Der Neubau sei oft günstiger als Sanierung, sagen Eigentümer. Pläne zum Abbruch gibt es für die City-Hochhäuser am Klosterwall oder jüngst für das markante Hermes-Hochhaus in Altona.

Hamburg. 1996 wurde das erst 30 Jahre alte Iduna-Hochhaus am Millerntorplatz spektakulär gesprengt, gerade rammte eine Abrissbirne die legendären Esso-Häuser an der Reeperbahn nieder. Pläne zum Abbruch gibt es für die City-Hochhäuser am Klosterwall oder jüngst für das markante Hermes-Hochhaus in Altona. Und auch in der ABC-Straße in der Neustadt knabbern Spezialgeräte zurzeit ein ehemaliges Bankgebäude weg. Es war erst Mitte der 80er-Jahre eingeweiht worden. Immer wieder werden in Hamburg große, stadtbildprägende Häuser für Neubauten abgerissen, obwohl sie erst eine Lebenszeit von wenigen Jahrzehnten aufweisen. Ist die Bausubstanz so schlecht – oder sind es eher Rendite-Erwartungen im Immobilienboom, die Eigentümer oder Projektentwickler schnell einmal zum Telefon greifen lassen, um einen Abbruchunternehmer anzurufen?

Offensichtlich sind die Gründe vielschichtig. Claas Gefroi, Öffentlichkeits-Referent der Hamburgischen Architektenkammer, weist etwa auf die unterschiedliche Qualität hin: Bei Gebäuden, die relativ kurz nach dem Krieg gebaut worden waren, könne die Substanz heute schon oft nicht mehr den Anforderungen entsprechen. Die damalige Materialknappheit mache sich dann bemerkbar oder auch eine Bauweise, die an statische Grenzen ging. Gebäude der 70er-Jahre hingegen – wie das Hermes-Hochhaus – seien in der Regel „solide und gut gebaute Häuser“. Zwar wurde nach der Ölkrise bereits an den Energiebedarf der Gebäude gedacht, allerdings würden viele dieser Häuser nicht den heutigen sehr hohen energetischen Ansprüchen genügen. Gleichwohl gebe es auch in Hamburg gelungene Beispiele einer erfolgreichen Sanierung. So zum Beispiel an den Mundsburg-Türmen oder auch beim Unilever-Hochhaus in der Neustadt. Das Gebäude durfte allerdings um zwei Etagen aufgestockt werden – was die Sanierungskosten dann relativiert haben dürfte.

Doch nicht immer lohnt sich eine teure Sanierung. Gerade in den 70er-Jahren habe man viel Glas und Aluminiumfenster verbaut, was sich heute in hohen Energiekosten niederschlägt, sagt der Vorsitzende des Hamburger Grundeigentümerverbandes Heinrich Stüven. Viele Bürobauten in der City-Nord etwa seien daher kaum noch zu vermieten. Eine Sanierung müsse dann sehr umfangreich sein, was sie auch sehr teuer mache. „Dann kann es sich schon lohnen, lieber gleich in einen Neubau zu investieren“, sagt Stüven. Diese Erfahrung hat der Verband selbst schon gemacht. 2003 zog er in einen Neubau und ließ sein altes Gebäude in der Innenstadt abreißen. Nur 30 Jahre, nachdem es bezogen worden war.