Hamburg. Eine 60-Jährige soll mit Vollgas über die Kalvslohtwiete gerast sein. Die Polizei hat einen Verdacht, der nun genau geprüft werden soll.
Ein wenig erinnert das Szenario an die skurrilen Schaufenster-Unfälle an der Waitzstraße in Groß Flottbek. Der Schauplatz dieser Irrfahrt lag diesmal aber am anderen Ende der Stadt, in Schnelsen.
Auf der Kalvslohtwiete soll nach Abendblatt-Informationen eine 60 Jahre alte Frau um kurz nach 12 Uhr am Freitagmittag in einer Tempo-30-Zone Vollgas gegeben und dabei das Lenkrad verrissen haben. Dann soll sie in einen Gartenzaun gekracht sein, einen Wagen vom Stellplatz gerammt und diesen gegen den Zaun des Nachbargrundstücks sowie einen Waschbetonkübel geschoben haben. Auf Anfrage bestätigte Polizeisprecher Sören Zimbal den Vorfall, allerdings stünden genauere Erkenntnisse zum Unfallhergang noch aus. Weil es zunächst hieß, dass die 60-Jährige in ihrem Wagen eingeklemmt sei, rückte die Feuerwehr mit einem größeren Aufgebot aus.
Polizei Hamburg: Vorerkrankung? Frau rammt in Tempo-30-Zone Gartenzaun und Auto
Um die Autofahrerin, die nur leichte Verletzungen erlitten hat, kümmerte sich ein Notarzt, dann transportierte sie ein Rettungswagen ins Krankenhaus. Wie Polizeisprecher Zimbal weiter sagte, gebe es Hinweise darauf, dass eine Vorerkrankung der 60-Jährigen Ursache für den Unfall gewesen sein könnte. Dies solle nun weiter untersucht werden.
An der Waitzstraße, einem Unfallschwerpunkt mit stark erhöhten Anteil betagterer Autofahrer, hat es in den vergangenen Jahren mehr als 30-mal gekracht – in den mit Abstand meisten Fällen saßen Autofahrer und Autofahrerinnen im höheren oder hohem Alter hinterm Steuer. Zu solchen Unfällen, bei denen häufig Schaufensterscheiben zu Bruch gehen, kommt es oft beim Ein- oder Ausparken, wenn die Autofahrer in ihren hochmotorisierten Fahrzeugen Gas- und Bremspedal verwechseln.
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Um die Straßen sicherer zu machen, führt die Polizei Hamburg schon seit 2014 nach Unfällen wie in Schnelsen „standardisierte Fahrtüchtigkeitstest“ durch. Seit Jahren gibt es in Deutschland überdies Diskussionen, verbindliche Fahrtüchtigkeitsprüfungen für Autofahrer ab etwa 75 Jahren einzuführen.