Die Bayerische Hausbau lehnt die Forderung des Bezirks Mitte nach 50 Prozent Sozialwohnungen an der Stelle der maroden Esso-Häuser entschieden ab. Notfalls werde man abreißen, ohne neu zu bauen.
Hamburg. In wenigen Tagen will die Bayerische Hausbau mit dem Abriss der umstrittenen Esso-Häuser auf St. Pauli beginnen – doch wann und ob ein Neubau entsteht, ist derzeit noch völlig offen. Der Bezirk fordert einen Anteil von 50 Prozent Sozialwohnungen, das Unternehmen will nur rund 30 Prozent bauen.
„Wenn die Politik auf 50 Prozent besteht, werden wir an dieser Stelle nicht bauen“, versicherte Unternehmenssprecher Bernhard Taubenberger am Freitag gegenüber dem Abendblatt. Alles andere sei wirtschaftlich nicht darstellbar.
Den Vorwurf einer Erpressung wies der Sprecher zurück. Bereits vor zwei Jahren, als der zuständige Bezirk Mitte seine Forderung für einen 50-Prozent-Anteil beschlossen hatte, habe sein Unternehmen diese Position deutlich gemacht. Taubenberger: „Wir werden nicht bauen, wenn von Anfang an klar ist, dass wir kein Geld verlieren.“
Mehrere SPD-Vertreter hatten die Position der Bayerischen Hausbau als unlauteres Druckmittel gewertet. „Wir lassen uns von keinem Investor erpressen“, wird Mitte-Fraktionschef Falko Droßmann in der taz zitiert.
Initiative will 100 Prozent Sozialbau
Die Bayerische Hausbau hatte die Häuser mit der bereits abgerissenen Esso-Tankstelle 2009 gekauft. 19 Millionen sollen dabei geflossen sein, die Summe wurde aber nie offiziell bestätigt. Im Dezember mussten die letzten 120 Bewohner die Gebäude fluchtartig verlassen, weil Einsturzgefahr drohte.
Ihnen soll ein Recht auf Rückkehr eingeräumt werden. Der Komplex ist allerdings in der Debatte um Stadtentwicklung und Verdrängung zu einem Symbol in Hamburg geworden, viele Initiativen fordern den Erhalt oder einen Anteil von 100 Prozent Sozialwohnungen.
Ironische Kommentare im Internet
Im Internet wurde die erneut harte Position des Investors mit Unverständnis, aber auch Ironie zur Kenntnis genommen. Die Bayerische Hausbau zeige nun ihr wahres Gesicht, schrieb ein Facebook-Mitglied auf der Seite der „Initiative Esso-Häuser“.
Ein anderer User orakelte angesichts einer drohenden Baulücke mitten auf dem Kiez: „Dann bekommt die Republik St. Pauli ein Green Island - Naherholung im Gefahrengebiet immer freitags und samstags in der Zeit von 18 Uhr bis Sonnenaufgang.“