Hamburg. Eine 13-Jährige wurde verletzt und kam ins Krankenhaus. Sie war in ihrer Wohngruppe als vermisst gemeldet.
„Rund um die Uhr betreute Wohngruppe“ – so beschreibt das Familien- und Jugendhilfeteam die Jugendwohnung in Harburg, in der die 13-Jährige lebt, die nach der Drogenparty in einem Hotelzimmer auf der Reeperbahn ins Krankenhaus kam. Das Mädchen war zum Zeitpunkt der Party wohl von Betreuern bereits als vermisst gemeldet worden. Für den Besitz und Konsum illegaler Drogen, der sie ins Krankenhaus brachte, wird sie sich nicht verantworten müssen. Als Kind ist das Mädchen nicht strafmündig.
Drogenparty in Hotel: Polizei entdeckt Kokain und Tabletten
Es ist ein größeres Wohnprojekt, in dem das Mädchen lebt. Über zwei Etagen sind 15 Zimmer in einem dreigeschossigen Altbau angemietet, in denen zehn Bewohner leben. Es gibt eine gemeinsame Küche, zwei Badezimmer, ein Büro für einen Betreuer sowie „geeignete Räume für Gruppenangebote“. Die Möblierung und Ausstattung mit allen notwendigen Geräten seien „kind- und jugendgerecht ausgewählt“. Jeder Junge und jedes Mädchen, die dort leben, hätten eine feste Bezugs- und Vertrauensperson. Qualität und Intensität der Arbeit würden „nach den Bedürfnissen und Erfordernissen individuell gestaltet“.
Die 13-Jährige gilt als Problemfall, „eine typische Streunerin“, sagt ein Polizist. Mehrfach war das Kind in der Vergangenheit als vermisst gemeldet worden. Eine Möglichkeit, die unerlaubten „Ausflüge“ des Mädchens zu unterbinden, haben die Betreuer offenbar nicht.
Drogenparty: Wie lernte die 13-Jährige die Männer kennen?
Wie das Kind an die vier Männer gekommen ist, mit denen es zusammen in dem Zimmer 716 des Arcotel Onyx war, ist Gegenstand aktueller Ermittlungen. Auch die Verbindungen der 19 bis 22 Jahre alten, an der Drogenparty beteiligten Männer ist unklar. Dass die Gruppe sich auf der Reeperbahn einquartierte, kann mit dem Job des in dem Hotelzimmer verstorbenen Mannes zusammenhängen. Er war Barkeeper auf dem Kiez. Das Zimmer selbst soll bereits ab Montag gebucht gewesen sein.
Die Drogenparty dürfte exzessiv gewesen sein. Unter anderem soll ein Medikament konsumiert worden sein, das Mediziner Epileptikern verabreichen, damit die nach Anfällen zur Ruhe kommen. Die in dem Zimmer aufgefundenen lebenden Personen seien außer dem 20-Jährigen, der das Personal des Hotels alarmierte, völlig weggetreten gewesen und hätten in ihrem Erbrochenem gelegen.
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Das Vier-Sterne-Hotel selbst schneidet bei den Gästebewertungen überdurchschnittlich gut ab. Die Zimmer werden als „geräumig“ und „elegant“ eingerichtet bezeichnet. Es gibt kostenloses WLAN. Die Übernachtungspreise liegen aktuell laut einem Buchungsportal zwischen knapp 140 Euro im Doppelzimmer mit 25 Quadratmetern und rund 290 Euro in einer der 54 Quadratmeter großen Suiten. „Markenzeichen“ sind runde, wie Bullaugen wirkende Fenster.
Drogenparty im Hotel: Beamte versiegeln die Zimmertür
Das Zimmer 716 ist eine der Suiten. Sie wurde von der Polizei als Tatort eingestuft. Nach einer ersten Spurensicherung, bei der unter anderem die drogenverdächtigen Substanzen sichergestellt wurden, versiegelten Beamte die Zimmertür. Offenbar sind noch weitere Maßnahmen in dem Hotelzimmer geplant gewesen.
Das Hotel wollte am Donnerstag sein zehnjähriges Bestehen feiern. Eine Hotelsprecherin teilte jedoch mit: „Aufgrund der traurigen Ereignisse vom Dienstagabend und mit Rücksicht auf die Angehörigen haben wir uns selbstverständlich entschlossen, die geplanten Feierlichkeiten am 25. August 2022 kurzfristig abzusagen.“ Das bereits vorbereitete Büfett werde an den Verein Hamburger Tafel gespendet.
Junge Mädchen werde immer wieder Opfer von Drogen- und Alkoholkonsum
Junge Mädchen sind in Hamburg in den vergangenen Jahren immer wieder Opfer von Drogen- und Alkoholkonsum geworden. Im September 2020 missbrauchten mehrere Jugendliche im Stadtpark eine 15-Jährige, die durch Alkoholkonsum willenlos war. Das Mädchen wurde in der Nähe des Südrings in ein Gebüsch gezerrt, wo die Täter es missbrauchten. Dabei filmten sie teilweise die Tat.
2016 wurde eine 14-Jährige in Harburg an der Bornemannstraße bei einer Party missbraucht. Auch in dem Fall wurden die Taten gefilmt. Das Opfer war anschließend nur leicht bekleidet und hilflos bei Minustemperaturen in einen Hinterhof geschleppt und dort liegen gelassen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte den jugendlichen Tätern zunächst einen versuchten Mord angelastet. Die Tat wurde später aber als gefährliche Körperverletzung angeklagt. Dazu kam der Missbrauch. Es folgte ein juristisches Hickhack, der mit Haftstrafen von bis zu viereinhalb Jahren endete. Das damals 14 Jahre alte Opfer war ebenfalls Bewohnerin einer Jugendeinrichtung gewesen.