Hamburg. Im Café Lorenz gibt es derzeit internationale Hausmannskost. Das Abendblatt hat es ausprobiert und weiß, warum ein Opa abgesprungen ist.

Mit dem sogenannten „OmaLiebe Lunch Club“ möchte „Foodtalker“ Boris Rogosch aus Hoheluft-Ost gemeinsam mit Deutschlands ältester YouTube-Köchin Monika Fuchs aus Harvestehude und anderen freiwilligen Köchinnen älteren Semesters Hausmannskost wiederbeleben. Zweimal die Woche stehen deshalb im Café Lorenz in Eimsbüttel Gerichte kochender Omas auf dem Tisch. Ein Opa ist nicht mehr dabei.

Das Hühnerfrikassee wird in einer großen Terrine serviert, der Reis mit Petersilie ebenfalls. Es geht gesellig zu im Café Lorenz an diesem Freitagmittag. Jeder nimmt sich, so viel er oder sie mag. Das inoffizielle Motto hier: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt – wie bei Oma. Monika Fuchs, die regelmäßig Fremde in ihr Wohnzimmer zu einem Charity-Dinner einlädt, hat das besagte Hühnerfrikassee am Vortag in ihrer Küche an der Isestraße nach einem alten Rezept zubereitet. 80 Portionen insgesamt.

Hamburg-Eimsbüttel: „Das Essen ist sensationell gut und weckt Kindheitserinnerungen“

Auch für einen Kochprofi wie sie ist diese Aktion etwas Besonderes. Sie sei schon ein wenig aufgeregt gewesen, berichtet Boris Rogosch. Er betreibt diverse Food-Podcasts und hatte die Idee zu diesem Pop-up-Restaurant. Noch bis zum 20. Dezember ist er mit seinen inzwischen acht kochenden Omas im Café Lorenz zu Besuch. Mittwochs bis freitags von 12 bis 14.30 Uhr kommen traditionelle Gerichte aus Großmutters Küche auf den Tisch, zu relativ günstigen Preisen von durchschnittlich 12 Euro.

Omas kochen
Am Freitag gab es im Café Lorenz in Hamburg-Eimsbüttel Hühnerfrikassee von Monika Fuchs. © Sebastian Fuchs | Sebastian Fuchs

Wie erwartet, schmeckt das Hühnerfrikassee von Monika Fuchs hervorragend. Das findet auch das Pärchen am Nebentisch, ihnen gefällt dieses ganze „Oma-Szenario“: „Das Essen ist sensationell gut“, sagt der Mann. Die beiden möchten ihre Namen nicht nennen. „Das ist eine gute Idee“, ergänzt seine Begleiterin. „Es braucht oft nicht viel mehr als so ein einfaches Gericht. Das weckt Kindheitserinnerungen.“

OmaLiebe Lunch Club: Idee der kochenden Omas laufe gut an

Die Idee der kochenden Omas laufe gut an, sagt Boris Rogosch, der die Omas zum einen aus dem eigenen Bekanntenkreis rekrutiert, so wie etwa seine eigene 85 Jahre alte Mutter. Zum anderen bewerben sich ältere Frauen bei ihm. Gerade führt er ein kurzes Bewerbungsgespräch an der Tür. „Ich lasse mir die Rezepte der Omas zuschicken und dann gucken wir, ob es passt“, erzählt er. Für ihre Kochdienste werden die Frauen als Minijobberinnen eingestellt. Rogosch: „Viele wollen aber kein Geld, dann bekommen sie einen Verzehrgutschein für das Café Lorenz oder wir spenden an den Verein Hamburg Leuchtfeuer.“

Radmila Stankovic zum Beispiel möchte kein Geld, „ich möchte mit meinem Einsatz Menschen helfen, denen es nicht so gut geht“, sagt die 73-Jährige und spendet ihre Bezahlung. Sie ist von der Idee der kochenden Omas begeistert und war sofort dabei. „Ich koche einfach gern und rede auch gern übers Kochen, tausche Rezepte aus“, sagt sie. „So lerne ich auch noch nette Menschen kennen.“

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Die Zutaten müssen die Damen nicht selbst besorgen, ausrechnen und bezahlen, „das übernehmen wir über unsere Lieferanten und rechnen die Mengen hoch“, so Rogosch. Aber so ganz möchte so manche Oma das Zepter nicht aus der Hand geben und besteht auf ihre eigenen ganz speziellen Zutaten von zu Hause. Das ist auch okay. Nicht jeder ist für diesen besonderen Job geeignet. „Ein Opa hat schon wieder hingeworfen, dem war das zu anstrengend, schon frühmorgens kochen zu müssen.“

Café Lorenz, Margaretenstraße
Im Café Lorenz an der Margaretenstraße in Eimsbüttel ist noch bis zum 20. Dezember zweimal in der Woche das Pop-up-Restaurant OmaLiebe Lunch Club zu Gast, mit Gerichten wie bei Oma. © Genevieve Wood | Genevieve Wood

Übrigens gibt es hier nicht nur deutsche Hausmannskost, sondern internationale Oma-Rezepte. So kocht Radmila Stankovic am Mittwoch, 13. November, serbische Bohnensuppe und Klara Hong am Donnerstag Jjimdak, ein koreanisches Hähnchenragout. Für den letzten Tag des Pop-up-Restaurants am 20. Dezember kündigt Boris Rogosch Kartoffelsalat mit Würstchen an, dazu gibt es Rotwein oder Bier. Ganz klassisch eben. Und wer die Gerichte nachkochen möchte, kann sich freuen: Im Anschluss gibt es alle Rezepte als Kochbuch.

„OmaLiebe Lunch Club“, vom 6. November bis zum 20. Dezember, jeden Mittwoch bis Freitag von 12 bis 14.30 Uhr im Café Lorenz, Margaretenstraße 76, Hamburg-Eimsbüttel