Hamburg. Ab sofort mehr Sicherheit und Sauberkeit am Hamburger Hauptbahnhof – aber es gibt auch den Vorwurf der Vertreibung.
Männer mit orangefarbenen Westen, die Werkzeugkisten durch die Gegend trugen, den Boden fegten oder Papierkörbe abwuschen. Zwei Polizisten in neongelben Jacken, die das übliche Gewusel am Ein- und Ausgang Hachmannplatz im Auge hatten. Männer von der Stadtreinigung, die 30 Schrotträder abtransportieren. Am Montag wurden die ersten von Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) für den Hauptbahnhof angekündigten Maßnahmen umgesetzt. Ab sofort wird die Polizei mit Doppelstreifen vor Ort sein und die Reinigungsfrequenz von fünf- auf achtmal pro Tag erhöht. Außerdem wird am Ende des Südstegs eine neue Beleuchtung installiert: die Kabel dafür baumeln schon von der Decke.
Die Pläne, den Hauptbahnhof durch bauliche Umgestaltungsmaßnahmen sauberer und sicherer zu machen, werden wohl von allen begrüßt. Die Absicht, gleichzeitig auch die Aufenthaltsqualität für Obdachlose, Trinker und Drogensüchtige zu verringern, wurden vom Einwohnerverein St. Georg und dem Obdachlosenmagazin „Hinz&Kunzt“ kritisiert. „Die reinen Umbaumaßnahmen begrüßen wir. Sobald es aber um Verdrängung geht, sehen wir das anders: Diese Veränderungen müssen mit den sozialen Institutionen im Stadtteil abgesprochen werden, damit diese den Menschen Alternativen anbieten können.“
Viele Obdachlose kommen aus Osteuropa
Auch Birgit Müller, Chefredakteurin des Straßenmagazins „Hinz&Kunzt“, ist skeptisch: „,Weniger Aufenthaltsqualität‘ ist ein Synonym für Vertreibung.“ Dabei bitte man die Stadt seit Monaten, etwas gegen die zunehmende Obdachlosigkeit zu tun. Die werde auch im Straßenbild immer sichtbarer. „Derzeit gibt es rund 2000 Obdachlose, aber nur 400 Plätze in Tagesaufenthaltsstätten, wenn sie offen sind“, sagt sie. „Sogar die Notaufnahmestellen weisen Menschen ab.“
Die meisten Obdachlosen und Trinker kommen aus Osteuropa. Man könne sie aber nicht einfach zurückschicken, sagt Birgit Müller. „Sie haben dort noch weniger Perspektiven als hier.“ Ihr Wunsch: eine Anlauf- und Aufenthaltsstelle in der City mit Übernachtungsmöglichkeiten. „Ähnlich wie das Drob-Inn das Drogenproblem am Bahnhof gelöst hat, könnte ein solches Projekt die Obdachlosen dort wegholen.“