Hamburg. Der innovative Berliner Newcomer ist eine Bereicherung für die facettenreiche Eimsbütteler Gastroszene. Was Gäste erwartet.

Ein Neuzugang mit Berliner Wurzeln hat sich jüngst in Eimsbüttel niedergelassen und beglückt die Ortsansässigen im Bless mit Indochina-Küche. Das ist ganz plietsch, da sich bei dieser eine reiche lokale Küchentradition mit französischen Einflüssen aus der Kolonialzeit paart.

Ein Herzstück der Cuisine sind die aromensatten, sehr sorgsam komponierten hausgemachten Saucen und Dips, die das Gros der Gerichte prägen. Das Konzept stammt von Hong-Phuc Nguyen, der einen beeindruckenden Lebensweg aufweisen kann: Als 16-Jähriger allein nach Deutschland gekommen, arbeitete er zehn Jahre als Tellerwäscher, wurde mehrfach beinahe abgeschoben, studierte BWL und machte in der Wirtschaft Karriere. Das so verdiente Geld investierte er in seine eigentliche Leidenschaft, die Gastronomie. Heute betreibt er fünf Restaurants in Berlin und gemeinsam mit seinem lokalen Partner Tuan Anh das brandneue, echt schnieke eingerichtete Bless.

Restaurant Hamburg: Qualität ist durchweg ausgezeichnet

Erfreulicherweise wird hier, im Gegensatz zu vielen anderen Asiaten, nichts mit tumb süßen Fertigsaucen zugekleistert, und die Qualität der verwandten Lebensmittel ist durchweg ausgezeichnet. Davon profitieren besonders die zurückhaltend portionierten, aber extrem leckeren Vorspeisen: Exzellent ist beispielsweise „Mr. Tiger“, zwei gegrillte King Prawns erster Güte mit in Kalamansi, einer Zitrusfrucht, mariniertem knackig-frischem grünem Spargel, Schnittlauch-Minze-Pulver und toller Wasabi Mayo (9 Euro).

Sehr geglückt auch das feine Garnelentatar mit Avocadocreme, Minzgurken, Cashew und Sesam-Reis-Cracker (12 Euro). Ein spannender Querschnitt durch die Küche zum Teilen für zwei oder als – kleiner – Hauptgang für Solisten ist die Combo „2 be
blessed“ (20 Euro): tolle Sesam-Tempura-Auberginensticks mit Sesam Mayo und hocharomatischem Teriyaki-Dip, knusprige, superleckere Viet Tacos mit Garnelen, würzige Inchi-Chickenwings, stimmige vegetarisch gefüllte Dumplings (Teigtaschen) und ein gelungen gedresster Salat.

Einzige kleine Schwäche bei unserem Besuch: Der für sich betrachtet top-frische, butterzarte gegrillte „Purple Pulpo“ mit Meeresspargel, Prinzessbohnen und Minzgurke (26 Euro) leidet ein wenig darunter, dass er durch die dumpf-erdige, diffuse Rote-Bete-Kokossauce geschmacklich etwas in die Tiefe gezogen wird – Deep Purple sozusagen. Dann doch lieber frohgemut zur saftigen Barberie-Entenbrust mit grünem Spargel, Bohnen, Lotoswurzel und Tsuyu-Sauce (23 Euro), dem klassischen, hoch aromatischen Pot-au-Pho, kräftig-aromatischem Bandnudeltopf mit gegrilltem Rindersteak, Rindfleischbällchen und frischen Kräutern (16 Euro) oder dem gegrillten Lammkarree mit Prinzessbohnen, Babykarotten, Auberginenpüree und Inchi-Câ-Phê-Schaum greifen (26 Euro).

Bliss: Bereicherung für die facettenreiche Eimsbütteler Gastroszene

Die Weinkarte ist – noch – winzig, aber der 2021er Riesling Hauswein der Gebrüder Ludwig von der Mosel passt sehr gut zum Essen, ist qualitativ respektabel und fair bepreist (0, 1 l für 4, Flasche 25 Euro). Für gehobenere Ansprüche gibt es noch einen ausgezeichneten, im großen Holz gereiften Laumersheimer Weißburgunder vom Pfälzer Starwinzer Philipp Kuhn (Flasche 40 Euro).

Alles in allem ist der innovative Berliner Newcomer eine Bereicherung für die facettenreiche Eimsbütteler Gastroszene und wird hier gewiss seinen Weg machen.