Hamburg. Im Werkkatalog der Stararchitekten trägt Hamburgs neues Konzerthaus die Projektnummer 230. Mittlerweile sind sie bei Nr. 457.
Obwohl viele ihrer Gebäude sehr oft Kunst beinhalten und präsentieren, sind auch diese Hüllen selbst schon Kunst statt nur Bau. Jacques Herzog und Pierre de Meuron sind Raumummantelungs- Künstler. Sie bauen stets nur so, wie es dem jeweiligen Standort, der Funktionsbeschreibung und der Inspiration entspricht, die von ihm ausgeht. Das beginnt beim Ehrgeiz, die Umgebung als ästhetische Bezugsgröße in die Planung einzubeziehen, und endet noch längst nicht bei der Detailversessenheit, mit der diese Architekten ihre Fassaden und Materialien zu hoch komplizierten Spezialanfertigungen hochzüchten. Und damit wohl so manchen Zulieferer an den Rand des Wahnsinns treiben dürften.
In den Jahren nach ihrem Entwurf der Elbphilharmonie sind sie trotz der sich auftürmenden Probleme in Hamburg natürlich nicht untätig gewesen. Viele Mitarbeiter in der Firmenzentrale am Rheinufer in Basel, Büros in aller Welt, millionenschwere Aufträge aus aller Welt – die Kreationen-Maschine muss weiterlaufen, das Niveau und das Prestige der Stararchitekten muss tunlichst lückenlos gewahrt und gemehrt werden. Die Branche ist erbarmungslos, die Investoren können wählerisch sein und geschmäcklerisch sowieso, In-Architekten können ganz schnell kommen und gehen.
Im Video: Rundgang auf der Elbphilharmonie-Plaza:
Ein Opus von HdM ist in aller Regel nicht günstig zu haben. Doch im Preis enthalten ist immer auch die Gewissheit architektonischer Haute Couture. Das Konzerthaus in der Hamburger HafenCity hatte die Projektnummer 230, es folgten Aufträge aus so ziemlich allen Genres: viele Museen, denn durch Solitäre wie das Tate Modern in London wurden Herzog & de Meuron weltweit bekannt. Dazu kamen Prestige-Immobilien, preislich weit oberhalb von sozialem Wohnungsbau. Firmensitze mit ikonischer Strahlkraft, die dem Rest der Business-Welt entgegenrufen, wie unverwechselbar und selbstbewusst sie sind. Viele Gebäude, die mehrere Funktionen in sich vereinen. Universitätsgebäude, in denen die körperliche Anwesenheit auch bei Leistungsdruck Vergnügen bereiten kann.
Aber auch leisere Projekte wie das Musée Unterlinden in Colmar für altdeutsche Meisterwerke. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die Schweizer Stararchitekten in München zu Wettbewerbs-Kandidaten gekürt wurden. Dort soll – nach jahrelangem Eiern und Streiten – tatsächlich ein neues Konzerthaus gebaut werden. Vorgegeben wurde noch nichts, klar ist allerdings jetzt schon eines: Spektakulär soll es werden.