Hamburg. Erstmals bekam bei dem Spektakel zum Hafengeburtstag eines der Schiffe eine schwimmende Bühne. Was dort gezeigt wurde.
Das gab es noch nie beim Hamburger Hafengeburtstag, der seit Freitag zum 834. Mal gefeiert wird: Am Sonnabend hat beim berühmten Schlepperballett eines der schwimmenden Kraftpakete erstmals eine Bühne getragen.
Darauf tanzten acht Frauen und Männer des Bundesjugendballetts bei mitreißenden Rhythmen. Ahoi!
Vor den Landungsbrücken: Bundesjugendballett tanzt auf der Elbe
Zu sehen war das einzigartige Spektakel am Sonnabend um 15 Uhr am besten auf Höhe der Landungsbrücken, St. Pauli.
Unter der künstlerischen Regie von Kevin Haigen wurden dem Publikum auf der zwei Tonnen schweren, acht mal acht Meter großen Bühne an Bord des Schleppers „Fairplay 31“ drei Premieren präsentiert. Eine davon ist von John Neumeiers berühmtem Ballett „Die kleine Meerjungfrau“ inspiriert.
Alle Fäden in der Hand hielt an diesem Tag Götz Bolte, seit Januar 2022 Ältermann der Hafenlotsenbrüderschaft Hamburg. Der Kapitän zur See ist gleichsam der John Neumeier des Schlepperballetts und damit dessen Hauptregisseur.
Hafengeburtstag: Das Schlepperballett mit neuem Konzept
„Das klassische Schlepperballett wird zum diesjährigen Hafengeburtstag gekürzt und um einen Auftritt des Bundesjugendballetts sowie einer Liveband ergänzt“, sagte Bolte im Vorfeld dem Abendblatt. „Gleichzeitig gibt es diverse Neuerungen bei der Übertragung und der Tonqualität. Somit ist ein neues Konzept am Start, das durch die Unterstützung der Fairplay Towage Group ermöglicht wurde.“
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Auch für die acht Mitglieder des Bundesjugendballetts war der Einsatz auf einer schwimmenden Bühne eine Premiere. Die neuen Choreografien entstanden im Ballettsaal im Ballettzentrum John Neumeier und wurden hauptsächlich dort geprobt. „Die Haupt- und Generalproben auf dem Schlepper selber finden im Vorfeld des Hafengeburtstags statt“, sagte eine Sprecherin des Bundesjugendballetts.
Tänzer beim Schlepperballett in Hamburg sind schon einiges gewohnt
Die Compagnie tritt immer wieder an ungewöhnlichen Orten fernab der herkömmlichen Ballettbühne auf und möchte nach eigenen Angaben den Tanz direkt ins Leben der Menschen bringen. Im Laufe der Jahre seit der Gründung 2011 hat das Bundesjugendballett bereits in Kirchen, Clubs, Schulen, Gefängnissen, Schwimmbädern oder sogar auf der Reichstagskuppel getanzt.
Auch die Schlepperboote tanzten am Sonnabend. Normalerweise hieven sie mit ihren 3000 bis 6000 Pferdestärken 300 Meter lange Containerriesen an den Kai. Sie schleppen und ziehen mit stoischer Stärke, als würden Rückepferde im Wald einen schweren Holzstamm transportieren. Nur schnaufen – das tun Schlepper nicht. Ohne diese Arbeitstiere, die rund um die Uhr auf der Elbe im Einsatz sind, wäre Hafenwirtschaft unvorstellbar.
Schlepperballett in Hamburg: Kapitäne bekommen Muskelkater
Einmal im Jahr fangen die Schlepper jedoch zu tanzen an. Ihre Kapitäne drehen ab. Sie lenken das Ruder blitzschnell nach Steuerbord, dann nach Backbord und wieder zurück.
Bei Musik, die vom Hafenrand tönt, drehen die schwimmenden Kraftprotze plötzlich Pirouetten und schunkeln sich in Schieflage, bis das Wasser an die Landungsbrücken mit einem neuen Beachclub spritzt. Huch! Da werden neugierige Zuschauer nass. Wenn die Show gut ist, haben die Schlepperkapitäne vom schnellen Ruderdrehen danach Muskelkater in den Armen.
Nach der fulminanten Balletteinlage beim weltweit größten Hafenfest hat die Kölner Band Cat Ballou mitsamt einer stimmungsvollen Lichtshow das traditionelle Schlepperballett abgerundet.