Hamburg. Das Gebäude ist mit täglich 500.000 Reisenden völlig überlastet. Trotzdem verzögert sich der Ausbau. Das hat gravierende Folgen.

110 Jahre nach seiner Eröffnung steht der Hamburger Hauptbahnhof vor dem Kollaps. Rund 500.000 Reisende steigen hier mittlerweile jeden Tag um, ein oder aus. Damit ist "Hamburg Hbf" der besucherstärkste Bahnhof Deutschlands und einer der meistgenutzten in Europa. Schon jetzt finden Fahrgäste in Spitzenzeiten kaum noch Platz. Mit dem Ausbau des Nahverkehrs in den nächsten Jahren rechnen Experten aber mit einem noch höheren Passagieraufkommen.

Bereits vor einem Jahr gab es Pläne, den Hauptbahnhof auszubauen. Doch eine dazu notwendige Verkehrsuntersuchung verzögert sich. Sie war zunächst für diesen Herbst erwartet worden, nun kündigt die Verkehrsbehörde gegenüber dem Abendblatt an, das Ergebnis werde erst Anfang 2017 erwartet.

Das Hauptproblem: Die Ausbaumöglichkeiten sind begrenzt, weil der Hauptbahnhof durch Bauwerke wie den Wallringtunnel nicht beliebig erweitert werden kann. Zudem steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Die Bahnhofshalle soll geöffnet werden – mit Folgen

Am realistischsten erscheint daher die Idee, die Bahnhofshalle im Süden zur Steintordammbrücke hin zu öffnen. Dafür müsste die Brücke für Autos und andere Fahrzeuge gesperrt werden.

Auch beim Bahnverkehr – gut 800 Züge jeden Tag – ist der Hauptbahnhof an seine Belastungsgrenze gelangt. Geplant ist deshalb ein Ausbau der Gleisanlagen. Ein weiteres Projekt ist die S-Bahn-Linie 4 Richtung Lübeck.

Deutsche Bahn will Hamburger Hauptbahnhof sofort erweitern

Die Deutsche Bahn würde nach eigener Aussage lieber heute als morgen die Kapazitäten des Hauptbahnhofs erweitern. Allerdings müsse die Umfeldanalyse der Stadt abgewartet werden, um konkrete Planungen zu beginnen, sagte Unternehmenssprecher Egbert Meyer-Lovis. Auch die Bahn favorisiere die Öffnung des Südstegs, was „strategisch zusätzliche Möglichkeiten“ schaffe. Große Hoffnungen setze das Unternehmen zudem auf die S 4, die große Teile des Nahverkehrs von der Regionalschiene nehmen könnte.

Renovierungen gebe es am Hauptbahnhof aber ständig, sagte Meyer-Lovis. Allein in diesem Jahr investiere die Bahn 6,5 Millionen Euro.