Hamburg. Das Restaurant am Kaiserkai überzeugt mit einer erlesenen Nahrungsauswahl – und einer superspannend bestückten Weinkarte.
Einst nannte Kirill Kinfelt zwei Restaurants sein eigen: Das zwischenzeitlich Michelinstern-bekränzte Trüffelschwein in Winterhude und das bislang gänzlich sternelos vor sich hin kochende Kinfelts in der HafenCity. Das Trüffelschwein ist Geschichte, nunmehr gilt die ganze Aufmerksamkeit des Patrons seinem zweiten Baby – was diesem ziemlich gut bekommt.
Restaurant Kinfelts in der HafenCity überzeugt mit erlesenen Gerichten
Ohnehin finde ich das Kinfelts viel cooler als das vormalige Stammhaus: Die Location ist stylish, aber sehr warm und wohlfühlig eingerichtet, die lauschige Terrasse am Kaiserkai unweit der Elbphilharmonie mit Blick auf das kleine Hafenbecken mit allerlei Gebrauchtschiffbeständen ist unschlagbar, und die dort tätigen jungen Mitbürger und Mitbürgerinnen sind von erlesener Freundlichkeit und Zugewandtheit.
Dazu gesellt sich die von einem deutschen Sommeliermeister, Maximilian Wilm, superspannend bestückte Weinkarte, eine der besten der Stadt und nicht überteuert, sowie, last but not least, eine erlesene Nahrungsauswahl, die auf exzellenten Grundprodukten basiert.
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Also, meinen Stern der Herzen hat das Kinfelts schon mal im Sack. Mal sehen, ob die gestrengen (zumeist) Herren aus Frongreisch meiner unmaßgeblichen Meinung folgen. Die Karte wechselt häufig und saisonal, am nettesten ist es hier, sich viele Zwischengerichte und Hauptgänge kommen zu lassen und alles lustvoll zu teilen – das sollte laut Karte etwas abturnende drei Euro pro zu teilendem Gericht extra kosten, die uns aber nicht berechnet wurden.
Kulinarische Reise durchs Restaurant Kinfelts
Unsere kulinarische Reise begann mit einem eleganten Paukenschlag: Die Pilzessenz mit Madeira, Pak Choi und Senfsaat (14 Euro) bot intensivstes Umami-Wohlfühlaroma in Reinkultur, brillierte mit einem nicht enden wollenden Abgang und war definitiv die beste Pilzsuppe, die jemals meinen kapriziösen Gaumen netzte. Auch die Wachtelbrust mit Steinpilzen und Brombeeren (29 Euro) war vorzüglich, ebenso wie der elegante Streifenbarsch mit Tomate, Koriander und Buchweizen (24 Euro).
Von ganz großer Güte präsentierte sich die Trüffelpasta als Hauptgang (29 Euro): Von synthetischem Trüffelöl, wie faul fakende Köche es gern verwenden, weit und breit keine Spur, stattdessen feinste Sommertrüffel in verschwenderischer Fülle verwandt, ein gerüttelt Maß gute Butter, alles basierend auf einem wunderbaren Fond: Wer wissen will, wie mega Trüffeltagliatelle munden können, möge sich flugs zum Kaiserkai begeben.
Wer’s gerne a bisserl fleischiger hat, wird glücklich mit der geschmorten Backe vom Iberico-Schwein mit Petersilienwurzel, Kartoffel und Ingwer (36 Euro) oder dem Wiener Schnitzel mit Bratkartoffeln, Gurkensalat und Preiselbeeren (33 Euro).
Kinfelts in der HafenCity: Weinauswahl ist ein Kapitel für sich
Ein Kapitel für sich ist die Weinauswahl mit rund 400 zum Teil überaus spannenden, sehr ungewöhnlichen Tropfen, die nicht nur von Maestro Wilm, sondern auch seinem kongenialen Sommelier-Kollegen Jonas Hauke kundig kommuniziert werden – wobei die Reise schon mit einem Weißburgunder für 5 Euro pro Fingerhut (0,1 l.) beginnt.
Für schlanke 35 Euronen pro Pulle gibt’s auch den ansprechenden, universell einsetzbaren 21er Grünen Veltliner Federspiel von Frischengruber – und alles andere lassen Sie sich vor Ort verklickern.