Die Bayerische Hausbau und der Bezirk Mitte können sich nicht über den Anteil an Sozialwohnungen im Neubau einigen. Der Abriss schreitet planmäßig voran.

Hamburg. Nach dem Abriss der Tankstelle wird zur Zeit im Inneren der Esso-Häuser der Abriss vorbereitet: Dämmmaterialien, Türen und anderes werden entfernt. Laut des Sprechers der Bayerischen Hausbau sollen demnächst die größeren Maschinen anrollen: „Wir sind mit dem Abriss im Zeitplan und werden nach derzeitigem Stand Mitte April damit fertig sein“, sagt Unternehmenssprecher Bernhard Taubenberger. Einen genauen Termin für die Bagger gebe es aber noch nicht.

Der bereits eskalierte Streit zwischen der Bayerischen Hausbau und dem Bezirk konnte noch nicht beigelegt werden, wie beide Seiten am Donnerstag dem Abendblatt bestätigten. Während der Investor nur 30 Prozent Sozialwohnungen in den Neubau integrieren will, will der Bezirk nicht von der Minimalanforderung von 50 Prozent günstigem Wohnraum abweichen. Zu diesen Konditionen will der Investor jedoch nicht bauen, zuletzt stand gar im Raum, dass er den Bauplatz ganz leerstehen lassen will und es mitten auf der Reeperbahn eine riesige Baulücke geben könnte.

„Wenn die Politik auf 50 Prozent besteht, werden wir an dieser Stelle nicht bauen“, hatte Unternehmenssprecher Taubenberger dem Abendblatt bereits vor kurzem gesagt. Alles andere sei wirtschaftlich nicht darstellbar.

Bernhard Taubenberger und Bezirksamtsleiter Mitte, Andy Grote, beteuerten zwar, dass die Gespräche noch liefen, von Seiten des Vorsitzenden der SPD-Bezirksfraktion Hamburg-Mitte hört es sich eher so an, also ob diese momentan auf Eis liegen würden: „Wir stehen gerne für Gespräche im Rahmen des Beschlusses der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte vom 23.02.12 bereit“, sagte Falko Droßmann. In dem Beschluss steht bereits, dass in einem Neubau verbindlich die Hälfte des Raums Sozialwohnungen sein müssen.

Davon rückt der Bezirk nicht ab - und verhält sich damit nach Meinung der Hamburger richtig: In einer Umfrage auf abendblatt.de sprechen sich 85 Prozent der Leser dafür aus, dass der Senat auf diesem Standpunkt beharren sollte.

Im Dezember mussten die letzten 120 Bewohner die Gebäude fluchtartig verlassen, weil Einsturzgefahr drohte. Ihnen soll ein Recht auf Rückkehr eingeräumt werden. Der Komplex ist allerdings in der Debatte um Stadtentwicklung und Verdrängung zu einem Symbol in Hamburg geworden, viele Initiativen fordern den Erhalt oder einen Anteil von 100 Prozent Sozialwohnungen.

Darunter ist auch die „Initiative Esso Häuser“, die pünktlich zum Abrissbeginn bald eine Langzeitdokumentation über die Esso-Häuser vorstellen will. „Auf der Dokfilmwoche werden Teile der Dokumentation erstmalig in einem Werkstattgespräch gezeigt. Freunde einladen, hingehen, mitdiskutieren!“, heißt es auf der Facebook-Seite der Initiative. Die Dokumentarfilmwoche Hamburg findet vom 9. bis 13. April 2014 statt.