Hamburg. Der gebürtige Amerikaner Jimmy Blum zählt zu den beliebtesten Köpfen im Bezirk Mitte. Selbst sein Hund Rudi ist bereits ein Star.

Morgens moderiert er beim Verkaufssender QVC, abends diskutiert er in der Bezirksversammlung. Morgens bewirbt er Hundebetten und Regenmäntelchen für Vierbeiner, abends kämpft er für bezahlbare Wohnungen und „Bildung, Bildung, Bildung“: James Robert Blum oder einfach nur „Jimmy“, wie ihn nicht nur in St. Georg fast jeder nennt, zählt zweifelsohne zu den bekanntesten und wohl auch beliebtesten Politikern im Bezirk Mitte.

Weil er vermutlich genau das ist, was alle Politiker so gern sein wollen: nah dran am Wähler. Sein Wahlkampf 2019, als er erstmals im Bezirk Mitte für die FDP antrat, sei eine „One-Man-Show“ gewesen, erzählt Jimmy Blum.

Hamburg: Morgens QVC-Hundeexperte – abends FDP-Politiker im Bezirk

Und wenn man seine Videos in den sozialen Medien anschaut, wie er – modisch immer auffällig top-gestylt – mit seinem Hund, einem Bolonka Zwetna mit einst eigenem Instagram-Profil „JetsetRudi“, durch Hamburg spaziert, dann weiß man: Der Mann kann Show. Aber eben auch harte Arbeit.

Auf Listenplatz drei stand er damals. Gut, aber dennoch fast aussichtslos. „Es war klar: Falls die Liberalen zwei Leute reinkriegen, dann wäre das riesig.“ 60 Plakate mit dem von ihm erdachten Slogan „Wer Hamburg liebt, macht Hamburg besser“ klebte Jimmy Blum eigenhändig auf – an „Ecken, die ich für strategisch gut hielt, wo in Mitte halt jeder mal vorbeimuss“.

Jeden Abend nach Ladenschluss – Blum führte damals noch zwei Modegeschäfte – radelte er los und klingelte an den Haustüren, verteilte Flyer. Vom Erdgeschoss bis unters Dach.

FDP Hamburg: Jimmy Blum war 2022 Direktkandidat im Bezirk Mitte

Ein Einsatz, den die Wähler belohnten: Jimmy Blum wurde in die Bezirksversammlung gewählt, steigerte das Ergebnis der FDP allein in St. Georg von knapp 2,2 auf knapp 5,5 Prozent. Im vergangenen Jahr war er dann der liberale Direktkandidat für den Bezirk Mitte.

„Es hat mich dann schon gefreut, dass ich zum Beispiel in einem Wahllokal in Hamm, wo ich auf dem Wochenmarkt stets Wahlkampf gemacht habe, mehr Stimmen bekommen habe als Falko oder Christoph de Vries.“ Falko Droßmann (SPD) und Christoph de Vries (CDU), das seien geschätzte Kollegen.

Im QVC-Studio präsentiert Jimmy Blum alles rund um den Hund.
Im QVC-Studio präsentiert Jimmy Blum alles rund um den Hund. © Jimmy Blum | Jimmy Blum

Enge Parteigrenzen seien sowieso nicht so seins, sagt Jimmy Blum. Eingestiegen in die Lokalpolitik ist er vor 20 Jahren über den Grindelverein, einen Zusammenschluss der Gewerbetreibenden. „Da ging es darum, die Interessen der Einzelhändler zu stärken.“

Als „liberaler Typ“ fühle er sich in der FDP zu Hause, sagt Jimmy Blum

Überparteilich habe er da schon mit allen demokratischen Parteien gut zusammengearbeitet. Irgendwann wollte er dann mehr: mehr Mitbestimmung, mehr Einfluss. Die Stadt, die er liebt, besser machen. Der FDP fühlte er sich am nächsten, 2017 trat er in die Partei ein. „Freiheit ist das höchste Gut, ich bin einfach von Grund auf ein liberaler Typ“, sagt Jimmy Blum, der seit mehr als 20 Jahren mit seinem Mann Sven-Uwe, einem Anwalt, zusammen ist.

