Mehrere Gruppen liefen auf die Straße und zogen Absperrungen darauf. Drei Aktivisten in Gewahrsam genommen. Auch an den nächsten Tagen erwartet die Hamburger Polizei neue Protestaktionen.
Hamburg. Neue Nacht, nächste Randale: Rund 170 Menschen haben am Sonntagabend die Polizei in Hamburg in Atem gehalten. Wie die Beamten mitteilten, behinderten die Aktivisten rund um den Dammtorbahnhof den Verkehr, indem sie in Gruppen auf der Straße liefen oder Baustellenabsperrungen auf die Fahrbahn zogen.
Drei Menschen wurden kurzzeitig in Gewahrsam genommen, 71 Aktivisten erhielten einen Platzverweis. Sie hatten sich über soziale Netzwerke verabredet, um gegen Kontrollen afrikanischer Flüchtlinge durch die Polizei zu protestieren.
Bereits am Sonnabend hatten etwa 70 teils maskierte Linksradikale im Alsterhaus am Jungfernstieg randaliert. Sie warfen Regale um, beschädigten Türen und zerstörten Taschen und Parfümflacons.
Der Sachschaden beläuft sich auf mehr als 6000 Euro. Verletzt wurde niemand. Die Polizei geht davon aus, dass die gewalttätige Aktion Teil der anhaltenden Proteste gegen die Kontrollen der sogenannten Lampedusa-Flüchtlinge war.
Bereits gegen 16 Uhr hatten sich knapp 30 schwarzgekleidete Autonome auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz in der Altstadt versammelt. Zunächst löste sich die Gruppe wieder auf, eine halbe Stunde später erschienen dann mehr als doppelt so viele Randalierer an der Binnenalster und stürmten in das Alsterhaus. Dann flüchteten sie Richtung Gänsemarkt. Ein Vertreter des Kaufhauses stellte Strafanzeige.
Auch an den nächsten Tagen erwartet die Hamburger Polizei neue Protestaktionen. Auf einer Internetseite kündigten Aktivisten der Roten Flora (Schanzenviertel) indirekt an, eine Bürgerveranstaltung mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Dienstag in Stellingen zu stören. Die grüne Bürgerschaftsfraktion lud für heute Sprecher der Lampedusa-Flüchtlinge ins Rathaus ein.
Etwa 80 Afrikaner leben seit Juni in der St.-Pauli-Kirche. Sie sind nach eigenen Angaben vor dem Bürgerkrieg in Libyen nach Italien geflüchtet, von wo sie weiter nach Deutschland reisten. Sie fordern ein Bleiberecht in Hamburg. Der Senat verlangt, dass sie individuelle Anträge stellen.