Hamburg. Albertinen Zentrum für Altersmedizin in Schnelsen eröffnet – mit Anschluss an die Klinik. Angebote sind verblüffend und einzigartig.
Bunte Kletterwände in einer geriatrischen Klinik? Sabine Bösl hat mit den verdutzten Blicken gerechnet. „Es geht nicht darum, dass die Patientinnen und Patienten bis nach oben kommen“, erklärt die Leiterin des interdisziplinären Therapiezentrums im Albertinen Krankenhaus im Hamburger Stadtteil Schnelsen. „Aber sie können hier etwas Neues ausprobieren, was sie vorher noch nicht gemacht haben.“ Es gehe um Koordination und Balance. „Laufen ging früher besser, Radfahren auch, hier müssen sie mal nicht mit vorher vergleichen.“ Und es reiche auch, wenn sie nur die untersten Klettersteine erreichten.
Die Kletterwände befinden sich in einem der Therapieräume des nagelneuen Albertinen Zentrums für Altersmedizin. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit wurde der Neubau am Dienstag feierlich eröffnet. Das viergeschossige Gebäude mit 117 Betten und 35 teilstationären Behandlungsplätzen schließt direkt an das Krankenhaus an und soll eine bestmögliche fachübergreifende Behandlung geriatrischer Patientinnen und Patienten dank modernster Ausstattung ermöglichen. Der Neubau ersetzt das etwa zwei Kilometer entfernte Albertinen Haus, das vor genau 44 Jahren seinen Betrieb aufnahm.
Krankenhaus Hamburg: Klinik und Geriatrie liegen in Schnelsen jetzt nebeneinander
„Die Geriatrie beginnt heute in der Notaufnahme. Dort werden die Patienten identifiziert, beispielsweise nach einem Schenkelhalsbruch“, sagt Ralf Zastrau, Geschäftsführer des Albertinen Hauses. Notfallmediziner und Geriater könnten jetzt von Anfang an zusammenarbeiten. Und das auf modernstem Niveau: „Wir haben hier auch ganz andere räumliche Möglichkeiten.“
Bei der Eröffnung scharten sich einige Personen um das Band, das es gemeinsam durchzuschneiden galt: Hamburgs Staatsrat der Sozialbehörde Tim Angerer, Sonja Böseler, die stellvertretende Leiterin des Bezirksamtes Eimsbüttel, der Vorsitzende des Aufsichtsrats und der Vorsitzende der Konzerngeschäftsführung der Immanuel Albertinen Diakonie, Dr. Manfred Radtke und Matthias Scheller. Auch von der Belegschaft waren zwei Kolleginnen dabei: Kirsten Barth, Pflegekraft in der Geriatrie des Albertinen Hauses seit 1980, sowie Assistenzärztin Stephanie Hecht, die dienstjüngste Mitarbeiterin (seit zwei Monaten) im Albertinen Zentrum für Altersmedizin.
Albertinen Zentrum für Altersmedizin hat viele Angebote
Das neue Zentrum für Altersmedizin umfasst unter anderem das zertifizierte Alterstraumazentrum, die Geriatrische Tagesklinik und Geriatrische Institutsambulanz sowie die Therapiebereiche wie etwa Krankengymnastik, physikalische Therapie, Ergotherapie oder Logopädie. Außerdem gibt es Angebote für kognitiv eingeschränkte Patientinnen und Patienten. Auch die Palliative Geriatrie ist in dem Gebäude untergebracht.
Der gesamte Neubau ist laut Geschäftsführer Zastrau auf die speziellen Bedürfnisse von Älteren ausgerichtet. Es gibt große helle Ein- und Zweibettzimmer statt Zimmer mit bis zu vier Betten wie am alten Standort. Jede Etage hat ein eigenes Farbkonzept, um den Patienten die Orientierung zu erleichtern. An den Zimmertüren kleben große Bilder von Tieren und Pflanzen, damit sich die Patienten keine Zimmernummern merken müssen.
In den Badezimmern sind wichtige Elemente leuchtend rot: etwa die Klobrillen, der Handlauf in der Dusche sowie rote Griffe an den Waschbecken. Die Beleuchtung im Gebäude passt sich den Tages- und Nachtzeiten an.
Neben Krankenhaus: Neubau in Schnelsen hat 52 Millionen Euro gekostet
Der Neubau hat rund 52 Millionen Euro gekostet. Er wurde durch Krankenhausinvestitionsmittel der Hamburger Sozialbehörde sowie aus Mitteln des Krankenhausstrukturfonds in Höhe von knapp 34 Millionen Euro gefördert. Die Immanuel Albertinen Diakonie hat sich mit weiteren 18 Millionen Euro an den Baukosten beteiligt.
Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) lobt den Neubau: „Mit dem Albertinen Zentrum für Altersmedizin stärken wir die moderne geriatrische Versorgung am Standort Hamburg. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sind solche speziellen Versorgungsangebote, wie sie das Albertinen Zentrum für Altersmedizin anbietet, ein wesentlicher Beitrag dazu, dass Menschen jedes Alters in Hamburg gut leben können.“
Alterszentrum: Einzigartiges Gerät jetzt auch in Hamburg
Auch Ralf Zastrau schwärmt: „Mit der Eröffnung geht der lang gehegte Traum einer hochmodernen geriatrischen Klinik in unmittelbarer Nähe des Albertinen Krankenhauses in Erfüllung. Dabei war der Umzug einer ganzen Klinik an den neuen Standort ein besonderer Kraftakt. Die Mühe hat sich gelohnt: Wir werden künftig noch bessere Rahmenbedingungen haben, um geriatrische Patientinnen und Patienten wieder zu möglichst großer Selbstständigkeit zu befähigen.“
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Dass man das Albertinen Haus vor über 40 Jahren nicht direkt am Krankenhaus baute, lag seinen Angaben zufolge daran, dass das jetzige Grundstück nicht zur Verfügung stand, „und der Schwerpunkt war ein anderer. Damals bedeutete Geriatrie eher Rehabilitation. Jetzt beginnt man mit der Mobilisierung sofort.“
Neben den Kletterwänden und einem Therapieraum mit modernen E-Gym-Geräten gibt es ein weiteres erstaunliches Gerät im neuen Alterszentrum, auf das die kommissarische Chefärztin Saskia Otte besonders stolz ist: Der sogenannte Pertubationstrainer ist der einzige in einer Hamburger Klinik, sagt sie. Sturzgefährdete Menschen könnten damit ihre Gangsicherheit trainieren.