Hamburg. An Jungfernstieg oder Mönckebergstraße gibt es zu wenig Fahrradbügel – sagen die einen. Warum das City Management dagegenhält.
Wer kennt das nicht: Schnell zum Einkaufen in die City geradelt, und dann der Frust: Egal ob am Jungfernstieg, auf der Mönckebergstraße oder am Gerhart-Hauptmann-Platz – in den bekannten Einkaufsstraßen der Innenstadt fehlen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Die Bügel sind meist schon besetzt. Wo also das Schloss befestigen? Und die Frage, die dahintersteht: Gelingt so die Verkehrswende?
Gerade in den belebten Shoppingmeilen plant Hamburg, den Autoverkehr weiter zu begrenzen. Der Jungfernstieg ist bereits für private Pkw gesperrt und wird nun nochmals fußgängerfreundlich umgebaut, Einkaufsviertel wie die Spitalerstraße zählen schon seit jeher zu den Fußgängerzonen. Parkplätze für Autos werden reduziert, aber neue Alternativen für Radler finden die Hamburger nur selten.
Verkehr Hamburg: Nicht genug Parkplätze für Fahrräder in der City
„Das Fahrradparken ist in ganz Hamburg immer noch äußerst verbesserungswürdig“, sagt auch Dirk Lau vom ADFC Hamburg. Die Bemühungen des Senats reichten bislang bei Weitem nicht aus, um dem gewünschten Radverkehrsaufkommen gerecht zu werden.
„Gerade an den Zielpunkten in der City, aber auch in beliebten Einkaufsstraßen und Stadtteilzentren wie rund um die Ottenser Hauptstraße oder im Ortskern Volksdorf fehlt es an modernen, sicheren Abstellanlagen für Fahrräder“, findet der Sprecher des Fahrradlobby-Vereins.
Parteien im Bezirk Hamburg-Mitte haben Fahrradbügel-Offensive gestartet
„Auch wir sehen, dass es an vielen Stellen in unserem Bezirk an Abstellmöglichkeiten für Fahrräder fehlt – auch in der Innenstadt“, sagt David Dworzynski (SPD), Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte.
Doch es gebe bereits Pläne zur Abhilfe: „Auf Antrag unserer Koalition aus SPD, CDU und FDP hat die Bezirksversammlung Mitte schon vor einiger Zeit eine Fahrradbügel-Offensive angestoßen und zusätzliche Finanzmittel für den Ausbau der Abstellmöglichkeiten bereitgestellt“, ergänzt der mobilitätspolitische Sprecher der SPD-Bezirksfraktion.
Neue Fahrradbügel in Hamburg-Mitte geplant – aber nicht in der Innenstadt
Allerdings hat bisher der Ausbau mit Möglichkeiten für das Anschließen von Rädern offenbar nicht hauptsächlich in der Innenstadt stattgefunden, und das, obgleich sich Händler nach den Zwangsschließungen durch Corona hier endlich wieder mehr Passanten wünschen.
Zuletzt seien viele neue Fahrradbügel in der Neustadt, aber etwa auch auf St. Pauli oder in St. Georg eingerichtet worden, sagt Dworzynski. Nach 174 neuen Fahrradbügeln in den beiden letztgenannten Stadtteilen seien nun viele neue Radparkplätze im Hamburger Süden geplant.
So sollen in Wilhelmsburg bis zum nächsten Jahr mehr als 160 neue Fahrradbügel aufgestellt werden, zählt Dworzynski auf. „Dennoch behalten wir natürlich auch die City weiter im Blick und werden im Rahmen der Möglichkeiten auch in der Innenstadt weitere Fahrradbügel und anderweitige Abstellplätze für Fahrräder realisieren,“ verspricht der SPD-Politiker.
City Management Hamburg sieht keinen Bedarf für neue Abstellmöglichkeiten
Als weniger dringend betrachten Vertreterinnen der Kaufleute in der City die Frage, ob Radfahrer in Zukunft mehr Bügel zum Anschließen vorfinden. „Die Zahl der Fahrradbügel wurde in den vergangenen Jahren sukzessive deutlich erhöht, da die Zahl der Radfahrer stark zugenommen hat“, sagt Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City Managements Hamburg. Allein der Business Improvement District (BID) in der Mönckebergstraße habe 186 Fahrradbügel installiert, am Gänsemarkt seien es 41 und am Neuen Wall 60.
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Die Zahlen zeigten, „dass wir uns bereits auf einem sehr guten Niveau befinden“, findet Brigitte Engler, und sieht keinen Bedarf für neue Abstellanlagen. „Wir beobachten, dass viele Radfahrer die nahe liegenden Fahrradbügel nicht nutzen und ihr Rad genau dort abstellen, wo sie hinwollen. Für das Aufstellen weiterer Bügel sehen wir derzeit keine Notwendigkeit.“
Verkehr in der Hamburger City – „Verkehrswende scheitert nicht an Fahrradbügeln“
Auch Brigitte Nolte wiegelt ab: „Anders als bei Autofahrern ist die Schwierigkeit, einen Abstellplatz zu finden, für Radfahrer meines Erachtens das geringere Problem“, sagt die Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord.
„Mit anderen Worten: Die Verkehrswende scheitert sicherlich nicht an mangelnden Fahrradbügeln. Ich bin überzeugt, dass ein hoher Bedarf zudem mit einfachen Mitteln bedient werden kann. Weitere Fahrradbügel aufzustellen dürfte einfacher sein als Parkplätze zu schaffen.“
Eine Option, weitere Abstellmöglichkeiten für Räder zu schaffen, sieht der ADFC auch in der Umnutzung: Dazu könnten „die großen, oft leer stehenden Kfz-Parkhäuser in der City“ umgebaut werden, etwa auf diese Weise, schlägt Lau vor: „Im Erdgeschoss Abstellplätze für (Lasten-)Fahrräder und darüber Büros und Wohnungen, wie es zum Beispiel in der Neuen Gröningerstraße geplant ist.“