Hamburg. Restaurants voll, Halloween-Feiern zurückhaltend. Die Partygänger verabschieden sich vom Kiez – nicht alle zur Sperrstunde.

Überfüllte Restaurants in quasi allen Hamburger Stadtteilen, Hygiene- und Abstands-Kontrollen der Polizei auf St. Pauli und an der Sternschanze, Halloween mit gebremstem (Rasier-) Schaum und kleine Krawalle in Allermöhe: Kurz vor dem Lockdown light an Alster und Elbe für Bars, Restaurants, Theater und Fitnessstudios haben sich einige bereits an die neue Corona-Verordnung gehalten, die von Montag an bis Ende November gilt – andere absichtlich noch einmal groß gefeiert.

„Wir feiern den Kiez-Abschied, bevor es nicht mehr geht“, sagt die 28-jährige Jennifer, die mit einer Freundin als Teufelin verkleidet vor einem Stripclub auf St. Pauli unterwegs ist – und vielen aus der Seele spricht. Es ist Halloween, der letzte Sonnabend vor Inkrafttreten der härtesten Ausgehbeschränkungen seit dem Frühjahr. „Wenn es hier irgendwann wieder los geht, sind wir die ersten, die am Start sind“, kündigt Jennifer an.

St. Pauli: Sperrstunde in Hamburg

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Die Große Freiheit ist eigentlich bekannt für wilde Nächte, dichtes Gedränge und viel bunte Leuchtreklame. An diesem Wochenende prägen Dunkelheit, Leere und verstärkte Polizeipräsenz den Hamburger Kiez. „Normalerweise sind hier an einem Sonnabend um die Jahreszeit rund 22.000 Menschen, jetzt sind es vielleicht 2000“, sagt ein Polizist, der gemeinsam mit seinen Kollegen auf St. Pauli kontrolliert. Grund dafür sei unter anderem die bereits eingeführte Sperrstunde, nach der alle Gaststätten zwischen 23 und 5 Uhr schließen müssen.

Diese Sperrstunde war umstritten und Gegenstand von Verfahren vor dem Verwaltungsgericht. Das Oberverwaltungsgericht hat sie aber vorerst bestätigt.

Corona-Verordnung in Hamburg: Was von Montag an gilt

Das letzte Abendbmahl... Das Restaurant Nil auf St. Pauli zwei Abende vor dem neuerlichen Lockdown in Hamburg.
Das letzte Abendbmahl... Das Restaurant Nil auf St. Pauli zwei Abende vor dem neuerlichen Lockdown in Hamburg. © Marcelo Hernandez

Die wichtigsten Punkte der neuen Eindämmungsverordnung, die bis Ende November gilt:

  • Private Treffen nur noch mit maximal zehn Personen aus zwei Haushalten
  • Ausnahme: Lex Kindergeburtstag mit Kindern unter 12 Jahren
  • Kein Sportbetrieb erlaubt, alle Hallen, Fitnessstudios, Schwimmbäder schließen, Ausnahmen für Profis und Kaderathleten
  • Medizinische Reha erlaubt, Friseure offen – Kosmetikstudios, Massagepraxen müssen schließen
  • Bordelle und Prostitutionsbetriebe schließen
  • Restaurants und Bars werden geschlossen, Abhol- und Lieferservice ist möglich
  • Alle Kinos, Theater und Konzerthallen müssen ihre Türen zusperren
  • Bücherhallen bleiben offen, Uni-Bibliotheken sollen ein eigenes Konzept erhalten
  • Maskenpflicht in Schulen ab Klasse 5, außerhalb des Schulgebäudes mit Abstand darf die Maske abgenommen werden
  • 400 Euro für jedes Klassenzimmer für Schutzmaßnahmen
  • Gottesdienste und Trauerfeiern mit Masken, Abstand und Hygienekonzept erlaubt
  • Einreisende aus Risikogebieten müssen direkt in Quarantäne und sich bei Hamburger Behörden melden. „Die Quarantäne darf frühestens am fünften Tag nach der Einreise beendet werden, und nur dann, wenn durch ein negatives Testergebnis belegt ist, dass die reisende Person nicht infiziert ist. Der Test darf frühestens am fünften Tag nach Einreise durchgeführt werden“, heißt es vom Senat.

Auch im beliebten Schanzenviertel sind am Sonnabend deutlich weniger Gäste als üblich unterwegs. Pünktlich zur Sperrstunde um 23 Uhr ist die Reihe an Bars auf dem Schulterblatt leer. Keine Stühle und Tische stehen mehr draußen, die Schirme sind eingeklappt. Kleine Gruppen junger Menschen machen sich auf den Weg nach Hause.

Coronavirus: Interaktive Karte

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In der Nacht zu Sonntag aber kam es zu Auseinandersetzungen zwischen bis zu 50 Jugendliche und der Polizei in Allermöhe. Die Beamten wurden nach ersten Angaben in der Nähe der S-Bahnstation Allermöhe mit Eiern beworfen, und es wurden Böller gezündet.

In Jenfeld haben sieben Mülltonnen gebrannt. Ob diese Brandstiftungen in Zusammenhang mit Halloween und den üblichen "Scherzen" stehen, ist unklar.

An der Holstenstraße wurde mit einem größeren Aufgebot eine Shisha-Bar kontrolliert, in der offenbar noch Gäste nach der Sperrstunde waren.