Hamburg. Demonstranten hatten das umstrittene Banner im beliebten Hamburger Freibad abgeschnitten. Betreiber lässt sich nicht einschüchtern.
Am Donnerstag herrschte muntere Betriebsamkeit im Kaifu-Bad in Eimsbüttel. Bei herrlichen 27 Grad genossen Hunderte Menschen die Abkühlung im kühlen Nass. Auch auf dem Sprungturm, der in den vergangenen Tagen wegen seiner Bundeswehr-Werbung stadtweite Bekanntheit erlangt hatte, war bei den Besuchern beliebt wie eh und je.
Doch nur 24 Stunden zuvor gab es rund um die Werbung für Personal bei der Bundeswehr großen Ärger. Auf dem Banner in dem beliebten Freibad stehen Sätze wie: „Karrieresprung – Marine kann Meer“ und „Finde deinen Job bei der Marine“. Botschaften, die nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen.
Bäderland Hamburg: Demonstranten entfernen Bundeswehr-Banner im Kaifu-Bad
Kritiker hielten diese Art der Werbung für unangebracht. Auch in der Bezirkspolitik war und ist das Plakat auf Höhe des Dreimeterturms ein großes Thema. „Egal, ob dort die Polizei, die Bundeswehr oder ein Krankenhaus wirbt, es ist ein neutrales Plakat, in das von einigen Menschen gerade sehr viel hineininterpretiert wird“, erklärte daraufhin Michael Dietel, Sprecher von Betreiber Bäderland. Die Werbekampagne läuft aktuell in Freibädern in ganz Deutschland.
Doch dieses Argument wollten einige nicht gelten lassen. Nach einer zunächst friedlichen Demonstration vor dem beliebten Schwimmbad am Kaiser-Friedrich-Ufer am Mittwochvormittag, hatten sich mehrere Teilnehmer abseits des Trubels zu einer Kasse begeben, regulär Eintritt gezahlt und ihren Protest im Inneren fortgesetzt. Mit dabei hatte die Gruppierung eigene Banner, die ihre Haltung in Bezug auf das Plakat der Bundeswehr deutlich machen sollten. Unter anderem hieß es: „Keine Werbung für Töten und Sterben im Kaifu-Bad.“
Hausverbote und Anzeige gegen Demonstranten im Kaifu-Bad
Doch damit nicht genug: Die Protestierenden kletterten auf den Turm, schnitten die Befestigungsseile durch und entfernten das für Kritiker umstrittene Banner. „Wir gestehen jedem seine Meinung zu, aber nicht so, dass andere Gäste belästigt werden. Das ist Sachbeschädigung und Vandalismus. Daher haben wir es zur Anzeige gebracht und Hausverbote ausgesprochen“, erklärt Michael Dietel, Sprecher von Betreiber Bäderland. Zuerst hatte die „Hamburger Morgenpost“ über den Fall berichtet.
Unmittelbar nach der Protestaktion wurde das Plakat im Kaifu-Bad wieder aufgehängt. Besondere Vorkehrungen, solche Vorfälle künftig zu vermeiden, sind nicht geplant. Es ginge schließlich um den Schutz der Badegäste, nicht um den des Plakats, sagt Bäderland-Sprecher Dietel.
Bäderland Hamburg: So wappnet sich das Kaifu-Bad gegen mögliche weitere Protestaktionen
Einschüchtern lassen will sich Betreiber Bäderland von der Protestaktion nicht. „Es ist echt unerhört. Wir gehen ja auch nicht in die Wohnungen der Protestierenden und hängen irgendwelche Fotos ab. Wenn jemand wieder auf die Idee kommen sollte, das Banner abzuhängen, dann hängen wir es eben wieder auf. Zur Not jeden Tag. Das machen wir so lange, wie die Werbeaktion noch läuft. Jeder, der erwischt wird, bekommt eine Anzeige“, erklärt Dietel. Bis zum 8. August wird das Banner am Sprungturm des Kaifu-Bades zu sehen sein.
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Dass das Bundeswehr-Plakat die Menschen vom Sprung ins kühle Nass im Kaifu-Bad abhalten wird, glaubt bei Bäderland niemand. Am Freitag werde schließlich wieder perfektes Freibadwetter in Hamburg erwartet.