Hamburg. Lange Wartezeiten, kaum Kinderärzte und für die Vorsorge in eine andere Stadt? Wie der Bezirk das massive Problem lösen will.

Der Ärztemangel im Bezirk Hamburg-Mitte verschärft sich: Insbesondere in den einwohnerstarken Stadtteilen Wilhelmsburg, Horn, Billstedt und Mümmelmannsberg sieht die Bezirkskoalition aus SPD, CDU und FDP die medizinische Versorgung zunehmend in Gefahr, spricht von einer „ernsthaften Herausforderung“.

Ärztemangel im Süden und Osten von Hamburg-Mitte dramatisch

„In der Innenstadt sieht es gut aus, aber in den Randlagen, also im Süden und Osten des Bezirks, sind die Hausärzte überlastet, Fachärzte fehlen sogar größtenteils“, heißt es in einer Zusammenfassung. In der Bezirksversammlung am Donnerstagabend (22. Juni) setzt sich die Koalition noch einmal „mit Nachdruck“ gegen den Ärztemangel ein.

Ein runder Tisch, so der Antrag, solle zeitnah unter anderem Vertreter des Bezirksamts, der Sozialbehörde und der Kassenärztlichen Vereinigung, die für das gesamte Stadtgebiet mitunter sogar von einer „Überversorgung“ spreche, zusammenbringen.

Arzt Hamburg: Es gibt genug Mediziner – Verteilung sei das Problem

„Die Menschen in vielen Wohnquartieren unseres Bezirks erleben leider täglich eine Mangelwirtschaft der besonderen Art“, sagt Oliver Sträter, Fraktionsvorsitzender der SPD-Bezirksfraktion in Hamburg-Mitte. „Termine bei Haus,- Fach- oder Kinderärzten sind kaum zu bekommen.“ Dabei sei in Hamburg insgesamt nicht die Gesamtzahl der Ärzte das Problem, sondern die Verteilung: „Politisch ist das allein nicht zu lösen, hier ist die Kassenärztliche Vereinigung gefragt, im Gespräch mit der Sozialbehörde Lösungen zu entwickeln.“

In Mümmelmannsberg werde aktuell nur zweimal pro Woche eine Sprechstunden angeboten, die sich jedoch ausschließlich an Eltern mit Säuglingen richtet. Für ältere Kinder fehle die Notfall- und die ärztliche Grundversorgung im Stadtteil komplett.

Angrenzende Stadtteile können Ärztemangel nicht auffangen

Auch in Billstedt, wo derzeit 4000 Kinder und Jugendliche leben, gebe es nicht ausreichend Kinderärzte. Umliegende Stadtteile könnten den Mangel auch nicht ohne Weiteres auffangen, weil die Praxen dort oft einen Aufnahmestopp verhängt hätten, so die Bezirkskoalition über die Lage.

Es komme sogar vor, dass regelmäßig Familien für die Kindervorsorgeuntersuchungen in andere Städte verwiesen würden. „Dieser Zustand ist für eine Stadt wie Hamburg nicht tragbar, das Umdenken in der ärztlichen Versorgung muss dringend vorangetrieben werden“, so Sträter.

Arzt Hamburg: Zugang zu Praxen muss im ganzen Bezirk gewährleistet sein

Timo Fischer, Fraktionsvorsitzender der FDP-Bezirksfraktion, ergänzt: „Der lokale Zugang zu Arztpraxen muss in ganz Hamburg-Mitte gewährleistet sein. Einzelne Regionen dürfen nicht abgehängt werden.“ Wenn der Besuch eines Kinderarztes wegen der langen Anfahrt einen „ganzen Nachmittag in Anspruch“ nehme, sei das für viele Familien kaum zu machen.

In Wilhelmsburg sei die Situation ebenfalls angespannt, die ungewisse Zukunft des Krankenhauses Groß Sand (wir berichteten), erschwere die Lage.

Runder Tisch soll „kurzfristige Lösung“ gegen Ärztemangel erarbeiten

Ziel müsse es jetzt sein, so die Bezirkskoalition von Hamburg-Mitte, die Notfallversorgung insbesondere von Kindern und Jugendlichen in den medizinisch unterversorgten Stadtteilen „kurzfristig“ durch entsprechende Angebote sicherzustellen.