Hamburg. Tuyen Pham betreibt unter anderem das Restaurant Bless am Eppendorfer Weg. Eine TV-Doku zeigt seinen beeindruckenden Werdegang.
Seine Mutter starb, als er drei Jahre alt war, mit 14 Jahren kam er als minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling aus Vietnam nach Deutschland, heute ist Tuyen Pham erfolgreicher Unternehmer. Das Restaurant Bless am Eppendorfer Weg in Hamburg-Hoheluft ist seit zwei Jahren in Hamburg und eines von inzwischen neun Restaurants des Wahlberliners. Nun gibt es eine halbstündige Fernsehdokumentation über den ungewöhnlichen Werdegang vom Flüchtling zum erfolgreichen Unternehmer.
Kaum zu glauben, dass dieser Geschäftsmann mit Strohhut, kariertem Mantel und eleganten Slippern einmal sehr arm, ja sogar obdachlos war. Denn der 36-Jährige kam vor mehr als 20 Jahren als Flüchtlingskind nach Deutschland. Heute erwirtschaftet Tuyen Pham mit seinen Unternehmen in Hamburg, Berlin und Vietnam Umsätze in Millionenhöhe. In Berlin betreibt er neun Restaurants, ein zehntes eröffnet im kommenden Monat, in Hamburg gibt es das Bless. Die Fusion-Küche in seinen Restaurants kombiniert vietnamesische und europäische Einflüsse nach dem Vorbild der indochinesischen Küche.
Restaurant Hamburg: Ehemaliger Flüchtling leitet heute ein Gastro-Imperium
Der Weg zum Gastroimperium war hart. Als er drei war, starb seine Mutter. Später wollte ihm sein Vater ein besseres Leben ermöglichen und schickte ihn mit 14 Jahren allein nach Europa. Für Tuyen Pham stand schon damals fest, wohin er möchte: „Ich wollte nach Berlin, das war meine Traumstadt“, sagt er beim Treffen mit dem Abendblatt in seinem Restaurant am Eppendorfer Weg.
Denn Aufnahmen aus Berlin hatte er damals auf einem Schwarz-Weiß-Fernseher gesehen. Doch er sollte erst über einige Umwege in seine Traumstadt gelangen: Über Tschechien brachten ihn Schlepper nach Deutschland, er kam in ein Kinderheim im Erzgebirgskreis und riss immer wieder aus.
Endlich in Berlin angekommen, kam er in einer katholischen Gemeinde mitten in Kreuzberg unter. Jesuitenpater Stefan Taeubner wurde sein Förderer. „Es war ein Ort für Obdachlose, Drogenabhängige und Menschen in Not, aber ich bekam Nächstenliebe und lernte Deutsch. Aber es war kein Ort für einen jungen Menschen wie mich“, erzählt Tuyen Pham in der ARD-Doku „Money Maker“. Pater Stefan vermittelte Pham schließlich in die deutsche Familie Eisenbarth.
Tuyen Pham: „Ich arbeite sehr gern, zahle gern meine Steuern in Deutschland“
Das war eine glückliche Zeit. Da fing der junge Tuyen bereits an, sich neben der Schule über ein Restaurantkonzept Gedanken zu machen. Nur kochen durfte er nicht so häufig, das mochte „Mama“, wie er Barbara Eisenbarth noch immer nennt, nicht so gern. „Die Küche war ihr Bereich“, sagt Tuyen Pham und lacht. Er jobbte in Restaurants, spülte Geschirr, wischte Böden, reinigte Toiletten. Von ganz unten sollte es über die Jahre nach ganz oben gehen.
Als Schüler allerdings hatte er keine Aufenthaltserlaubnis, besuchte eine katholische Schule nur inoffiziell – immer in Angst, nach Vietnam abgeschoben zu werden. Sein Antrag wurde von der Härtekommission abgelehnt. „Während meine Mitschüler Ferien hatten, machte ich Praktika“, berichtet er. Inzwischen hat Tuyen Pham eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.
Heute lebt er in Berlin-Lichtenberg, in einem selbst designten Haus. „Berlin ist meine Heimat“, sagt er. Doch seine Wurzeln vergisst er nicht: „Ich arbeite sehr gern, zahle gern meine Steuern in Deutschland und helfe Benachteiligten.“ Alle zwei Monate reist er nach Vietnam. Dort ist er Teilhaber einer Stahlbau-Firma, die aktuell ein Hotel auf einer Ferieninsel baut. Mit seiner Firma unterstütze er darüber hinaus einige soziale Projekte in Vietnam. „Dafür hat Stefan bei unserer gemeinsamen Reise nach Vietnam schon gesorgt“, sagt er und lacht. „Er hat mir Waisenhäuser von an HIV erkrankten Kindern gezeigt und ein Waisenhaus für Kinder mit Behinderungen, das hat mein Herz sehr berührt.“
Tattoo-Schriftzug erinnert ihn an seinen Lebensweg: „Vergiss nicht, wer dir geholfen hat“
Mittlerweile leben auch seine vier Geschwister in Berlin und betreiben ebenfalls Restaurants, sein Vater (69) kommt regelmäßig zu Besuch. „Vietnam ist meine Heimat, aber den Lebensmittelpunkt habe ich bewusst nach Berlin verlegt“, sagt Tuyen Pham.
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Mit Pater Stefan Taeubner ist er immer noch befreundet. Über ihn hat er auch Hamburg kennengelernt. „Wir besuchten Stefans Mutter in den Sommerferien in Blankenese, sind immer an der Elbe spazieren gegangen.“ Er nennt die 94-Jährige immer noch „Oma“. Tuyen Pham ist dankbar. Das zeigt auch das Tattoo an seinem rechten Arm. Dort steht auf Vietnamesisch: „Vergiss nicht, wer dir geholfen hat.“
Trotz des Erfolges hat er noch einen Traum, den kein Geld der Welt bezahlen kann: „Dass ich eine eigene Familie habe.“
Die Doku „Money Maker“ ist über die ARD-Mediathek abrufbar.