Hamburg. Aus für Unterkunft an der Alster offiziell für September geplant. Doch Gespräche dauern weiter an. Das sorgt für Kritik.

Die Unterkunft für Flüchtlinge in Harvestehude sorgt schon seit Jahren für Schlagzeilen. Der Einzug der Geflüchteten ins Nobelviertel, eine Klage von Nachbarn gegen eine langfristige Nutzung, dann das Einknicken der Stadt – immer wieder änderten sich die Pläne für die Einrichtung an der Sophienterrasse. Das Heim muss schließen, hieß es, aber dann starteten erneut Verhandlungen über eine weitere Belegung, als der Flüchtlingsstrom die Stadt zu überfordern schien.

Nun mahnt Carola Ensslen, fluchtpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft, zur Eile. Denn schon Mitte September, so hieß es bisher offiziell, solle die Unterkunft geschlossen werden.

Flüchtlinge in Hamburg: Zukunft der Unterkunft in Harvestehude noch ungewiss

Auch die Sozialbehörde bestätigte das auf eine aktuelle Anfrage des Abendblatts. Damit müssten die Geflüchteten bereits in etwa vier Wochen umziehen. „Wir hoffen aber, dass es eine Lösung geben wird“, sagt dazu Stefanie Lambernd, Pressereferentin der Behörde.

„Mir ist völlig unverständlich, warum es so lange dauert, bis Sicherheit über die Verlängerung der Unterkunft erzielt wird“, kritisiert hingegen Ensslen. „Die Ehrenamtlichen wollen wissen, woran sie sind – und für die Geflüchteten ist diese Lage sehr belastend. Der Senat muss endlich Klarheit schaffen und schnell darüber informieren, wie es nun mit diesem Standort weitergeht.“

Senat: Verlängerung der Laufzeit ist Ziel von Verhandlungen

Derzeit finden noch Gespräche mit den anwaltlich vertretenen Nachbarn statt, die seinerzeit gegen die Unterkunft mit 190 Plätzen in der privilegierten Wohngegend geklagt hatten. Das Ziel sei nun doch eine Verlängerung der Laufzeit, hatte der Senat jetzt auf eine schriftliche Kleine Anfrage der Linken-Fraktion geantwortet.

Doch diese Informationen hatte es bereits vor Monaten gegeben. Damals hatten die Nachbarn, die einst gegen die Unterbringung Geflüchteter geklagt hatten, bereits signalisiert, dass das Heim gut in den Stadtteil eingebunden sei und sich anfängliche Bedenken weitgehend zerstreut hätten. Anwohner hatten sich sogar in der Hausaufgabenbetreuung engagiert und waren zu Gast in der Unterkunft, etwa zum gemeinsamen Kochen.

Das ehemalige Kreiswehrersatzamt ist derzeit eine Flüchtlingsunterkunft. Doch langfristig soll das Gebäude in dem Wohnviertel nahe der Außenalster abgerissen werden.
Das ehemalige Kreiswehrersatzamt ist derzeit eine Flüchtlingsunterkunft. Doch langfristig soll das Gebäude in dem Wohnviertel nahe der Außenalster abgerissen werden. © Klaus Bodig / HA | Klaus Bodig

Angestoßen hatte dieses Engagement die Flüchtlingshilfe Harvestehude, die auch Patenschaften für Familien in der Unterkunft übernommen hat. Der Verein ist nicht in die Verhandlungen eingebunden, ist aber „guter Hoffnung, dass die Gespräche ein gutes Ende nehmen“, heißt es von der Initiative.

Sophienterrasse in Hamburg-Harvestehude: Gebäude muss abgerissen werden

Auch die langfristige Nutzung des Areals an der Sophienterrasse ist derzeit noch unklar. In absehbarer Zeit muss das Gebäude, das ehemalige Kreiswehrersatzamt, abgerissen werden, da es sanierungsbedürftig ist. Die Stadt hatte den klagenden Nachbarn vertraglich zugesichert, dass ein zukünftiger Gebrauch für soziale Zwecke in der Adresslage mit seinen spektakulären Neubauten ausgeschlossen werde.

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Eine neue Immobilie an dem Standort, an dem die Stadt Hamburg als Grundstückseigentümerin auftritt, kann dann beispielsweise nicht für eine Kita oder eine Seniorenresidenz, sondern ausschließlich für Wohnzwecke genutzt werden. Wie viele Einheiten auf dem Areal geplant werden, ob es Sozialwohnungen geben wird, solche Fragen dürften noch in den laufenden Gesprächen diskutiert werden.