Hamburg. Lisa Ippolito und Max Schön haben ihre eigene Süßigkeitenfirma gegründet: Nalu. Was ihre Gummitierchen so besonders macht.

Der Gang in den Supermarkt ist für Lisa Ippolito (22) und Max Schön (33) in diesen Tagen etwas surreal. Nicht etwa, weil der vorweihnachtliche Wahnsinn in den Läden ausgebrochen ist, vielmehr, weil sie immer noch nicht glauben können, was sie beim Schlendern durch den Süßigkeitengang sehen. Das Pärchen aus Hamburg-Niendorf hat Gummibärchen aus seiner eigenen Manufaktur auf den Markt und in die Läden gebracht.

Wobei das Wort Gummibärchen nur bedingt stimmt. Unter dem Label Nalu verkauft das Duo süße Schildkröten mit Pfirsichgeschmack und Fische mit Rote-Beeren-Note. „Es ist schon richtig cool, unser eigenes Produkt im Supermarkt zu sehen. Gerade wenn Leute sich dann auch wirklich Packungen in den Einkaufskorb packen und es plötzlich ausverkauft ist“, sagt Schön.

Im November wurden die ersten Produkte des Haribo-Konkurrenten „made in Hamburg“ ausgeliefert. Dank einer Kooperation mit dem Rewe-Supermarkt des ehemaligen Trainers des FC St. Pauli, Holger Stanislawski, sind ihre besonderen Süßigkeiten im stationären Handel erhältlich. Ab 1. Januar wird es Nalu, das hawaiianische Wort für Welle, unter anderem auch im Edeka-Supermarkt am Tibarg und in weiteren Supermärkten geben.

Haribo-Konkurrent aus Hamburg-Niendorf: Das macht die Nalu-Gummibärchen so besonders

Die Idee, eine eigene Süßigkeit auf den Markt zu bringen, ist vor knapp zwei Jahren entstanden. „Ich gehöre leider zu der Sorte Mensch, die nicht einfach mal eine Handvoll Gummibärchen isst und dann aufhört. Mein Weg führte so oft in die Küche, bis die Packung leer war“, erklärt Schön.

Die Folge: Der übermäßige Zuckerkonsum sorgte beim gebürtigen Lübecker für Müdigkeit, die erst wieder verschwand, wenn er mit zuckerhaltigen Lebensmitteln gegensteuerte. „Diese Blutzuckerkurvenverläufe waren echt krass, das konnte so nicht weitergehen. Aber auf Naschen verzichten wollte ich auch nicht. Also haben meine Freundin und ich nach Alternativen gesucht.“

NALU GmbH
Bei Süßigkeiten werden Max Schön und Lisa Ippolito einfach schwach. Dass sie nun selbst Gummitierchen auf den Markt gebracht haben, fühlt sich für das Niendorfer Paar immer noch surreal an. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Doch diese Suche gestaltete sich für das Pärchen durchaus schwierig. „Ich beschäftige mich viel mit dem Thema Ernährung, auch ich möchte meinen Zuckerkonsum reduzieren. Es gibt in so vielen Bereichen zuckerarme Alternativen, aber bei Fruchtgummis eben nicht. Also haben wir selbst für eine gesorgt“, erklärt Ippolito.

Naschen ohne Zucker: So erhalten die Süßigkeiten ihren Geschmack

Gesagt, getan. Anderthalb Jahre arbeiteten Ippolito und Schön an der Rezeptur des „gesunden“ Gummibärchens. Die Süße in ihrem Produkt wird durch Stevioglycoside, einen Stoff, der aus der Stevia-Pflanze gewonnen wird, erzeugt. „Stevia hat die hundertfache Süßkraft von Industriezucker“, erklärt Ippolito.

Auch auf künstliche Farbstoffe, Aromen und Schweinegelatine wird bei Nalu komplett verzichtet. Die Farbe der Gummitierchen wird beispielsweise durch Paprika oder Karotte erzeugt. „Bei unseren veganen Gummitierchen haben wir Gelatine durch Kartoffelstärke ersetzt, bei den nicht veganen Produkten nehmen wir Rindergelatine. Der einzige Zuckeranteil ist aus den Ballaststoffen, die in unseren Produkten beinhaltet sind“, sagt Schön.

