Hamburg. Vertrag erfüllt: Knapp zehn Jahre nach der Grundsteinlegung ist das Hamburger Jahrhundertbauwerk endlich fertig.
Auf diesen Tag haben sehr viele sehr lange hingearbeitet: Am heutigen 31. Oktober ist die endgültige Abnahme der Elbphilharmonie. Es ist der letzte Vertragstermin zwischen der Stadt und dem Baukonzern Hochtief, der knapp zehn Jahre nach der Grundsteinlegung im April 2007 erfüllt werden muss.
Mit der Abnahme erklärt die Stadt als Bauherr, dass sie das Bauwerk akzeptiert und keine wesentlichen Mängel mehr bestehen. „Wir sind mit der Bauleistung von Hochtief sehr zufrieden und blicken dem heutigen letzten Abnahmetermin sehr optimistisch entgegen“, lässt Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde keinen Zweifel, dass die Abnahme heute erfolgen wird.
Der Abnahmeprozess in der Elbphilharmonie läuft bereits seit Wochen. Unabhängige Sachverständige prüfen sämtliche Bauleistungen und listen Mängel auf, die noch beseitigt werden müssen. Behörden prüfen Aspekte von Brandschutz und Sicherheit, dazu gehörte auch die erfolgreiche Durchführung von Evakuierungsübungen durch die Feuerwehr. Vertreter der städtischen Realisierungsgesellschaft ReGe als Bauherr sowie von HamburgMusik als Nutzer des Gebäudes sind ebenfalls in den Abnahmeprozess eingebunden.
Genau wie die Architekten von Herzog & de Meuron. Sie wurden nach der Neuordnung des Vertrages dem Baukonzern untergeordnet, behielten aber „zur Sicherstellung der Einhaltung des hohen architektonischen Anspruchs“ die künstlerische Oberleitung. Und stellten nun fest, dass die Qualität mit dem sogenannten HdM-Label eingehalten wurde.
Im Video: Rundgang auf der Elbphilharmonie-Plaza:
Die Neuordnungsvereinbarung, also Nachtrag 5, hatte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mit Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes im Dezember 2012 ausgehandelt. Im Frühjahr 2012 hatte sich das spanische Bauunternehmen ACS die Mehrheit am Essener Baukonzern gesichert und Fernández Verdes wurde neuer Hochtief-Vorstand. Wichtigste Eckpunkte: Aus zwei getrennten Verträgen mit dem Generalplaner Herzog & de Meuron und dem Generalunternehmer Hochtief wurde endlich ein einziger Vertrag mit dem Baukonzern. Die Architekten wurden „enthaftet“, Hochtief übernahm die Garantie für alles, was bis dahin gebaut und noch zu bauen war. Und verpflichtete sich, keine Forderungen mehr zu erheben.
Das Hochtief-Honorar stieg noch einmal um fast 200 Millionen – von 378 auf 575 Millionen Euro. Davon entfielen aber 35 Millionen auf die Architekten, die damit insgesamt 94 Millionen Honorar erhielten. Die Gesamtkosten für die Stadt stiegen mit der Neuordnung auf 789 Millionen Euro.
Nachtrag 5 wurde am 19. Juni 2013 nach hitziger Debatte in der Bürgerschaft gegen die Stimmen von CDU, Grünen und Linken – die FDP enthielt sich – von den Sozialdemokraten beschlossen. Unmittelbar danach wurden die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Feste Zwischentermine wurden vereinbart, die auch eingehalten wurden. September 2013: Fertigstellung 3-D-Planung Großer Saal und Vorlage des Sicherheitskonzepts für das Gesamtgebäude. November 2013: Fertigstellung Rohbau. Mai 2014: Fertigstellung Elementfassade. August 2014: Fertigstellung der Dichtungsebene Dach (regendicht). April 2015: Fertigstellung Hotel sowie Technikbereich Großer Saal. Januar 2016: Fertigstellung Weiße Haut. Am 30. Juni 2016 fand vertragsgemäß die Übergabe des Konzertbereichs statt.
„Die vergangenen dreieinhalb Jahre haben gezeigt, dass die Neuordnung sehr gut funktioniert hat“, sagt Isermann.