer gut besucht.

„Wir haben hier schon seit Jahren immer wieder mit Baustellen zu kämpfen. Aber seit geraumer Zeit ist es wirklich eine Zumutung. Man fragt sich, ob die Stadt sich überhaupt überlegt, welche negativen Auswirkungen das auf unser Geschäft hat“, sagt Kerourédan.

In der vergangenen Woche sei es besonders schlimm gewesen. „Da war der Übergang für die Fußgänger über die Willy-Brandt-Straße gesperrt“, sagt André Stolle. Die Konsequenz: Er habe etwa 70 Prozent weniger Umsatz beim Mittagstisch gemacht, weil die Gäste nicht über die Straße gekommen sind und sich vermutlich lieber eine Alternative gesucht haben. Auch das Ti Breizh habe deutlich weniger Gäste gehabt, sagt Kerourédan.

Deichstraße: Die Einfahrt aus der Holzbrücke ist wegen einer Baustelle nicht möglich

Inzwischen ist der Übergang samt Fußgängerampel wieder in Betrieb. Die Baustelle aufgrund der Fahrbahnsanierung im Bereich Willy-Brandt-Straße soll laut LSBG (Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer) bis zum 13. August eingerichtet bleiben.

Die Einfahrt für Autofahrer aus der Straße Holzbrücke in die Deichstraße – dieser Teil ist keine Fußgängerzone – ist jedoch schon seit längerem nicht mehr möglich, weil an der Holzbrücke/Willy-Brandt-Straße ein Neubau entsteht und deshalb eine große Fläche für die Baustelle abgesperrt ist. Das Wohn- und Geschäftshaus soll bis Ende 2024 fertiggestellt sein. So lange müssen sich die Anlieger in Geduld üben.

Auch aus der Steintwiete kann man nicht in die Deichstraße fahren, dort wird man durch ein Einbahnstraßenschild gestoppt.

Ein Blick in die Deichstraße in der Hamburger Altstadt. Dieser Teil ist Fußgängerzone. Das verrostete Straßenschild ist den Gastronomen ein Dorn im Auge – es soll nun bald ausgetauscht werden.
Ein Blick in die Deichstraße in der Hamburger Altstadt. Dieser Teil ist Fußgängerzone. Das verrostete Straßenschild ist den Gastronomen ein Dorn im Auge – es soll nun bald ausgetauscht werden. © FUNKE FOTO SERVICES | Thorsten Ahlf

Restaurant Hamburg: Es gibt in der Umgebung der Deichstraße kaum noch Parkplätze

Aber das ist noch nicht alles, über das sich die Gastronomen aufregen. „Wegen der vielen Baustellen sind etliche Parkplätze im Bereich Steintwiete, Steintwietenhof und unter dem U-Bahn-Viadukt am Rödingsmarkt weggefallen. Es wurden keine Ersatzflächen zum Parken ausgewiesen. Das heißt, wer mit dem Auto kommt, findet hier kaum noch einen Parkplatz“, berichtet Michael Maaß, der seit fünf Jahren das Buddels Gasthaus & Weinbar an der Deichstraße führt.

Eine Sprecherin des zuständigen Bezirksamtes Mitte bestätigt, dass einige Flächen für den ruhenden Verkehr für Baustelleneinrichtungen privater Hochbaumaßnahmen weggefallen seien. Eine Statistik über die Anzahl der temporär wegfallenden Parkplätze werde nicht geführt.

„Wir würden uns einfach mal wünschen, dass die bei der Stadt zuständigen Stellen sich mit uns zusammensetzen und dass wir dann gemeinsam nach Lösungen suchen, um die Situation für unsere Gäste und uns Gastronomen erträglicher zu machen“, sagt Betty Kleemiß vom Ti Breizh.

Im Bereich Rödingsmarkt wird gebaut – der Verkehr ist beeinträchtig und es fallen Parkplätze weg.
Im Bereich Rödingsmarkt wird gebaut – der Verkehr ist beeinträchtig und es fallen Parkplätze weg. © Thorsten Ahlf

Hamburg City: In der Nachbarschaft entstehen die Flüggerhöfe

Und André Stolle ergänzt: „So wie es aussieht, wird es ja noch jahrelang dauern, bis die letzte Baustelle in unserer Nachbarschaft verschwunden ist.“

Fakt ist: Aktuell wird das an die Steintwiete angrenzende Bundesbankgebäude saniert. Zudem wurde an der Ecke Steintwiete/Rödingsmarkt ein Gebäude abgerissen, dort soll ein Neubau entstehen. Direkt nebenan revitalisiert die Signa, die auch den Elbtower baut, den denkmalgeschützten Gebäudekomplex Flüggerhöfe. Deshalb ist auch ein Teil der Parkplätze unter dem U-Bahn-Viadukt gesperrt.

Restaurant Hamburg: Gastronomen wünschen sich Aufwertung der Deichstraße

Aber nicht nur die Dauerbaustellen sind den Gastronomen ein Ärgernis. Seit 20 Jahren betreibt Magret Ismer das Traditionsrestaurant Deichgraf und sagt: „Das Schild am Eingang zur Deichstraße ist verrostet, außerdem brauchen wir hier mehr Mülleimer, und das Unkraut könnte die Stadt auch mal wieder jäten.“

Dazu sagt die Sprecherin des Bezirksamtes Mitte. „Die Beseitigung von Ritzengrün ist Aufgabe der Straßenunterhaltung. Aufgrund der begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen können die anfallenden Aufgaben zur Zeit nur nach Prioritäten der Verkehrssicherheit abgearbeitet werden.“

Zumindest eine gute Nachricht gibt es zum Schluss. Die Sprecherin kündigt an: „Für die Straßennamensschilder Deichstraße/Ecke Steintwiete ist der Bauhof beauftragt worden, neue Schilder zu bestellen und anzubringen. Das kann aber einige Wochen dauern.“