Hamburg. Mehmet Ali Demirtas muss seinen beliebten Obststand im Bahnhof nun räumen. Wie es für ihn weitergeht.
Zum Abschied gab es Blumen und Plakate des Dankes. Mitglieder der Initiative „Prellbock Altona“ verabschiedeten am Sonnabend Mehmet Ali Demirtas, den Obsthändler im Altonaer Bahnhof. „Uns verlässt ein Juwel“, sagte Andreas Müller-Goldenstedt von „Prellbock Altona“. Die Initiative kämpft für den Erhalt des Fernbahnhofs, der an den Diebsteich ziehen soll.
Die Deutsche Bahn hatte ihrem Mieter gekündigt, ursprünglich sollte Demirtas seinen Stand bereits zum 31. März 2019 räumen. „Aufgrund des hohen Aufkommens an Reisenden müssen sogenannte Laufachsen geschaffen werden“, begründete der Konzern die Entscheidung. Zudem würden so „bessere Sichtachsen für den neuen Foodcourt entstehen“.
Obststandbetreiber: "Ich bin von der Bahn sehr enttäuscht"
Bei Stammkunden wie Bezirkspolitikern stieß die Entscheidung auf Unverständnis. Es gab Unterschriftensammlungen, auch Solidaritätsbekundungen aus der Bezirksversammlung Altona. Erreicht wurde, dass Demirtas länger bleiben durfte. Aber nun muss er endgültig die Fläche räumen.
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„Ich bin von der Bahn sehr enttäuscht“, sagte Demirtas am Reformationstag dem Abendblatt. Auch wirtschaftlich treffe ihn das Aus nach einem langen Rechtsstreit hart: „Allein meine Rechtsanwaltskosten liegen bei 3000 Euro.“ Die Miete betrug nach seiner Aussage über 1100 Euro im Monat.
Restaurant statt Obststand – doch nun kommt der Lockdown
Für die Initiative „Prellbock Altona“ waren Demirtas und seine vier Kolleginnen und Kollegen nicht nur durch ihre gute Ware wichtig für den Bahnhof. „Oft genug waren Mehmet und seine Leute spät abends noch für Reisende da, die nach der Schließung des Service-Points Rat suchten.“ Die Verkäufer und Verkäuferinnen hätten auch betagten Bahnkunden geholfen, wenn die Rolltreppe defekt war.
Die Mitarbeiter stehen nun vor einer ungewissen Zukunft. „Es ist schwer, in diesen Corona-Zeiten etwas Neues zu finden“, sagt ein Verkäufer. Mehmet Ali Demirtas geht in die Gastronomie, über Monate renovierte er eine Restaurantfläche an der Großen Bergstraße (Nähe Ikea). Am Freitag eröffnete er das Sofram, ein türkisches Restaurant: „Dafür habe ich hohe Kredite aufgenommen.“ Umso härter trifft ihn nun, dass er durch die Corona-Regeln ab Montag für den gesamten November keine Gäste mehr im Lokal bedienen darf.