Von wegen freie Fahrt auf der neuen Fahrrad-Autobahn. Weil die Amerikaner offenbar doch in dem „Weißen Haus“ an der Alster bleiben wollen, müssen Radfahrer an den Absperrungen vorbeigeleitet werden.

Hamburg. Eigentlich war alles perfekt geregelt: Als in der vergangenen Woche die Bauarbeiten für die neue Fahrrad-Autobahn Hamburgs starteten, schien der Auszug des US-Generalkonsulats aus der weißen Villa an der Außenalster noch ausgemachte Sache zu sein. Die Folge: viel Platz am Harvestehuder Weg für Hamburgs Radler-Highway. Autos dürfen aus Sicherheitsgründen an dieser Stelle der westlichen Uferseite schon seit Jahren nicht mehr fahren.

Doch nun könnte der schöne Plan hinfällig sein. Die Amerikaner wollen nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung offenbar an ihrem Stammsitz bleiben. Noch vor drei Monaten war über einen Umzug ins Brahmsquartier am Holstenwall spekuliert worden, nachdem das Personal der amerikanischen Vertretung in den vergangenen Jahren deutlich reduziert worden war. Auch soll schon ein Makler mit dem Verkauf beauftragt worden sein.

Jetzt heißt es: Die Sicherheitsbedenken seien zu groß, zu gering dagegen das Interesse von Käufern, das 1882 vom Hamburger Architekten Martin Haller gebaute Gebäude für einen Millionenbetrag zu erwerben. Die Traumvilla ist renovierungsbedürftig. Also alles zurück auf Anfang. Statt Umzug sollen die Konsulatsmitarbeiter jetzt zusammenrücken, damit zusätzliche Mieter im „Weißen Haus“ die Unterhaltskosten senken.

Für das westliche Alsterufer bedeutet das: Die Absperrung vor dem Gebäude bleibt. „Das wäre eine für Radfahrer sehr unattraktive und überdies gefährliche Lösung“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende des Fahrradclub ADFC, Dirk Lau. Der Fahrradverkehr müsste weiter an dem Gebäude vorbei auf den Bürgersteig geleitet werden, und zwar in beiden Richtungen auf sehr engem Raum. „Den Titel ,Fahrradstraße‘ hätte ein solche Verkehrsführung kaum verdient“, so Lau.

Auch der Eimsbütteler Bürgerschaftsabgeordnete Till Steffen (Grüne) befürchtet einen Engpass beim Ausbau der Fahrradstraße. „Die Absperrung ist nicht ganz optimal, aber vertretbar“, so der Radfahrexperte.

Bei der Verkehrsbehörde sieht man die Sache gelassen. „Es ändert sich nichts“, sagte Sprecherin Helma Krstanoski. Die besondere Situtation vor dem US-Konsulat sei bei die Planungen berücksichtigt worden. „Da wird man eine Lösung finden.“

In der vergangenen Woche hatten die Bauarbeiten für die erste Fahrradstraße an der Alster begonnen. Sie soll 1,2 Kilometer lang, bis zu 6,5 Meter breit und 1,5 Millionen Euro teuer werden. Geplant sind zwei zentrale Fahrradachsen an der Außenalster. Nach und nach sollen insgesamt 60 Prozent der mehr als sieben Kilometer langen Uferstrecke zu Fahrradstraßen werden.

Der Plan: Vorhandene Fahrbahnen werden – wie nun am Harvestehuder Weg – neu asphaltiert, umgewidmet und mit entsprechenden Markierungen und Schildern versehen. Autos (und Stadtrundfahrtbusse) dürfen dort nur noch im Anliegerverkehr mit Tempo 30 fahren, Fuß- und Radwege werden räumlich getrennt. Derzeit nutzen jeden Tag 4400 Radfahrer und 3500 Autofahrer den Harvestehuder Weg.

Während der Bauarbeiten gilt zwischen Alter Rabenstraße und Anglo-German Club bis zum 19. November eine Einbahnstraßenregelung Richtung Norden, danach wird bis zum 9. Dezember voll gesperrt.