Hamburg. Opfer lebt unter Aufsicht des Jugendamtes. Angebliche Freundin filmte die Tat. Sie und zwei Verdächtige sind in Haft.

Es ist ein Fall, der selbst hart gesottene Polizisten erschaudern lässt. In Harburg ist ein 14 Jahre altes Mädchen in einer Wohnung missbraucht und anschließend nur leicht bekleidet bei eisiger Kälte auf einen Hinterhof geworfen worden. Die Jugendliche ist fast erfroren. Drei der Beteiligten sitzen in Untersuchungshaft. Einer ist erst 14 Jahre alt. Ihnen wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfen.

Die Tat hat sich bereits am 11. Fe­bruar ereignet. Nach Informationen des Abendblatts lebt die 14-Jährige in der Obhut der Behörde in einer Jugendwohnung. Am Tag der Tat war sie von einer angeblichen Freundin, 16, mit vier jungen Männern in einer Wohnung an der Bornemannstraße zusammengebracht worden. Dort wurde Alkohol getrunken. Am Ende soll das 14 Jahre alte Mädchen so betrunken gewesen sein, dass es besinnungslos war.

Was dann passierte, ist mit einer Handykamera festgehalten worden. Drei der vier aus Serbien stammenden Männer fielen über die hilflose Jugendliche her und vergingen sich an ihr. Der Missbrauch wurde, so hieß es, von der Bekannten des Opfers gefilmt. Dann wurde die immer noch besinnungslose 14-Jährige auf den Hinterhof gebracht und dort abgelegt. Zu der Zeit, so zeigt es die Temperaturkurve für den Februar an, herrschten den ganzen Tag über Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Das Mädchen wurde rechtzeitig gefunden und kam mit Unterkühlung ins Krankenhaus. Ihr Zustand soll lebensbedrohlich gewesen sein.

Die Ermittlungen waren schwierig. Erst im Krankenhaus wurde der Missbrauch festgestellt. Die Polizei schaltete das LKA 42 ein, zuständig für Sexualdelikte. Die Jugendliche soll keine Erinnerung an den Missbrauch haben.

Der Fall wurde nach Informationen des Abendblatts zunächst ausschließlich als Sexualdelikt gewertet. Erst später kam der Vorwurf einer versuchten Tötung hinzu. Der zuständige Richter soll es gewesen sein, der Merkmale eines versuchten Mordes sah.

Fahnder des Landeskriminalamtes verhafteten darauf in der vergangenen Woche drei Beteiligte, darunter auch das junge Mädchen, das die Aufnahmen gemacht hat. Auch das Handy, mit dem gefilmt wurde, soll sichergestellt worden sein und die abscheuliche Tat dokumentieren.

Die Polizei lehnte jede Stellungnahme ab und verwies an die Staatsanwaltschaft. Dort bestätigte Oberstaatsanwältin Nana Frombach den Fall auf Anfrage des Abendblatts. „Wir ermitteln auch wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.“

Nach zwei der Männer wird seit Tagen gefahndet. Unter ihnen ist auch der einzige Erwachsene, der 21 Jahre alt ist. Beide Gesuchten sind im Raum Harburg gemeldet. Möglicherweise haben die beiden aber bereits das Land verlassen und sind in ihrer Heimat untergetaucht.