Hamburg. Das Multitalent stand erstmals in Hamburg wieder auf der Bühne: Wie schlecht es ihm erging – und welche Serie ihm geholfen hat.

Es ist kein Zufall, dass sich junge Menschen plötzlich in Scharen in den Raum begeben und versuchen, einen guten Platz zu ergattern. Auf der Karriere-Messe „Cheftreff“ in der Hamburger Handelskammer steht am Freitag als Nächstes ein „spannender Programmpunkt“ an, wie es der Moderator ankündigt. „Wer kennt Fynn Kliemann?“, fragt er – alle Hände schnellen hoch.

Nach monatelanger Sendepause, nach monatelanger Stille kommt der Alleskönner zum ersten Mal wieder auf die Bühne: Fynn Kliemann ist zurück.

Fynn Kliemann in Hamburg: Warum er wieder auf der Bühne steht

„Für mich ist das heute auch so ein bisschen eine Therapiesitzung“, gesteht der sympathisch aussehende Typ mit der perfekt gestylten Surfer-Frisur und der lässigen Kleidung.

Seine Situation erinnere ihn an seine Zeit als Skateboarder: Wenn er sich verletzt habe, durfte er nicht zu lange warten – er musste direkt wieder anfangen, direkt wieder aufs Board steigen. „Damit du da keinen Schiss vor kriegst“, erklärt Kliemann. Und genau aus diesem Grund stehe er jetzt auf der Bühne.

Fynn Kliemann: Masken-Skandal – Verfahren wurde eingestellt

Im Mai letzten Jahres hatte Jan Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ schwere Vorwürfe gegen Kliemann erhoben: Er habe unter anderem in Bangladesch produzierte Masken als faire, in Europa produzierte Masken verkauft und fehlerhafte Masken an Geflüchtete gespendet. Die Staatsanwaltschaft Stade nahm daraufhin Ermittlungen gegen den Heimwerker auf – wegen des Verdachts auf Betrug und des Verstoßes gegen das Gesetz des unlauteren Wettbewerbs.

Vor circa einem Monat stellte die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren ein – gegen eine Geldauflage von 20.000 Euro, die Kliemann an gemeinnützige Institutionen zahlen muss. Währenddessen laufen die Ermittlungen gegen Kliemanns ehemaligen Geschäftspartner Tom Illbruck weiter: Zwar habe die Staatsanwaltschaft auch ihm angeboten, das Verfahren gegen eine Geldstrafe einzustellen – doch Illbruck wolle die Vorwürfe geklärt sehen.

Fynn Kliemann: „Und dann hab ich alles nur noch schlimmer gemacht“

Nachdem der 34-jährige Kliemann Böhmermanns Video gesehen hatte, reagierte er vorerst entspannt: „Ich dachte mir: Ich erkläre das einmal, zeige wie es wirklich war – und dann ist alles gut.“ Doch es kam ganz anders – der Heimwerker wurde plötzlich als Betrüger und Lügner wahrgenommen, viele Fans waren enttäuscht. „Diese Geschichte, die da gezeigt wurde, ist so nie passiert. Den Fynn Kliemann, der da gezeigt wurde, gibt es nicht,“ erklärt der Künstler am Freitag in Hamburg.

Er habe es nur nicht geschafft, seinen Fans das ordentlich zu erklären. Dennoch gesteht er sich auch Fehler ein: Er habe zu viel gearbeitet, den Überblick verloren, sei dadurch unsauber geworden – und habe eine „zu große Fresse“ gehabt. „Und dann hab ich alles nur noch schlimmer gemacht“ – er habe sich in Erklärungen verheddert, erst verzweifelt reagiert, dann wütend.

Fynn Kliemann musste erleben, wie aus Freunden Feinde wurden

Deswegen sein großer Tipp an alle, die sich in solch einer Krisensituation befinden: „Legt das Handy weg, räumt euren Kack auf.“ Im Juni 2022 tauchte Fynn Kliemann unter: keine Instagram-Posts mehr, keine öffentlichen Auftritte, nichts.

„Das war die klügste Entscheidung: Einfach mal die Schnauze halten.“ Viele seiner Mitarbeitenden und Geschäftspartner wollten nicht mehr mit ihm arbeiten. „Ich dachte, ich wäre mit der ganzen Welt befreundet“ – doch plötzlich wandten sich viele Menschen von ihm ab.

Schlaflose Nächste, viele Zigaretten: TV-Serie half Kliemann

„Meine Mutter ist wieder bei uns eingezogen, hat für mich gekocht – weil ich nichts essen konnte“, erklärt Kliemann. Das sei der Modus gewesen, in dem er sich befunden habe: „Game over.“ Eine Monat lang schlaflose Nächte, jeden Tag habe er eine ganze Packung Tabak geraucht.

„Und dann habe ich angefangen, ,Sturm der Liebe’ zu gucken – dann wurde es besser“, gesteht der 34-Jährige und gewinnt damit Lacher aus dem Publikum. Doch er meint es ernst: Die Menschen in der idyllischen Serie, die kleineren Probleme – das habe ihm bessere Laune verschafft. „Und ich habe viel Mucke gemacht, das hilft mir immer voll.“

Fynn Kliemann: „Dieser Fake-Charakter – das kann man nicht sein“

Mental Break Downs, Panikattacken, Morddrohungen auf Instagram: Er sei durch eine harte Zeit gegangen, so Fynn Kliemann. Doch er habe viel gelernt: Er wolle seine eigene Person als Marke zurückstellen, sich lieber auf seine Produkte, Ideen und das Kliemannsland fokussieren. Er will gründlicher arbeiten und nur den richtigen Menschen vertrauen.

„Dieser Fake-Charakter, der für Perfektionismus stand – das kann man nicht sein. So eine Person gibt es nicht“, erklärt der Heimwerker und bereut es, sich in diese Rolle fallengelassen zu haben. Deswegen wolle er nicht mehr in Superlativen denken: „Das Beste, das Schnellste, das Größte“ – das wolle er nicht mehr machen.

Fynn Kliemann hat „voll Bock“ auf die Zukunft

Der Moderator des Cheftreff-Events fragt den Influencer zweimal, wie es ihm jetzt gerade geht. Es wird schnell ersichtlich, dass Fynn Kliemann mit dieser eigentlich alltäglichen Frage hadert. Wie geht es einem Menschen, der mal ganz oben war, dann tief gefallen und nun wieder zurück ist? Schließlich findet der Musiker eine Antwort: „Ich hab voll Bock auf die Zukunft. Wer guckt schon gerne zurück?“