Hamburg. Ab 1. September ist Simeon Beese für den Markt zuständig. Zuletzt gab es oft unzufriedene Kunden. Was der neue Inhaber dagegen tun will.
- Edeka-Markt am Tibarg hat ab 1. September einen neuen Inhaber.
- Simeon Beese plant große Revolution für die Kunden in Niendorf
- Warum ihm das Thema Frischetheke bei Edeka besonders am Herzen liegt.
Simeon Beese ist ein Mann, der mit anpackt. Als das Abendblatt den neuen Inhaber des Edeka-Ladens am Tibarg in Niendorf trifft, überprüft der 35-Jährige gerade penibel die Bestückung der Kühlregale. „Ich gehe auch hinter die Theke und an die Kasse. Da kenne ich nichts. Ich will mir von allem einen Überblick verschaffen“, sagt der gebürtige Hamburger, der ab 1. September den traditionellen Supermarkt in der Fußgängerzone von Bert Meyer übernimmt. „Ich freue mich riesig auf die neue Aufgabe. Wir haben hier viele Stammkunden, die über Jahrzehnte herkommen. Die Niendorferinnen und Niendorfer sind total nett“, sagt Beese, der bereits seit anderthalb Monaten regelmäßig im Laden ist.
Erste Erfahrungen als Marktleiter hat der Hamburger bei Edeka in Osdorf gesammelt. Unter seiner Leitungen arbeiteten 120 Mitarbeiter in dem 2700 Quadratmeter großen Laden. Im Oktober vergangenen Jahres hat sich Beese dann um das Geschäft am Tibarg beworben, als klar war, dass sich die Familie Meyer von dem nur 590 Quadratmeter großen Laden trennen wird. Zuletzt hatte sich Edeka vor allem auf größere Märkte fokussiert.
Edeka am Tibarg: Neuer Inhaber hat sechsstelligen Betrag in den Kauf des Supermarktes investiert
Ist der Supermarkt in Niendorf schlicht zu klein geworden? „Nein, für ein Innenstadtgeschäft ist der Laden durchaus praktikabel. Der Standort ist optimal für einen Existenzgründer, da haben wir uns entschlossen diesen Standort an einen neuen Kaufmann, im Rahmen unserer Genossenschaft, abzugeben“, erklärt Jörg Meyer, Chef des Familienunternehmens Edeka-Meyer.
Und da schlug Simeon Beese sofort zu. In den vergangenen acht Jahren wuchs in ihm der Traum vom eigenen Supermarkt. Auch wenn er dafür einen hohen sechsstelligen Betrag in die Hand nehmen musste. „Edeka ist eine Genossenschaft. Ich kaufe also den gesamten Warenbestand zum Einkaufspreis sowie die Geschäftsausstattung. Die Finanzierung läuft über zehn Jahre zu wirklich guten Konditionen, und ich bin vom Erfolg des Ladens überzeugt. Die Umsätze sind gut. Aber ich muss schon auch noch ein wenig in die Modernisierung investieren. Teilweise ist die Technik hier 50 Jahre alt“, sagt Beese.
Um sich ein Bild von dem Edeka am Tibarg und seinen zukünftigen Kunden zu machen, war Beese selbst zum Testkauf im Laden. Er wollte einfach mal „die andere Seite“ testen, schauen, wer so am Tibarg einkaufen geht und wie gut der Supermarkt sortiert ist. „Ich wollte Ricotta kaufen, das gab es aber nicht. Ich dachte mir, dass es ein ziemlich schlechtes Sortiment ist. Als dann auch noch die Frischetheke geschlossen hatte, war mir klar, wo ich nach der Marktübernahme ansetzen muss“, sagt Beese.
Edeka am Tibarg in Hamburg: Zuletzt gab es viele Beschwerden von Kunden
Damit spricht der neue Edeka-Chef in Niendorf den Kunden aus der Seele. Zuletzt haben sich die Beschwerden in dem traditionsreichen Supermarkt in der beliebten Einkaufsstraße in Niendorf gehäuft. Vor allem das Thema Frischetheke war im Stadtteil in den vergangenen Monaten ein großes Ärgernis.
Regelmäßig mussten die Kunden bereits ab 14 Uhr auf Fleisch, Wurst und Salate verzichten. An machen Tagen blieb die Theke sogar ganz geschlossen. Der Grund: Personalmangel. Allen Mitarbeitern hat Beese ein Übernahmeangebot gemacht. Zwei haben sich dagegen entschieden. Deshalb soll nun personell aufgerüstet werden. „Der Markt steht und fällt mit der Frischetheke. Die Kunden sind verständlicherweise genervt. Viele sind schon älter, nicht mehr so gut Fuß, da ist es natürlich ärgerlich, wenn sie extra für Wurst und Fleisch kommen, aber kein Verkauf stattfindet. Ein Supermarkt ohne Frischetheke? Da würde ich hier auch nicht einkaufen wollen“, gesteht Simeon Beese offen ein.
Auch interessant
Um dem Personalmangel entgegenzuwirken, hat er bereits zwei neue Mitarbeiter eingestellt, auch ein neuer Schlachtermeister, der den gesamten Thekenbereich verantwortet, wurde bereits gefunden. Ab 1. September soll die Theke für Fleisch, Aufschnitt und Salate durchgehend geöffnet haben. Zudem werden die Öffnungszeiten des Supermarktes angepasst. „Bislang haben wir um halb neun aufgemacht und um 19 Uhr geschlossen. Das war noch so ein Relikt früherer Tage. Künftig haben wir von 8 bis 20 Uhr offen. Am Sonnabend werden wir weiter bis 18 Uhr geöffnet haben“, so der neue Edeka-Inhaber.
Edeka-Sortiment umfasst am Tibarg mehr als 8000 Produkte – und soll wachsen
Vor drei Jahren wurde der Laden renoviert, daher stehen keine größeren baulichen Änderungen an. Vielmehr soll der vorhandene Raum besser genutzt und in die Technik investiert werden. Im vergangenen Jahr sorgte ein Stromausfall in Niendorf dafür, dass Edeka große Mengen Lebensmittel entsorgt werden musste . Das soll sich in dem Ausmaß nicht wiederholen.
In den kommenden Monaten wird zudem ein kleiner Backshop in die Verkaufsfläche integriert. Auch ein Mittagstisch soll kommen. „Das Sortiment kann noch deutlich größer werden. Aktuell haben wir mehr als 8000 verschiedene Produkte. Wir werden schauen, welche Spezialitäten die Kunden wollen, die es hier in der Gegend so vielleicht noch nicht gibt“, sagt Beese.
- Tibarg wird Großbaustelle – doch Niendorfer können sich freuen
- Gegen den Trend: Bei diesem Fleischer stehen Kunden Schlange
- Mittagstisch bei Fleischer: Das sind die 5 beliebtesten Gerichte
Zwei Wochen wird der Übernahmeprozess noch dauern, dann ist Simeon Beese endgültig der Herr seines eigenen Supermarktes. Pünktlich zum Monatswechsel soll an dem Gebäude auch die neue Beschilderung mit seinem Namen angebracht sein. Vorgänger Bert Meyer hat den Laden fast 30 Jahre betrieben. Will er ihm nacheifern? „Dann bin ich 65 Jahre alt. Warum nicht? Das wäre schon cool. Aber erst mal will ich damit anfangen, richtig anzupacken“, sagt Beese.