NALU GmbH
Bislang gibt es bei Nalu Gummi-Schildkröten und Weingummi-Fische. Mittelfristig soll die Produktpalette erweitert werden. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Der Nutri-Score, ein System zur Kennzeichnung des Nährwertprofils eines Lebensmittels, beträgt bei den Süßigkeiten der beiden Niendorfer A, also die beste Wertung. „Wir wollen, dass die Leute mit gutem Gewissen naschen können“, sagt Schön.

Niendorfer Pärchen setzte bei Gummibärchen-Rezeptur auf ChatGPT – mit unappetitlichen Folgen

In den Kochtöpfen der eigenen Küche entstanden dann die ersten Muster, die beim Geschmackstest allerdings mit Pauken und Trompeten durchgefallen sind. „Wir haben ChatGPT gefragt, wie man Gummibärchen herstellt. Also haben wir alle Zutaten bestellt und verrührt. Leider haben wir herausgefunden, dass die KI auch mal danebenliegen kann. Die ersten Versuche waren echt katastrophal. Lecker war wirklich anders“, erzählt Ippolito.

Doch nicht nur das Rezept war eine Herausforderung, auch die praktische Herstellung in Form einer Schildkröte nötigte Schön Kreativität ab. „Ich habe meinen Zahnarzt gefragt“, sagt der Jungunternehmer und lacht. „Er hat einen 3D-Drucker, mit dem er eigentlich Zahnimplantate vorempfindet. Da er aber richtig cool ist, hat er mir eine Schildkrötenform ausgedruckt, die ich dann an den Hersteller geschickt habe“, erinnert sich der 33-Jährige.

Süßigkeitenfirma Nalu: Suche einer Produktionsstätte wurde zur Geduldsprobe

Mittlerweile haben die beiden Niendorfer ihr Unternehmen auf professionelle, aber immer noch familiäre Beine gestellt. „Mein Vater hat uns am Anfang mit seinen Kontakten in die Süßwarenbranche geholfen, meine Schwester hat das Design der Verkaufstüten gemacht. Alle waren sofort Feuer und Flamme“, sagt Schön, der Nalu hauptberuflich betreut. Seine Freundin studiert derzeit noch Public Management und hilft, wo immer sie kann. „Ich betreue unseren Social-Media-Account und bin Seelsorgerin, wenn etwas mal nicht auf Anhieb klappt“, sagt Ippolito.

Wo sie ihre Gummitierchen produzieren, wollen sie nicht verraten, aus Sorge, dass Nachahmer die ohnehin raren Produktionskapazitäten klauen könnten. „Wir dachten, dass wir loslegen können, sobald wir unser Rezept haben. Dem war aber nicht so. Wir haben nicht die sieben, acht Zutaten, die andere Konkurrenten nehmen und die von den Maschinen einfach verarbeitet werden können. Die Produktionsstätte musste schon investieren, damit wir überhaupt unser Produkt herstellen lassen können. Das hat ganz schön Überzeugungsarbeit gekostet“, sagt Schön.

Haribo-Konkurrent aus Niendorf möchte mit Getränkeunternehmen aus Hamburg kooperieren

Und die streng geheime Produktionsstätte wird künftig noch mehr Aufträge aus Niendorf bekommen. Mittelfristig sollen weitere Geschmackssorten auf den Markt gebracht werden. Neben sauren Gummitierchen träumen Ippolito und Schön von einer Kooperation mit einer besonderen Hamburger Marke. „Wir würden gerne Colaflaschen in Zusammenarbeit mit Fritz-Kola launchen. Ich hoffe, dass sie auch Lust darauf haben, das wäre schon ganz geil. Wir wollen ganz hoch hinaus mit unseren Gummitierchen“, sagt Schön.

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Wenn das gelingt, dann will sich das Hamburger Pärchen mit einem – passend zum Namen ihrer Süßigkeitenfirma – ganz besonderen Urlaub auf Hawaii belohnen.