Hamburg. Falko Droßmann (SPD) will die Außenbereiche umgestalten lassen – Fahrgäste sollen sich wohler fühlen, andere Besucher eher nicht.

Mehr Sicherheitspersonal, neue Pissoirs, Rauchverbot unter den Vordächern und häufigeres Reinigen. All diese Maßnahmen – Resultate jahrelanger Verhandlungen – haben nichts gebracht. Der Hauptbahnhof, insbesondere die Ostseite zu Kirchenallee und Steindamm hin, ist schmuddelig und vermüllt. Trinkergruppen, aggressive Bettler und Pöbelnde belästigen und verunsichern die Passanten.

Droßmann: "Ich mach' das jetzt einfach"

Falko Droßmann (SPD), seit März Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, will nun durchgreifen. „Ich mach das jetzt einfach“, sagt er. „Und das Beste ist, dass alle anderen Beteiligten mitziehen.“ Mit etwa 25 Protagonisten hat er gesprochen: Deutsche Bahn, Polizei, Bahnhofsmanagement, Stadtreinigung sowie Innen-, Sozial-, Gesundheits- und Verkehrsbehörde. Ab Montag geht es los. Durch viele kleine Umgestaltungsmaßnahmen soll es rund um den Hauptbahnhof sauberer werden.

Droßmann hat zu einem Rundgang gebeten, auf dem er die geplanten Maßnahmen vorstellen will. Zur roten Hose trägt er eine dicke, blaue Jacke mit Bezirksamts-Logo auf dem Ärmel. Prompt wird er von mehreren Personen angesprochen: „Wo ist die nächste Kneipe?“ „Fährt hier die Buslinie 112?“ Er gibt bereitwillig Auskunft. „Schließlich bin ich Bezirksamtsleiter, um mich zu kümmern.“ Deshalb will er auch nicht warten, bis mit der großen geplanten Bahnhofsumgestaltung die Zustände besser werden. „Das kann noch zwei bis sechs Jahre dauern.“

Was der Bezirkschef alles ändern will

Wir stehen unter dem Vordach des Ausgangs Hachmannplatz. Hier hat seit 2012 die Bahn das Hausrecht. Trotz der Verbote, hier zu rauchen oder sich zum Biertrinken hinzusetzen, sieht man Gruppen teils alkoholisierter Menschen, die genau das tun. Auf dem Boden liegen Müll und Zigarettenkippen. „In Zukunft wird die Polizei hier Doppelstreife gehen“, sagt Droßmann. Das gelte auch für den benachbarten Busbahnhof ZOB. Dann weist er auf einen Betonaufbau, auf dem ein paar Trinker ihre Bierflaschen abgestellt haben. Es ist die seit Jahrzehnten stillgelegte Abwasserauswerfanlage des Hachmann-Bunkers. „Die kommt weg. Mittlerweile dient sie als Tisch für Leute, denen wir keine Aufenthaltsqualität bieten wollen.“ Auch die Fahrradständer unter dem Vordach werden abgebaut. Viele Räder sind Schrott, dazwischen ist der Boden voller Kippen und Taubenkot. „Wir werden die Fahrradständer anderswo wieder aufbauen“, sagt Droßmann. Auch um die von Vandalismus zerstörten Edelstahlsäulen, die normalerweise oben eine Vorrichtung für Kippen haben und unten eine für Müll, häuft sich Unrat. „Die Bahn hat zugesagt, sich verstärkt um die Möblierung und die Reinigung zu kümmern“, so Droßmann. Um des vielen Mülls Herr zu werden, lasse der Bezirk außerdem zusätzliche Big Bellys aufstellen. Die großen roten Mülleimer sollen sich künftig – ganz hygienisch – mit Fußpedal statt mit Griff öffnen lassen.

Wir gehen Richtung Ohnsorg-Theater. Der Weg wird eng. Auf der einen Seite befindet sich ein Pissoir, über das es regelmäßig Beschwerden gibt: vom Theater und von Frauen, die sich ekeln, hier vorbeizugehen. „Es wird versetzt. Wir wissen nur noch nicht, wohin genau“, sagt Droßmann. Auf der anderen Seite steht eine Mauer mit einem Drahtaufbau. Der verhindert zwar das Daraufsitzen, nicht aber, dass dagegen gepinkelt wird. Die Mauer wird abgerissen Stattdessen werden hier Fahrradständer errichtet. Der Platz dahinter, der als Sammelplatz für Müllcontainer dient, muss erhalten bleiben. Er wird aber von der Bahn blickdicht umzäunt.

Cafés und Restaurants auf dem Heidi-Kabel-Platz?

Am liebsten würde Droßmann den gesamten Heidi-Kabel-Platz – jetzt eine große Taxifläche – umgestalten. „Das ist ohne viele Aufwand möglich“, sagt er. Man müsse lediglich die Straße zwischen dem Theater und der Kirchenallee sperren lassen. Die brauche niemand, weil man auch über die Ernst-Merck-Straße in die Kirchenallee gelangen kann. Die Taxiflächen könnten neu geordnet und die Poller abgebaut, werden. „Dann hätte man einen tollen Platz mit Außengastronomie – auch die Gäste, die wir hier haben wollen.“

An Nord- und Westseite des Hauptbahnhofs ist nur wenig geplant. Eine ehemalige Baustelleneinrichtung vis-à-vis der Kunsthalle soll schöner gestaltet und vielleicht als Fläche für Fahrradständer genutzt werden. Am Glockengießerwall will Droßmann die Bunkereingänge sowie einen Luftschacht aufhübschen lassen. Ein Graffiti-Künstler ist schon angefragt. Auch die Bahn plant hier Umgestaltungen: Sie will in dem Langhaus, in dem auch die Bahnhofsmission sitzt, ab 2018 zusätzlich Gastronomiebetriebe unterbringen.

An der Südseite entlang gehen wir zum Schandfleck des Bahnhofs: dem Ende des Südstegs. Hier treffen sich besonders viele Obdachlose und Trinker, es ist dunkel, eng und riecht nach Urin. Auch hier soll künftig viel häufiger gereinigt werden. Außerdem wird die Beleuchtung heller – die Kabel dafür hängen schon unter der Decke. Größte Maßnahme hier wird ebenfalls der Abbruch einer Mauer sein. „Sie steht den Passanten im Weg und lockt als Treffpunkt allerlei Menschen mit störenden Verhaltensweisen an“, sagt Droßmann.

Er rechnet bereits damit, dass ihm die Vertreibung von Randständigen vorgeworfen wird, obwohl er ihnen den Aufenthalt nur weniger angenehm machen will. „Der Hauptbahnhof ist nicht Bad Pyrmont“, sagt er. „Aber er soll auch kein Angst- und Ekelraum sein.“