Hamburg. Yourcockpit eröffnet Flugsimulator in HafenCity. Kunden sitzen in Originalkabinen eines Airbus und eines Hubschraubers.

So sieht also der Hamburger Flughafen aus der Pilotenperspektive aus. Ich sitze im Original-Cockpit eines Airbus A320. Links. Auf dem Sitz des Kapitäns. Befehl zum Pushback – die Maschine wird zurückgeschoben. Nach und nach werden das Terminal und die Fluggastbrücken kleiner. Als ich links aus dem Fenster schaue, sehe ich eine gelbe Linie auf dem Boden. „Darauf musst du zusteuern“, sagt mein Fluglehrer Mirko Miesen, der auf dem Kopilotensitz Platz genommen hat. Durch Treten des linken und rechten Fußpedals muss ich den Jet auf Kurs bringen. Die Feinjustierung erfolgt über ein Rad, das ich mit der linken Hand drehe. Der A320 gehorcht mir eher schlecht als recht und eiert über die Piste. Bis er dann doch auf der Startbahn steht. Miesen gibt Schub, bei gut 250 Kilometer pro Stunde ziehe ich den Sidestick – das Steuer – nach hinten. Der A320 hebt über Niendorf ab.

Zumindest wirkt es so. Die dreidimensionale Projektion in HD-Qualität vermittelt mir den Eindruck, erst in der Luft zu schweben, dann vor allem in den Wolken festzustecken. Hamburger Schmuddelwetter eben. Der Sound ist noch verbesserungsfähig, aber die Techniker sind auch noch nicht fertig. In die Sitze sollen noch „Bass-Shaker“ eingebaut werden, deren Rütteln beim Start den realen Eindruck verstärken sollen. Bisher signalisiert mir ein Blick auf die Bordinstrumente einen Höhenflug – tatsächlich aber habe ich mich nicht einen Millimeter bewegt.

Ich befinde mich noch immer in einem Neubau in der HafenCity. An der Ericusspitze hat das Bonner Unternehmen Yourcockpit einen zehn Jahre laufenden Mietvertrag abgeschlossen und zwei Flugsimulatoren aufgestellt. Am Sonnabend um 16 Uhr feiert das Unternehmen mit einem Tag der offenen Tür seine Eröffnung in der Hansestadt.

In Köln „flogen“ schon mehr als10.000 Kunden mit Yourcockpit

„Wenn unser Konzept an unserem ersten Standort in Köln funktioniert, dann in Hamburg erst recht“, sagt Walter Weyers, 54. In drei Jahren habe er dort mehr als 10.000 Kunden gehabt, relativ schnell Gewinne geschrieben. Vor allem drei Gründe sprächen für die Eröffnung eines Geschäfts in Hamburg, sagt der Gründer und Geschäftsführer. An der Elbe gebe es eine höhere Kaufkraft, für Lifestyle und Entertainment werde mehr Geld ausgegeben als in der Domstadt, und es kämen viele Touristen. Die wolle man mit dem Standort in der HafenCity ansprechen. Eine mittlere sechsstellige Summe habe man investiert. Spätestens 2017 wolle man schwarze Zahlen schreiben, sagt Miesen, der nicht nur Fluginstruktor, sondern auch Geschäftspartner von Weyers und für Marketing zuständig ist.

Die Wettbewerber vor Ort scheue man nicht, sagt Miesen: „Wir sind bundesweit die einzigen mit Originalcockpit – abgesehen von der Lufthansa.“ Auch die Projektion sei aufwendiger als bei anderen. Schon seit ein paar Jahren bietet iPilot an der Langenhorner Chaussee Flüge mit einem A320 und einem Schweizer 300 Helikopter an. Eine Stunde Airbusfliegen kostet 159 Euro. Bei FTO Nord Luftfahrtdienstleistung gibt es an der Obenhauptstraße für 140 Euro plus Mehrwertsteuer eine Flugstunde auf einer Beechcraft und einer Piper. „Das ist ein ernst zu nehmendes Gerät, vom Luftfahrt-Bundesamt zugelassen“, sagt Ausbildungsleiter Christian Waschke. „Das ist kein Eventfliegen.“

Genau das wollen Weyers und Miesen anbieten. Wer Pilot im A320 spielt, kann natürlich auch Begleiter mitbringen. Sie können vor dem Cockpit auf Originalkabinensitzen unter den Handgepäckablagen Platz nehmen und auf einem Monitor dem Piloten bei seinem Manöver zusehen, Softdrinks und Kaffee sind im Preis inklusive.

„Unser Ziel ist, dass die Leute sagen: Wow, jetzt bin ich Airbus geflogen – oder Hubschrauber“, sagt Miesen. Denn neben dem A320-Cockpit steht noch eine weitere Flugkabine, die bis 2006 im Hamburger Stadtbild ein bekannter Anblick war. Als Rettungshubschrauber SAR 71 flog die Bell UH-1D – liebevoll „Anneliese“ genannt – ihre Noteinsätze. Jetzt steht sie jedermann zur Verfügung, erfahrene Piloten weisen vor der Flugstunde in die wichtigsten Handgriffe ein. „Mit dem Hubschrauber fliegt man durch Hochhäuser hindurch und erlebt mehr Details als im A320“, sagt Miesen. Und in der Tat tauchen beim Flug plötzlich Brücken, Flüsse oder Fußballstadien auf. Kleines Manko: Bisher fliegt man aufgrund der Software nur in der Ukraine, im November soll Nevada folgen.

Das ist im Cockpit des A320 anders. Der Pilot hat die Auswahl unter 24.000 Flughäfen weltweit. Für Fortgeschrittene sind Nepal, London oder Madeira zu empfehlen. Ich entscheide mich für die Heimat. In einer Linkskurve geht es über Finkenwerder zurück gen Fuhlsbüttel. Der Jet schaukelt ein wenig, dann landet er. „Nicht schlecht für den Anfang“, sagt Miesen. Danke fürs Kompliment, Spaß hat es auch gemacht – aber im realen Leben dürfen unbedingt die Profis wieder ran ...

Preise

Yourcockpit eröffnet sein Geschäft an der Ericusspitze 24 in der HafenCity am Sonnabend um 16 Uhr mit einem Tag der offenen Tür. Sind die Simulatoren frei, kann zur Probe geflogen werden. Die Öffnungszeiten sind täglich von 10 bis 22 Uhr. Die Preise liegen beim A320 bei 87 Euro für eine und 164 Euro für zwei Stunden. 30 Minuten Hubschrauberfliegen kosten 69 Euro, eine Stunde schlägt mit 98 Euro zu Buche.