Vielleicht gehört die Weltoffenheit schon qua Geburt zu ihm, denn auf die Welt kam Jimmy Blum in Newark, New Jersey – dem etwas schmuddelig-industriellen Nachbarkind der Übermetropole New York.

„Wäre cooler, wenn ich sagen könnte, ich sei ein echter New-York-City-Boy“, sagt Jimmy Blum und lacht. Als Dreijähriger kehrte er mit seiner Mutter zurück nach Deutschland, wuchs behütet bei den Großeltern in Lüneburg auf. Ein politischer Haushalt, wie er sagt, sozialdemokratisch geprägt. „Opa war ein riesiger Helmut-Schmidt-Anhänger.“

Erste Boutique eröffnete Jimmy Blum an der Langen Reihe in St. Georg

Nach dem Studium der Textil-Betriebswirtschaftslehre im beschaulichen Schwarzwald sei „klar wie Kloßbrühe“ gewesen, wo es ihn hinziehe: nach Hamburg, Tor zur Welt. An der Langen Reihe eröffnet er 1995 seine erste Boutique, später macht er einen Laden an der Hartungstraße auf, dann noch eine Filiale im Schanzenviertel. Jimmy Blum verkauft hochwertige Schuhe, Taschen, Strickmode – alles handgefertigt in kleinen, italienischen Betrieben.

Corona machte das Geschäft fast unmöglich, Blum verlagerte dieses ins Internet, wo er bis heute erfolgreich ist. „Ich habe viele Stammkunden aus den vergangenen Jahrzehnten, die ihre Bestellungen dann direkt bei mir in Auftrag geben.“

QVC: Hamburger Politiker Jimmy Blum moderiert für „Pfotenfreunde“

Freunde nennen ihn ein „Multitalent“, andere einen „Tausendsassa“. Vielleicht auch einen Workaholic? „Nee“, Jimmy Blum winkt ab, „ich arbeite ja gar nicht. Ich mache nur das, was mir Spaß macht.“ So berät er seit zehn Jahren das Magazin „Hinnerk“, hilft Einzelhändlern bei der Planung und Eröffnung von Geschäften, schreibt hin und wieder Artikel für die HafenCity-Zeitung und moderiert eben seit einem Jahr bei QVC.

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Rund dreimal im Monat reist er für die Sendung nach Düsseldorf, ist mittlerweile Markenbotschafter von Hunter, „dem Mercedes unter den Hundeartikelherstellern“, und ein Gesicht des Senders. „Es ist im positiven Sinne irre, was ich an Post bekomme und wie treu die Kunden sind.“

FDP sei „keine Partei der Besserverdiener“ – schon gar nicht im Bezirk Mitte

Und wie steht es mit den politischen Ambitionen? Mit der Wahl zum stellvertretenden FDP-Landesvorsitzenden hat es vor wenigen Wochen nicht geklappt. „Ach, gar nicht schlimm. Mein Ergebnis war zufriedenstellend, und wir haben halt viele gute Leute hier in Hamburg.“

Er hadere bloß mit dem Klischee von der FDP als Partei der Besserverdienenden. „Das stimmt nicht – und auf Bezirksebene schon mal gar nicht.“ Dass Obdachlose jetzt hamburgweit einen Personalausweis kostenlos ausgestellt bekommen, sei ein Anliegen der FDP aus dem Bezirk Mitte gewesen.

Jimmy Blum: Ist er nicht im Bezirk Mitte, verbringt er Zeit in Umbrien

Jimmy Blum, der sich auch in Hannelore Lays Stiftung „Kinderjahre“ engagiert, will sich weiter für Bildung und bessere Schulen einsetzen. Und für bezahlbaren Wohnraum natürlich. „Es kann ja nicht sein, dass es sich irgendwann niemand mehr leisten kann, in Hamburg zu leben.“

Für ihn sei es unvorstellbar, woanders zu Hause zu sein. Höchstens mal auf Zeit, wie in Umbrien, wo er mit seinem Mann Ferienhäuser vermietet und etwa eine Woche im Monat verbringt. „Unser Rudi kommt natürlich mit, er wiegt nur sechs Kilo und darf ins Handgepäck.“ Vielleicht gibt es davon bald auch wieder ein Foto auf Instagram. Wie auch von den vielen politischen Terminen im Bezirk Mitte.