Hamburg. Anwohner in Eimsbüttel fühlen sich „eingesperrt“: Bauzäune erstrecken sich über mehrere Hundert Meter vor ihren Türen. Das sagt der Bezirk.
- Die Bundesstraße in Eimsbüttel wird bis zum Sommer umgebaut, damit Fahrradfahrer dort sicherer unterwegs sein können
- Im Abschnitt Gustav-Falke-Straße bis zum Schlump herrscht auf beiden Seiten Halteverbot
- Gerade ältere und gehbehinderte Anwohner beklagen sich, fühlen sich nicht ernst genommen
Vor der Haustür von Lutz Jaffé und seinen Nachbarn an der Bundesstraße in Eimsbüttel gibt es seit Wochen eine Mega-Baustelle. Weil Fahrradfahrer dort in Zukunft auf einer eigenen Spur fahren sollen, können die Anwohner momentan nicht mehr vor der Tür parken, ja noch nicht einmal halten, um schwere Einkäufe hineinzutragen. Leidtragende sind alte und gehbehinderte Menschen.
Heidi Kesselhut ist seit einem schweren Verkehrsunfall mit einem Radfahrer so stark beeinträchtigt, dass sie ohne Gehhilfen nicht mehr laufen kann. Einkäufe kann die 78-Jährige daher nicht zu Fuß erledigen. Bevor die Baustelle direkt vor ihrem Wohnhaus zwischen Gustav-Falke-Straße und Beim Schlump eingerichtet wurde, konnten sie und ihr Mann Klaus (76) ihre Einkäufe mit dem Auto erledigen. Damit ist es nun vorbei. Vor ihrer Haustür erstreckt sich über mehrere Hundert Meter eine Baustellenabsperrung.
Eimsbüttel: Schwere Einkäufe können die Anwohner nicht mehr mit dem Auto zur Tür fahren
„Die Parkplatzsituation ist hier ja ohnehin schwierig, aber wir konnten doch immer kurz in einer kleinen Haltebucht wenigstens anhalten, um die Einkäufe zu Hause abzustellen“, sagt Heidi Kesselhut. In dem Haus leben viele ältere Menschen, die alle das gleiche Problem haben, weil sie nicht mehr gut zu Fuß sind. „An uns wurde bei der Baustellenplanung überhaupt nicht gedacht.“ Aber auch Passanten haben es an der Bundesstraße schwer, sich im Chaos zurechtzufinden.
Denn: „Selbst Fußgänger können hier kaum die Straßenseite wechseln, weil es wenige Durchgänge gibt“, hat Klaus Kesselhut beobachtet. Wer von der einen Straßenseite auf die andere will, muss zwischen Gustav-Falke-Straße und Beim Schlump eben diese Hunderte von Metern gehen. Gegenüber der Shell-Tankstelle ist zwar ein Durchgang, aber das ist kein offizieller. „Den haben sich die Leute wohl selbst erschaffen“, vermutet Klaus Kesselhut.
Baustelle an der Bundesstraße in Eimsbüttel: „Ich bin richtig sauer und fühle mich eingesperrt“
Verspätet hatten Mitte November die Umbauarbeiten der Bundesstraße in Eimsbüttel gestartet. Da laut Bezirksamt Eimsbüttel kurzfristig noch ein Glasfaserkabel der Telekom verlegt werden muss, werden die Arbeiten vor der Tür von Ehepaar Kesselhut und ihren Nachbarn bis voraussichtlich Mitte Januar andauern. Die gesamten Bauarbeiten an der Bundesstraße mit weiteren Abschnitten werden bis zum Sommer gehen. Am Ende fallen 69 Parkplätze für den fahrrad- und fußgängerfreundlichen Umbau weg.
In dem Wohnblock rund um die Hausnummer 73 leben viele ältere Menschen. „An die wurde bei der Baustelleneinrichtung überhaupt nicht gedacht“, sagt Lutz Jaffé. „Ich bin richtig sauer und fühle mich eingesperrt“, sagt der 75-Jährige. Die Bundesstraße ist derzeit zwischen Gustav-Falke-Straße und Beim Schlump stadtauswärts Einbahnstraße, parken ist dort gar nicht mehr erlaubt. Auf beiden Straßenseiten gilt ein absolutes Halteverbot. „Es ist eine Frechheit, einfach alles abzusperren“, sagt Jaffé. „Egal, wen man dazu fragt, alle sind sauer über diese Baustelle vor der Tür.“
Eimsbüttel: Laut Bezirksamt ist die Baustelle an der Bundesstraße „unumgänglich“
Das Bezirksamt Eimsbüttel macht dagegen darauf aufmerksam, dass die Baumaßnahme so geplant sei, dass die Eingriffe in den Straßenraum so niedrig wie möglich gehalten werden. „Trotzdem ist es unumgänglich, die Baustelleneinrichtung sicher zu gestalten und Halteverbote auszuweisen, um einen sicheren Verkehrsfluss und ein sicheres Arbeiten während der Bauzeit zu ermöglichen. Für Notfälle sind weiterhin Zuwegungen zu den Hauseingängen möglich“, so Bezirksamtssprecher Kay Becker.
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Die Anwohner könnten links und rechts vom aktuellen Baufeld, also auf Höhe der Hausnummern 81 und 65 parken oder im unmittelbaren Umfeld, etwa in der Kippingstraße. „Nur in dieser Bauphase nicht direkt vor der Haustür.“ Becker bietet den Anwohnern Unterstützung an: „Bei Notfällen, wenn gehbehinderte Menschen näher an ihr Haus kommen müssen, machen wir das selbstverständlich möglich. Entweder uns ansprechen oder die Bauleitung vor Ort.“