Hamburg. Jugendliche gehen vor der Europa Passage aufeinander los. Bei einem Polizisten sprang die Kniescheibe raus. Wer hat die Attacke beobachtet?

Nach der blutigen Auseinandersetzung vor der Europa Passage am Ballindamm sucht die Polizei Augenzeugen und Personen, die Videos bzw. Fotos von den Szenen vor dem Einkaufszentrum aufgenommen haben. Bei dem Einsatz am Ostermontagabend am Jungfernstieg wurden zwei Polizisten verletzt. Einem Beamten sprang bei der Attacke eine Kniescheibe heraus, sein Kollege erlitt Schmerzen.

Zunächst hieß es, dass sich etwa 40 junge Leute am Ostermontagabend vor der Europa Passage am Ballindamm – in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Schauplatz brutaler Streitigkeiten – getroffen hatten, um sich dort mit Messern zu duellieren.

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Passanten hatten die Polizei per Notruf alarmiert, nachdem sie am Ballindamm einen mit einem Messer bewaffneten Menschen gesehen hatten. Außerdem, so die Zeugen weiter, hielten sich dort weitere junge Leute auf, bewaffnet mit Schlagstöcken und Straßenschildern.

Jungfernstieg: Mann mit Blut an den Händen geht auf Polizeibeamten los

Ein Polizist im Fußstreifendienst begegnete dort gegen 19.55 Uhr einem Mann mit Blut an den Händen, der gleich nach ihm schlug, als der Beamte versuchte ihn anzuhalten. Der Polizist setzte darauf Pfefferspray ein, ein Kollege rückte zur Verstärkung an. Gemeinsam wollten die Beamten den Afghanen festnehmen.

„Hierbei leistete er erheblichen Widerstand und beleidigte die Einsatzkräfte mehrfach“, sagt Polizeisprecher Joscha Ahlers. „Im Zuge dessen trat der 19-Jährige den 35-jährigen Polizisten derart gegen das Knie, dass seine Kniescheibe heraussprang und der Beamte dadurch zu Boden fiel.“ Auch sein Kollege, 57 Jahre alt, habe Schmerzen erlitten und sei verletzt worden.

16-Jährige will bei Festnahme Fahrrad auf Polizisten werfen

Zwischenzeitlich sei ein 18-Jähriger als Tatverdächtiger identifiziert worden, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Er soll einen 17-Jährigen schwer verletzt haben. Nach Abendblatt-Informationen ist der mutmaßliche Angreifer – Wais M. – polizeibekannt, unter anderem wegen Drogendelikten. Begleitet wurde er von einer jungen Frau, 16 Jahre alt. Während die Beamten alles daransetzten, den Mann unter Kontrolle zu bekommen, soll die Jugendliche versucht haben, ihn zu befreien – unter anderem, indem sie ein Fahrrad auf die Polizisten schmeißen wollte.

Weitere herbeigeeilte Peterwagenbesatzungen stoppten die junge Frau allerdings. Bei ihr fanden die Polizisten eine Machete. Sie und ihr Freund wurden vorläufig festgenommen.

Situation droht weiter zu eskalieren – massiver Polizeieinsatz nötig

Während der Festnahme drohte sich die Situation offenbar noch weiter gefährlich zuzuspitzen. Viele weitere junge Leute hätten sich um die Beamten geschart, die „ihrerseits auch lautstark verbal auf das Einsatzgeschehen Einfluss zu nehmen versuchten“, so Ahlers.

Ein massiver Polizeieinsatz sei nötig gewesen, um die Menge im Zaum zu halten. Ahlers: „Durch den Einsatz von annähernd zwei Dutzend Funkstreifenwagenbesatzungen und Unterstützung der Bundespolizei konnte die Situation letztendlich beruhigt werden.“

In der Nähe finden die Beamten einen 17-Jährigen mit Gesichtsverletzungen

Ganz in der Nähe stießen die Beamten dann auf einen 17-Jährigen mit Gesichtsverletzungen. Der Junge berichtete, er sei von mehreren Leuten geschlagen worden. „Ein möglicher Zusammenhang zu der ursprünglich gemeldeten Auseinandersetzung ist nun ebenfalls Gegenstand der eingeleiteten Ermittlungen“, so Ahlers.

Bilanz eines traurigen Abends im Herzen von Hamburg: Während das junge Pärchen wieder entlassen werden musste, weil „keine Haftgründe“ vorlagen, wurden der 17-Jährige und der 35 Jahre alte Polizist ins Krankenhaus eingeliefert. Wie die Polizei dem Abendblatt bestätigte, wurde der Beamte bereits am Dienstagmorgen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Er ist aber weiterhin dienstunfähig. Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Widerstands, tätlichen Angriffs und gefährlicher Körperverletzung.

Europa Passage und Jungfernstieg seit Jahren Brennpunkt der Jugendgewaltkriminalität

Die Ecke Jungfernstieg/Europa Passage ist seit Jahren als Brennpunkt für Jugendkriminalität bekannt. Die Jugendlichen, häufig mit Migrationshintergrund, sind für außergewöhnlich brutale Attacken berüchtigt. Vor zwei Jahren etwa griffen sie Wachleute an, nachdem diese sie wegen des Verstoßes gegen das Rauchverbot und gegen die Corona-Regeln aus der Passage verweisen wollten.

Unter anderem gründete die Hamburger Polizei damals eine Mini-Soko mit dem Namen „Jungfernstieg“, um die Jugendgewalt dort in den Griff zu bekommen.

Messer-Duell am Jungfernstieg: Polizei sucht Zeugen

Die Ermittler des zuständigen Landeskriminalamtes bitten Augenzeugen und Zeugen, die die Auseinandersetzung fotografiert bzw. gefilmt haben, sich unter 040/4286-56789 oder bei einer Polizeidienststelle zu melden.