Die Stadt erhofft sich höhere Gebote von Investoren für einen Neubau an gleicher Stelle. Müssen die Häuser als Zeit-Dokument erhalten bleiben oder muss der Schandfleck weg?
Hamburg. Die vier sogenannten City-Hochhäuser gegenüber dem Hamburger Hauptbahnhof, in denen derzeit noch das Bezirksamt Mitte untergebracht ist, sollen abgerissen werden. Das empfiehlt die Finanzbehörde in einem Drucksachenentwurf, der dem Abendblatt vorliegt. Damit setzt sich die Behörde darüber hinweg, dass die in den 50er-Jahren gebauten Gebäude am Klosterwall unter Denkmalschutz stehen. Der Senat muss noch zustimmen.
Hintergrund ist eine in Kürze anstehende Ausschreibung des „Filetgrundstücks“ in der City. Das Bezirksamt Mitte will im Jahr 2018 mit ihren rund 1000 Mitarbeitern in einen Neubau an den Schultzweg unweit des Hauptbahnhofs umziehen. Mit einer schon vorab erteilten Erlaubnis des Senats zum Abriss der City-Hochhäuser soll möglichen Investoren, die ein Angebot unterbreiten, Planungssicherheit gegeben werden. Die Stadt erhofft sich dadurch auch deutlich höhere Gebote.
Bereits bei einer ersten Ausschreibung im Jahr 2012, die dann gestoppt wurde, gab es für die Variante „Abbruch und Neubau“ mehrere Gebote von mehr als 30 Millionen Euro. Jetzt rechnet die Finanzbehörde mit noch mehr Geld. „Aufgrund der derzeit günstigen Finanzmarktsituation ist für diese Variante nunmehr von einem höheren Erlös auszugehen, der die Gebote für eine Sanierungsvariante um einen geschätzten zweistelligen Millionenbetrag übersteigen wird“, heißt es in dem Drucksachenentwurf.
Der CDU-Fraktionschef im Bezirk Mitte, Gunter Böttcher, kritisiert die Pläne scharf: „Der Hamburger Senat muss vorbildhaft mit seinen Denkmalen umgehen. Er darf die denkmalgeschützten City-Hof-Hochhäuser nicht allein finanziellen Mehreinnahmen opfern.“
Auch ein Gutachten der Kulturbehörde, die für den Denkmalschutz zuständig ist, spricht sich für den Erhalt der Häuser aus: „Die Erhaltung des Komplexes City-Hof liegt im öffentlichen Interesse aus geschichtlichen Gründen als unübersehbares und an bedeutender Stelle des Innenstadtrandes und dem Eingang zur Hamburger Innenstadt platziertes Dokument zeitgemäßer Nachkriegsarchitektur und des Nachkriegsstädtebaus in Hamburg.“
SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf kontert: „Wenn der Senat den Abriss der denkmalgeschützten City-Hochhäuser beschließt, ist das eine richtige Entscheidung. Denn diese hässlichen Bauten sind nicht mehr zeitgemäß.“ Der Standort am Klosterwall sei der Eingang zur Stadt und werde von einer Neuentwicklung profitieren.