Rotherbaum/HafenCity. US-Generalkonsulat zieht um. Immobilie könnte bald Büros und Wohnungen beherbergen. Alsterufer wird wieder für Verkehr freigegeben.
Das Alsterufer gehört zu den exklusivsten Adressen in der Hansestadt. Das wohl spektakulärste Gebäude ist das US-Generalkonsulat mit der Hausnummer 27/28. Das „kleine Weiße Haus“ an der Außenalster befindet sich seit 1950 im Besitz der USA. Im August 1951 eröffnete das Generalkonsulat an diesem Standort.
Doch jetzt soll die Spitzenimmobilie verkauft werden, weil das Generalkonsulat vom Alsterufer in die HafenCity zieht. Der Mietvertrag für die neuen Räumlichkeiten im Amundsen-Haus an der Straße Kehrwieder, das zum Gebäudekomplex des Hanseatic Trade Center gehört, wurde nach Abendblatt-Informationen vor wenigen Tagen unterzeichnet. Wann die Amerikaner die neuen Räume beziehen werden, steht noch nicht fest. Die Umbauten dürften mehrere Monate dauern. Auch hier sind spezielle Sicherheitsvorkehrungen erforderlich. Eine Sperrung der Straße wie am Alsterufer, wird es allerdings nicht geben.
Über einen Umzug – zuletzt war eine Fläche im Brahms-Kontor gegenüber der Laeiszhalle im Gespräch – gab es immer wieder Spekulationen. Die Verhandlungen über den Mietvertrag für die Räume in der HafenCity waren streng geheim. So wollte sich das US-Generalkonsulat auch jetzt auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern.
Für die Hamburger dürfte von großem Interesse sein, dass mit dem Wegzug der Amerikaner auch die Sperrung der Straße vor der Immobilie aufgehoben wird. Zu einer Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen führten die Terroranschläge vom 11. September 2001. Daraufhin wurde das Konsulat praktisch zur Festung ausgebaut, die rund um die Uhr von Dutzenden Polizisten bewacht wird. Das Alsterufer ist auf diesem Abschnitt mit Pollern, Panzersperren und Leitplanken abgeschottet. Zwei Millionen Euro wurden damals investiert, um das Konsulat unter anderem mit einem zusätzlichen 400 Meter langen und 1,40 Meter hohen Zaun zu sichern
Diese Sicherheitsmaßnahmen dürften nach dem Auszug abgebaut werden. Wenn der Straßenabschnitt wieder geöffnet ist, soll dieser nach Abendblatt-Informationen zur Fahrradstraße umgestaltet werden, wie schon der angrenzende Harvestehuder Weg. Die Radfahrer haben dann Vorrang, aber Besucher und Anlieger dürfen hier auch mit dem Auto fahren.
Das imposante Gebäude am Alsterufer besteht aus zwei vom bedeutenden Hamburger Architekten Martin Haller entworfenen und um 1890 erbauten Villen, die unter Denkmalschutz stehen. Die Grundfläche dürfte bei mehreren 1000 Quadratmetern liegen: „Die Immobilie hat eine 1-A-Lage mit unverbaubaren Alsterblick und liegt nur wenige hundert Meter von der Innenstadt entfernt. Dementsprechend groß dürfte das Interesse von Investoren an diesem Objekt sein“, sagte Branchenexperte Lothar Schubert. Der Projektentwickler ist Geschäftsführer der DC Commercial, einer Tochter der Dahler & Company Group GmbH. Das Gebäude sei ideal für eine gewerbliche Nutzung geeignet, sicherlich gebe es bei Unternehmen großes Interesse, an dieser populären Adresse ihren Firmensitz zu haben. Auch ein Umbau zu Luxuswohnungen sei denkbar, denn die Nachfrage nach direkter Alsterlage sei groß, so Schubert weiter.
Auch ein kleines Luxushotel wäre an diesem Standort denkbar. Internationale Ketten, die Interesse an Hamburg haben, dürften die Alsterlage bevorzugen.
Der Konsularstandort Hamburg ist für die Amerikaner etwas ganz Besonderes: Denn in der Hansestadt wurde 1790 die erste diplomatische Vertretung der USA in den deutschen Ländern eröffnet. Das „Amundsen-Haus“ in der HafenCity ist der 35. Standort in der Geschichte des Generalkonsulats in Hamburg. Der Konsulardistrikt, der von Hamburg aus derzeit von der amtierenden Generalkonsulin Nancy Corbett betreut wird, reicht von Bremen über Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. In diesen Bundesländern leben ungefähr 20.000 amerikanische Staatsbürger, davon 2800 in Hamburg.